Dürer ,
Albrecht.
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Anerbieten, das er aber aus Liebe zu seiner Vaterstadt nicht annahm; auch wurde
seine Tafel zu Venedig noch im 16. Jahrhundert mehrmals copirt, so allgemein hoch-
geschätzt war sie. Von den venetianischen Malern trat vornehmlich der hochbetagte
Giovanni Bellini mit ihm in nähere freundschaftliche Berührung und auch der
damals im 30. Lebensjahre stehende Tizian scheint für die YVeise Dürei-"s , obgleich
der letztere von anderen venetianischen Künstlern den Tadel hören musste, dass sie
„nit antigisch art" sei, während unser Künstler aber zu gleicher Zeit schreibt, dass
sie ihm „sein Ding" (seine Werke) überall in Kirchen "abmachen" (copiren), nicht
unempfindlich gewesen zu sein; denn man kommt leicht in Versuchung des Letzteren:
Zinsgroschen (in der Dresdner Gallerie) als eine der deutschen Kunst und deren
üeissigen Ausführung dargebrachte Huldigung zu betrachten. Wahrscheinlich zu
Venedig schuf Dürer dann auch noch das von 1506 datirte und laut seiner eigen-
händigen Beischrift in fünf Tagen gemalte Bild: Christus mit den Schriftigelehiten
in halben Figuren im Pal. Barberini zu Rom. Eine Reise nach Rom, die er im Geleite
des Kaisers zu machen gedachte, kam nicht zu Stande, und schon im Spätsommer
des Jahres 1506 verliess er Venedig wvieder, obgleich seine fröhlichen Briefe in die
Heimath beweisen, wie ihm im Süden das Herz aufgegangen und der erworbene Bei-
fall ihn erhoben hatte , klagt er vor der Abreise, "wy Wirt mich noch der sunen
frieren, hy bin ich ein Her, doheim ein Schmarotzer." Er ritt über Padua nach dem
kunstgelehrten Bologna, WO er sich in der Perspektive noch weiter unterrichten
zu lassen gesonnen war und woselbst ihm die dortigen Maler ausnehmend grosse
Ehre erwiesen, überschritt aber die Apenninen nicht, so werthvoll für ihn der Besuch
von Florenz hätte werden müssen, wo gerade der grosse künstlerische Wettkampf
zwischen Michelangelo und Leonardo da Vinci die Künstler in so grosse Auf-
regung versetzt hatte, sondern kehrte im Herbst darauf in seine Vaterstadt zurück.
Hier entwickelte er nun eine beispiellose eben so anhaltende als vielseitige
Wirksamkeit und es begann die eigentliche Glanzperiode seiner reichen künstlerischen
Thätigkeit. Ausser einer bedeutenden Anzahl grösserer Oclgemälde fertigte er in
den nächstfolgenden Jahren eine so ausserordentliche Anzahl von Zeichnungen,
Kupferstichen und Holzschnitten, dazu manches reiche, mit dem sorgfältigsten Fleisse
ausgeführte Schnitzwerk in Buchsbaum und Speckstein, dass man ebenso die Fülle
des in diesen zahlreichen überall zerstreuten Arbeiten niedergelegten Geistes, wie
die frische gesunde sprudelnde Kraft ihres Urhebers bewundern muss, die ohne An-
regung von aussen, ohne Förderung durch grosse Aufträge von Fürsten, Kirchen,
Gemeinden, oder Einzelner, so Herrliches hervorgebracht.
Der erste Gyogso des Reichs , der sich Dürer's nach seiner Rückkehr aus Italien
erinnerte, War Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen, der bei ihm ein Altar-
gemälde für die Schlosskirche zu Wittenberg bestellte, das der Meister jedoch erst
nach zwei Jahren vollendete. Dazwischen malte er im Jahr 1507 ein Bild: Adam
und Eva im Paradiese darstellend , das er dem Rath seiner Vaterstadt zum Geschenk
machte, aus dessen Besitz es nachmals in die Gallerie des Kaisers Rudolph II. über-
ging, von wo es nach Spanien kam, Wo man es im Museum zu Madrid noch sieht.
Dasselbe wird als ein Gemälde von ausserordentlicher Vollendung geschildert, so
dass schon ein altes Epigramm von den beiden Figuren sagte:
Angelus hos cernens mimtus dixit: ab lxorm
Non iza formosos vos vgv dßpuleram.
Als sie der Engel erblickt, du rief er enfzücket: 0 wenn ich
S0 euch im Garten gesehen, hilf? ich euch nimmer verbannt.
Man glaubte früher in dem argmissllandelten Gemälde der Provinzialgallerie von
Mainz das ehemals vielbewunderte Urbild zu erkennen, es ist diess (nach Passavant;
Die christliche Kunst in Spanien), aber nur die durch die Franzosen aus dem Rathhaus
in Nürnberg entführte Copie. Es existiren auch verschiedene andere NViederholungen,
zum Theil auch nach dem Stich von 1504, von denen eine im Museum der bildenden
Künste ZU Stuttgart (aus der Gallerie Barbini-Breganze) manche Anzeichen der
Aechtheit für sich hat. Das Porträt eines jungen Mannes von röthlicher Gesichts-