Dürer .
Albrecht.
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Benützung der kräftigen Schatten- und Lichtetfekte, wurde sie aufs wesentlichste
gefördert und wahrhaft vervollkommnet.
Dürer war übrigens auch noch als Schriftsteller thätig. Es existiren einige
YVerke von ihm, in denen er seine künstlerischen Studien und Erfahrungen nieder-
legte, um sie allgemein zu machen. Die erste seiner literarischen Schriften führt
den Titel: "Vlwerweysung der messung, mit dem zirckel vn richtscheyt, in Linien
ebenen und gantzen corporen, durch Albrecht Dürern zsamen getzoge vnnd zu nutz
alle Kunst lieb habenden mit zu gehörigen Iiguren in truck gebracht, im jar
M. D.XXV. u. s. v2", und ist dem Willibald Pirkheimer gewidmet, Es ist ein Ver-
such, die malerische Zeichnung und Figurenbildung, sowie architektonische und orna-
mentale Darstellungen, besonders aber die Perspektive nebst Licht und Schatten
mittelst der Mathematik mit Sicherheit zu handhaben. Ein zweites Werk handelt
von der Kunst der Ingenieure unter dem Titel: "Etliche vnderricht, zu befestigung
der Stett, Schloss und Ficken" 1527, ein Buch, welches in Bezug auf die damalige
Kriegsführung noch heute Anerkennung findet. Endlich erschien noch im Jahr 1528,
aber schon nach des Meisters Tod , das Buch von den Verhältnissen unter dem Titel:
"Hlerinn sind luegritfen vier bücher von menschlicher Proportion, durch Alhrechten
Dürer von Nürnberg erfunden und beschrieben, zu nutz allen denen, so zu diser
Kunst lieb tragen", ein Werk von endlosem Fleisse der Messung, Forschung und
Vergleichung, von höchst wichtigen und wohlverarbeiteten Resultaten, das fast in
alle Sprachen übersetzt wurde.
Dürers Einwirkung auf die deutsche Kunst war unermesslich und man kann
wohl behaupten, dass selbst nur wenige seiner nordischen Zeitgenossen von seiner
Compositionsweise, wie sie durch Holzschnitte und Kupferstiche verbreitet worden,
völlig unberührt geblieben seien. Er fand die deutsche Kunst nach seinen eigenen
Bemerkungen in der Dedication der "vier Bücher von der menschlichen Proportion"
geschickt in den Farben und der I-Iandfertigkeit, aber kenntnisslos in allem, was
darüber hinausgeht, und desshalb ohne Sicherheit. Ihr diese zu geben, macht-e er
zur Aufgabe seines Lebens, und er hat sie auf dem Weg zur Vollkommenheit aufs
Wlesentlichste gefördert. Alle Mittel der Darstellung hinterliess er ausgebildeter
denn je zuvor und durch neuerfundene vermehrt, und so ausserordentlich wie er in
der Ausbildung der technischen Hilfsmittel war, so unerschöpflich war er an künst-
lerischer Produktionskraft. Dabei war er deutsch in Allem, wie kein anderer Künst-
ler; kein Kunstwerk spricht das YVesen der deutschen Kunst im Gegensatz zu anderen
Kunstweisen so entschieden aus, wie die seinigen und bei keinem Meister wird uns
so klar, wie bei ihm, dass weniger die sinnliche Erscheinung als vielmehr die-sittliche
WVürde das YVesen der deutschen Kunst ist.
Eine grosse Anzahl von Jüngern der Kunst hatte sich an Diircfs Kunstrichtung
angeschlossen oder unmittelbar in seine Schule begeben. Inzwischen ging kein einziger
ebenmässiger Künstler aus letzterer hervor. Die meisten seiner Schüler beschränkten
sich darauf, die Eigenheiten seiner Zeichnung, die Bewegungen und Physionomien
seiner Gestalten sich anzueignen und die technische Behandlung nach seinen Vor-
schriften zu erlernen, oder sie suchten ihn gar in der Stärke des Ausdrucks, wie in
den phantastischen Ausschweifungen seines Geschmacks noch zu überbieten, ohne von
dem tiefen Geiste des Meisters sonderlich ergriffen zu werden. Zu seinen eigentlichen
Schülern zählt man: Albrecht Altdorfer, Hans Sebald Beham , Georg
Pencz, Heinrich Aldeg-rever; zu denen im weiteren Sinne: BarthelBehain,
Ludwig Krug, Hirschvogel.
Ausser den bereits angeführten Hauptwerken Dürer's sind noch eine Menge von
Arbeiten bekannt, welche zum Theil von ihm selbst noch herrühren können, theils ihm
mit 111911? Oder Weniger Recht zugeschrieben werden, denn es beschäftigten sich viele
Künstler zum Theil schon zu Lebzeiten des Meisters oder kurze Zeit hernach mit
Nachahmungen seiner Gemälde, von denen mehrere so gelungen sind, dass sie schon
öfters Kenner t-äuschten. Auch gelten manche in Gallerien hängende Bilder nach
seinen Holzschnit-ten für Arbeiten des Meisters.