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Dyck , Anthonie van.
träts als historischen Gemälden. Unter den ersteren werden besonders: eine Ge-
fangennehmung Christi, von grossartiger Auffassung und breiter Behandlung, eine
Dornenkrönung als meisterlich in Composition, Zeichnung und Colorit, vor allen aber
eine Trauer um den Leichnam Christi, ein Bild voll des tief ergreifendsten Gefühls
und von schöner, tiefer Färbung gerühmt; unter letzteren, von denen die Namen der
dargestellten Personen bekannt sind: die Bildnisse Karl I., Königs von England, zu
Pferd; des Grafen Heinrich van den Berghe, in Bewegung und Ausdruck sehr ener-
gisch, im Colorit prachtvoll; des Heinrich von Nassau, Prinzen von Oranien und
seiner Gemahlin Arnalia von Solms, der Herzogin von Oxford (bez. 1638), des Malers
D. Ryckaertl, des schönen Henri Liberti, Organisten von Antwerpen, und eines
Musikers; endlich aber, alle übertreifend an Wahrheit, Einfachheit und Eleganz, an
sorgfältigster und zugleich geistreichster Ausführung: sein eigenes Porträt und das
des Grafen von Bristol. Unter den etlichen 50 Bildern der Pinakothek zu München
sind besonders hervorzuheben: die Klage um den Leichnam Christi nebst einigen
Wiederholungen; ein heil. Sebastian; Maria mit dem Kinde und dem heil. Johannes;
Christus, einen Gichtlirauken heilend; die im Bade überraschte Susanna; dann das
in Gemeinschaft mit Frans Snyders ausgeführte historische Bild: Heinrich IV. Sieg
über den Herzog von Mayenne in der Schlacht bei Martin d'Eglise; ferner eine Reihe
von Bildnissen, unter denen wir namentlich anführen die des Organisten Liberti in
Antwerpen, der Maler F. Snyders, Johann de Wael und seiner Gemahlin, J. Breughel,
des Bildhauers Colin de Nole, des Kupferstechers Karl Malery, sein eigenes Porträt
und das seiner Gemahlin; endlichyeine Anzahl von Skizzen zu Porträts und Bildern,
grau in grau gemalt; in der Leucht-enbergschen Gallerie; drei schöne Bildnisse, von
denen die der Kinder Karl I. besonders ansprechend. In der Gallerie des Prinzen von
Salerno in Neapel sieht man ebenfalls ein Bildniss des Künstlers und in der Aka-
demie der schönen Künste zu Parma: eine Maria mit dem Kinde. Das Louvre zu
Paris bewahrt 20 Bilder des Meisters, unter denen als die vorzüglichsten gelten:
das Bildniss des Franz von Moncada, Minister Philipp IV. von Spanien, zu Pferd
(wahrscheinlich um 1631 gemalt), das schönste Werk dieser Art, welches aus des
Künstlers Hand hervorgegangen und das an Grösse und Adel des Styls , wie in allem
Einzelnen der Behandlung selbst den Velasquez übertrifft (gest. von Vorstermann
und Raphael Morghen); das Bildniss König Karl I. von England mit seinem
Stallmeister, das beste aller Porträts dieses Fürsten (in den ersten Jahren nach des
Künstlers Aufenthalt in länglarxd, gegen 1635, gemalt (gest. v. Strange, Bonnefoy
und Duparc); die Bildnisse des Präsidenten Richardot (nach der Rückkehr aus
Italien gemalt (gest. v. Massar d); der Clara Eugenie Isabelle von Oesterreich,
Regentin der Niederlande, in der Tracht des von ihr nach dem Tode ihres Mannes
gestifteten geistlichen Ordens (gest. v. Vorstermann, Boutrois, Hondius und
Gaywood); des Herzogs von Richmond; Karl Ludwig I., Herzogs von Bayern, und
seines BruderS Rllpprecht von der Pfalz (gest. v. Meyssens); sein Selbstporträt
(gest. v. Mandel)" und einige andere Bildnisse von bürgerlichen Persönlichkeiten,
deren Namen nicht bekannt sind. Die historischen Bilder des Louvre von ihm Stellen
dar: den lleil- Sebastian; Maria mit dem Kinde auf dem Schoosse, von dem Stifter
und seiner Frau knieend verehrt, eines der schönsten Bilder des Meisters aus dessen
mittlerer Zeit; ltlaria mit dem Kinde von dem Könige David, der heil. Magdalena und
Johannes dem Täufer verehrt (unter den Zügen der heil. Jungfrau, des David, der
Magdalena und des Johannes soll van Dyck seine Mutter, Seinen Vater, seine Geliebte
und sich dargestellt haben); Mars und Venus von Liebesgöttern umgeben; Venus,
von Amor begleitet, verlangt vom Vulkan Waffen für Acneas (gest. v. Langlois);
Christus, von der heil. Jungfrau und Engeln betrauert, Skizze zu dem Altarbild in
der Kapuzinerkirche zu Antwerpen, In der Eremitage zu St. Petersburg sieht man
unter Anderem von van Dyck: eine Flucht nach Aegypten; die Marter des heil,
Sebastian; eine heil. Familie und verschiedene Bildnisse, worunter namentlich die
des Königs Karl I. von England und seiner Gemahlin, und des Malers Snyders und
' Abgebildet in den Denkmälern der Kunst. Atlas zu Kuglers Handb. der Kunstgesoh. Taf. 95, Fig. 6.