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Amerom
Amigoni.
sie von sinnlichen Begierden erregt, von den wildesten Aeusserungen des Lebens
entflammt erscheint. Allein bei aller Gemeinheit der Auiiassung, zeigt sich in seinen
Bildern dennoch eine eigenthümliche Grossheit, eine feierliche Gemessenheit und ein
gewisses Pathos, das sich zusammengenommen mit der geschlossenen Beleuchtung,
den scharfen grellen Lichtern und dunkeln Schatten, der klaren, warmen und kräftigen
Färbung und einer erstaunlichen WVirkung zu einer eigenthümlichen Poesie steigert,
die seine Gestalten, bei aller naturalistischen Derbheit, doch über die Erscheinungen
des gewöhnlichen Lebens erhebt. Freilich eignete sich diese Darstellungsweise am
wenigsten für heilige Gegenstände, auf denen, weil er immer dasselbe, meist sehr
gemeine Modell, wie es sich ihm zufällig darboti, mit möglichster 'l"reue copirte, Bett-
ler, Sackträger, Häscher, Lazzaroni, ohne andere Veränderung, als die der Gewänder,
als Apostel, Evangelisten, Heilige, und Zigeunerinnen, und nichtswiirdige Frauen-
zimmer, als Madonnen, Magdalcnen u. s. w. erschienen, so dass sogar zu seiner
Zeit einzelne seiner Bilder wieder von den bereits eingenommenen Altären wegge-
nommen werden mussten. Wo solcher iViderspruch zwischen Gegenstand und Dar-
stellung dagegen wegfäillt, z. B. in seinen Genrebildern, in denen er einen eigenen
Reiz entfaltet, namentlich aber wo er Zaubereien, Mordscenen und nächtlichen Ver-
Iath, denen er selbst nicht fremd gewesen, malt, erscheint er daher auch am Vollen-
detsten.
Von Caravaggios zahlreichen, beinahe in allen Gallerien zerstreuten Bildern
dürften ansser den genannten zu den bemerkenswerthesten gehören: zu Augsburg
in der Gallerie: der heil. Sebastian von gewaltigem Effekt; zu Berlin im Museum:
die sogenannte irdische Liebe und ein vortreiiliches Porträt; zu Bologna, im P.
Zambeccari: ein heil. Johannes; zu Dresden inyder Gallcrie: der heil. Sebastian
und drei Bilder mit Spielenden; zu Flore nz in der Gallerie der Ütlizien: Christus
im Tempel; zu Genua im Pal. Marcello: Petri Verläugnung und im Pal. Pasqua:
Spieler; in München in der Pinakothek: die Anbetung des Christkinds und eine
Dornenkrönung' Christi; in Neapel: ein Orpheus im Pal. Reale; zu Paris im
Louvre: Maria, eine Wahrsagerin und Maria auf dem Todtenbette ("das letztere Bild
war ursprünglich für die Kirche della Scala in Rom gemalt, die Mönche liessen es
aber wegen des Unwürdigen der Darstellung die Maria hat das geschwollene
Aussehen einer Ertrunkenen wieder wegnehmen); zu St. P etersb urg in der
Eremitage, einen lautenspielenden Jüngling, das Mahl zu Emmaus, eine Kreuzigung
Petri; endlich zu Rom: die Grablegung Christi in der Gallerie des Vatikans, ein
Bild tief unter dem Gegenstand, aber von höchster Meisterschaft der Technik; eine
heil. Familie, in der Gallerie Borghese; falsche Spieler, eines der vorzüglichsten
Bilder des Meisters (gest. von Volpato) , in der Gallerie Sciarra; eine ivailfsagerin
in der Gallerie des Capitols; die sog. "Geometrie" und die sog. „heil. Anna und
Maria" (eine Alte, welche Garn windet, und eine junge Nähterin), im Palast Spada;
eine sog. heil. Magdalena im Palast Doria; eine Kreuzigung Petri in S. M. del Po-
polo und mehrere andere Bilder in den Palästen Barberini, Braschi, Corsini, Doria,
Rospigliosi, im Quirinal u. s. w.
hitcratilr. Baglioni, Glowz, Vite de' Pittori, Scultori, Arcliitetti. Kap. 1733. Lanzi, 605011, der
Malerei in Italien. Fi o ri llo , Gesell. der zeichn. Künste in Italien. K 1191 E 1', Hßndbuch der Gesell. der
Malerei. Waagen, Kunstwerke und Künstler in Paris.
Amerom, H. J. van, geb. 1777 zu Gravenhztge, ein ißfeiiiißber Geure- und Porträt-
maler, War Lehrer an der Zeichnenschule zu Arnheini, in der die tretliichen nieder-
ländischen Maler Reij ers und Pitl oo ihren ersten Unterricht erhielten. Er starb 1833.
Sein Sohn Cornelis Hendrik, geb. 1804, ein gute? Pvrträtmaler, lebt zu
Leyden.
Amico, siehe Aspertini.
Amigoni, Jacopo, auch AmiOODi geschrieben, geb. zu Venedig 1675, erlernte die
Malerei in Venedig, bildete sich aber erst in lillandern weiter darin aus , trat sodann
einige Jahre in die Dienste des Churfiirsten Max Emanuel von Bayern, um das neuer-
Joaute Schloss zu Schleissheim mit Fresken zu schmücken, begab sich darauf nach London,