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Albrecht.
Dürer ,
farbe, ausserordentlich schön, lebenswahr und fein gemalt, eines von Dürefs Vorzüg-
lichsten Bildnissen, in der Gallerie des Belvedere zu "Wien, trägt die Jahrszahl 1507.
Auf der Rückseite des Bildes ist der Geiz allegorisch in Gestalt eines alten hässlichen
Weibes, das einen Geldsaek hält, vorgestellt. Von Kupferstichen", die er in diesem
Jahr ausführte, sind zu nennen: die sitzende Maria mit dem Kinde, über deren Haupt
zwei Engel eine Krone halten.
Endlich vollendete Dürer 1508 für Kurfürst Friedrich von Sachsen das erwähnte
Bild, das aus des letzteren Besitz in den des Kaisers Rudolph ll. überging und jetzt
die Gallerie des Belvedere zu YVien schmückt. Es stellt die Marter der zehntausend
Christen dar, welche Sapores II., König von Persien, auf grausame Art hinrichten
liess (gest. von van Steen), und zeichnet sich durch die feine miniaturartige Aus-
führung in schönen leuchtenden Farben aus, die Auffassung ist jedoch ohne eigent-
liche Wlürde und Kraft, auch ohne Individualisirung. In der Mitte des Bildes, auf
dem in markdurchsehütternder Weise alle Arten körperlicher Misshandlungen, Marter
und Hinrichtungen geschildert sind, stehen Dürer und Pirckheimer in Betrachtung
des Vorgangs; jener faltet, von sichtliche-m Schauer durchdrungen, die Hände und
hält ein Fähnlein, worauf die YVorte stehen: Istc faciebat anno domini 1508
Albertus Dürer Alem anu s. Ein Christus am Kreuz in der Sammlung des
Direktors Böhm zu Wien ist ebenfalls mit derselben Jahrszahl bezeichnet. Ferner
gehören diesem Jahre zwei in Holz oder Speckstein geschnitzten Medaillons von
unserem Meister an, von denen sich Bleiabgüsse in der königl. Kunstkammer zu
Berlin finden. Das eine soll die Frau des Künstlers, das andere seinen Lehrer Wohl-
gemuth darstellen. Das Relief einer nackten weiblichen Gestalt, wovon sich eben-
daselbst ein bronzirter Gypsabguss findet (bez. mit Diirers Monogramm und der Jahrs-
zahl150 die letzte Zahl unleserlich ist wahrscheinlich ebenfalls um diese
Zeit entstanden. Dann sind von Stichen des Jahrs 1508 zu erwähnen: Maria in der
Glorie mit dem Kinde, das einen Apfel hält; der heil. Georg zu Pferd; Christus am
Kreuz, rechts Johannes; und von Handzeichnungen: einige Blätter in der Kupfer-
stichsammlung zu München und in der Sammlung des verst. Erzherzogs Karl zu WVien.
Im folgenden Jahre malte Dürer die Ilinimelfahrt der Maria für Jakob Heller
zu Frankfurt a. M., ein Bild des Himmels und der himmlischen Seligkeit, das an hei-
terer Schönheit und Lieblichkeit, an Fleiss und treuester Liebe der Ausführung von
keinem ähnlichen übertrolfeir wurde, und die Bewunderung seiner Zeitgenossen war,
jedoch, nachdem es zu Anfang des 17. Jahrhunderts nach München gekommen, beim
Brand des dortigen Schlosses zu Grunde ging. Es gibt indessen eine von Paul Jouvenel
ausgeführte Copie davon (im Städefschen Institut zu Frankfurt), welche uns wenigstens
die Composition wiedergibt, die im oberen Theile, in der von der Dreieinigkeit gekrön-
ten Maria in der Glorie, ganz die ernste Grossartigkeit des Meisters entfaltet, und im unte-
1'811; in den um das Grab versammelten Aposteln auf ein Urbild voll Bedeutung und Cha-
rakter schliessen lässt. Im Mittelgrunde brachte er sich selbst an, mit einer Tafel,
die seinen Namen und die Jahrszahl 1509 enthielt. Von Handzeichnungen Dürefs
aus diesem Jahre ist vor allen bemerkenswerth: Maria mit dem Kinde in einer Arkade
von spielenden Engeln umgeben, eine Composit-ion, die zu den herrlichsten gehört,
welche man von ihm kennt, und in zwei Exemplaren vorhanden ist, deren eines man
in der Peter Vischerschen Sammlung zu Basel, das andere im königl. Kupferstich-
kabinet zu Dresden verwahrt. Auch eine Kreuzabnahme in der Sammlung des Erz-
herzogs Karl zu Wien datirt aus diesem Jahre.
Als Zeugnisse der Thätigkeit des Künstlers im Jahr 1510 mögen zunächst die
herrlichen Holzschnitte des Büssenden, der vor einem Altare knieend, sich mit der
Geissel auf den entblösten Rücken schlägt und des gerüsteten Kriegsmannes, der
vom Tode erfasst wird, genannt werden. Auch dürften unter dieser Jahrszahl der
beiden Bildnisse Karls des Grossen und des Kaisers Sigismund , in überlebensgrossen
Figuren, Kniestücke, in der Sammlung des Landauerbrüderhauses zu Nürnberg, zweier
gewaltiger, hochwürdiger Gestalten in des Meisters kräftiger Zeichnung und leichter
Malerei, zu gedenken sein, weil die in Berlin und Wien befindlichen Studien dazu