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Dürer ,
Albrecht.
eines selbstständigen Gemäldes macht. (Eine Wiederholung in WIasserfarben befand
sich im Forstefschen Kabinet in Nürnberg.) Demselben Jahre gehören sodann der
Kupferstich: Adam und Eva, eine der vorzüglichsten Arbeiten des Meistersf" und
eine Reihe von Handzeichnungen an, welche das Leiden Christi darstellen, und eine
Menge geistreicher Motive enthalten, die von Dürer mannigfach zu späteren Werken
benützt und umgcarbeitet wurden (in der Sammlung des verstorbenen Erzherzogs
Karl von Oesterreich), Eine der herrlichsten dieser Compositionen ist die Kreuz-
abnahme von grandioser Erfindung und meisterhafter Anordnung. Die Zeichnung
eines Kriegsknechtes in der Berliner Sammlung von Handzeichnungen, sowie ein heil.
Onofrius in einer Landschaft, und ein heil. Johannes mit dem Lamm, im Besitz des
Senators Klugkist zu Bremen, tragen ebenfalls die Jahrszahl 1504. Aus dem Jahre
1505 stammt eine Reihe von Kupferstichen, worunter die Satyrnfamilie; das kleine
Pferd mit dem Ritter; der Kriegsknecht mit dem grossen Pferd, und höchst wahr-
scheinlich auch das prachtvolle Blatt: der heil. Eustachius, wie sich Dürer überhaupt
in der letzten Zeit mehr mit der Kupferstechcrkunst, als mit der Malerei beschäftigt
zu haben scheint.
Zu Ende desselben Jahres 1505 unternahm aber nun Dürer eine Reise nach dem
bereits als das Hochland der Kunst gepriesenen Italien, und zwar begab er sich zu-
nächst nach Venedig, wo er sich längere Zeit aufhielt. Von seinem Treiben in dieser
Stadt geben uns die Briefe, die er an seinen Freund Pirkheimer schrieb und die auf
unsere Zeit gekommen sind, mannigfach interessante Kunde. Dort fertigte er für
die dem h. Bartholomäus geweihte Kirche derdeutschen Gemeinde, das Rosenkranz-
fest, Maria von Engeln gekrönt, und von dem Kaiser, dem Papst und vielen geist-
lichen und weltlichen Fürsten umgeben, mit den Bildnissen des Kaisers Maximilians,
des Papstes Julius II. , des Pirkheimer, des Künstlers selbst, welch letzterer ein
Täfelchen hält mit der Inschrift: Exegit Quinquemestri Spatio Albertus Dürer Ger-
manus MDVI, und mit seinem Monogramm u. s. w. Dasselbe (lith. v. Arkoles) be-
findet sich gegenwärtig in dem Prämonstratenser-Stifte zum Strahof in Prag, ist aber
leider sehr beschädigt und stark übermalt; doch bleibt immerhin die glückliche und
selbst grossartige Anordnung, welche zum Theil auf venetianischen, dem Bellini nach-
gebildeten Motiven zu beruhen scheint, sowie die an Idealität streifende Schönheit der
Madonna auch jetzt noch zu erkennen. Wir sehen darin, wie Italien seinen ganzen
Zauber auf ihn bereits hat wirken lassen. Aber dennoch ist das Ganze so deutsch, so
ächt Dürerisch, so frisch und ursprünglich in der Zeichnung, wie voni Quell der Natur
geschöpft, so lebendig und mannigfaltig in den Motiven, so unendlich liebevoll in der
Ausführung und von einer so meisterhaft leichten und freien Behandlung in ziemlich
dünnem Farbenauftrag, dass der Künstler damit die allgemeinste Bewunderung, Sowohl
bei seinen Landsleuten, als bei den auf ihre Kunst so stolzen Italienern, einerntete, und
obgleich m? darüber klagt, dass er wegen demselben die vielen Anträge der Vcnetianer
nicht habe annehmen können und dafür nur die Summe von "hundert vnd zehn gulden
reinsch." erhalte , während er mehr als 200 Dukaten unter der Zeit verdient hätte,
so finden wir doch den Ausdruck seiner Freude über die ihm zu Theil gewordene Aner-
kennung in allen seinen Briefen. Denn voll Selbstgefiihl schreibt er an seinen Freund:
"vnd ich hab awch dy Moler all gesthrilt (gestriegelt) dy do sagten, Im stechen wer ich
gut, aber im molen west ich net mit farben vm zu gen. Item spricht ider sy haben
schöner farben nie gesehen" ; weiter; „Item wist daz mein thafell sagt, sy wolt ein
Dugaten drum geben, daz Irs secht sy sey gut vnd schön von Farben"; dann ein
ßndeflllali "Wy ist vns beden so woll, so wir vns gut geduncken, ich mit meyner
thafell vnd Ir cun woster Weisheit, so man vns gloriiizirt so recken wir dy Hels vber
sich vnd glawbens." Oder wenn er sich im Scherze gar selbst überhebt: ,.Was meint
Ir, daz mir an eim sollichen lig, ich pynn ein Gentilam (gentiluomo) zw Fenedich
worden." Uebrigens war es mit jenem „Glori{icieren" ernst gemeint Denn der
Doge und der Patriarch in Venedig besuchten ihn in seiner Werkstätte und die Herr-
schaft von Venedig bot ihm 200 Dukaten Jahrgehülß, Wenn er bleiben wollte, ein
' Abgebildet in den Denkmälern der Kunst. Atlas zu Kuglers Haudb. der Kungfggsgh, T3533, m51.