Amelius Amerighi.
3T
Amelius, Johan oder Hahns Amel, der Erbauer des im J. 1422 begonnenen
Thurms der Kathedrale zu Antwerpen.
Amelsfoort, Quirinus van, geb. zu Herzogenbusch 1760, bildete sich in der Male-
rei zu Düsseldorf aus und malte nach seiner Rückkehr in's Vaterland Porträts und
kleinere historische Bilder, z. B. eine Pallas , einen Curtius u. s. w. Er starb 1820.
Amerighi, Michel Angelo, da Caravaggio, geb. 1569 zu Caravaggio, einem Dorfe
in der Nähe von Bergamo, wovon er auch den Beinamen erhielt, genoss seinen ersten
Unterricht in der Malerei zu Mailand, ging dann nach Venedig, woselbst er vorzugs-
weise an Giorgioneß ÄVerken die Auffassung der Naturerscheinungen und die Aus-
bildung der Färbung zum Gegenstand seines Studiums machte, und reiste darauf nach
Rom, um unt-er Gius. Cesari, gen. il Cavalier d'Arpino, zu arbeiten. Der
falsche Idealismus dieses, den ganzen römischen Kunstgeschmack seiner Zeit beherr-
schenden Meisters widerstrebt-e indessen bald seiner Natur und seiner Ansicht von der
Malerei; er verliess daher dessen Schule, bildete sich eine eigene, seine Individualität
bestimmt aussprechende Darstellungsweise, und stellte sich, inbewusster Opposition,
sowohl gegen die unwahre Schönheitsmanier des Cesari, als gegen die den Eklekti-
cismus in der Kunst anbahnende Schule der Carracci, an die Spitze einer neuen
Richtung, der sog. Naturalisten, deren Hauptmeister er wurde. Die ausser-
ordentliche Wahrheit und Treue und die durch eine besondere, gespannte Beleuchtung
erreichte eminente Wirkung in seinen Bildern, erregten in Rom eine um so grössere
Bewunderung, je stärker sich darin der Gegensatz gegen die kraftlose Manier und
tiaue Farbe des Cavalier d'Ar p ino aussprach. Er bekam viele Bestellungen, malte
die umfangreichen XVandgemälde in einer Capelle in S. Luigi de? Francesi (noch da-
selbst zu sehen) und die Porträts der Päpste Paul V. (gegenwärtig in der Villa.
Borghese zu Rom) und Urban des VIII. Diese Triumphe verschaften ihm ebensoviel
Anhänger als Neider von der Gegenparthei, die seine Bilder herunt-ersetzten. Aber
stets bereit, die Kunst seines Pinsels mit der Fertigkeit eines Degens zu vertheidigen,
wurde er durch sein leidenschaftliches Temperament in viele Händel verwickelt, in
deren Folge er Rom verlassen musste, weil er einen seiner Gegner im Duell getödtet
hatte. Er flüchtete sich nach Neapel und führte daselbst mehrere Bilder aus; allein
sein unstäter düsterer Sinn liess ihn nirgends lange verweilen. Er gieng daher nach
Malta, malte "dort für die Kathedrale S. Giovanni eine Enthauptung Johannis des
Täufers (die man noch daselbst sieht), sowie das Porträt des Malteser Grossmeisters
Vignacourt, ein Bild von schönster Wärme der Färbung und schlagender Wirkung,
(gegenw. im Louvre zu Paris), für welche treitliche Leistungen er zum Malteser-Ritter
ernannt wurde. Seine unverträgliche Gemüthsart zog ihm indessen auch hier Strei-
t-igkeiten mit einem angesehenen Ritter zu. Er wurde gefangen gesetzt, wusste sich
aber wieder zu befreien und enttloh nach Sicilien , woselbst er zu Syracus, Palermo
und Messina mehrere (noch heut zu Tage dort zu sehende) Bilder fertigte. Da er
sich indessen hier ebenfalls vor seinen Feinden nicht sicher glaubte, versuchte er über
NeaPel nach Rom zurückzukehren, vmrde aber unterwegs überfallen und so ver-
wundet, dass er in ein bösartiges Fieber verfiel, an dem er 1609 in Porto Ercole starb.
Die von Caravaggio in der Malerei eingeschlagene Richtung war keine bloss
Zufällige; sie ging als Extrem aus dem Naturalismus, der sich durch die ganze Kunst-
epoche der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Italien zog und aus der allgemei-
nen Stimmung der Zeit voll geistiger Kämpfe und ungestünier Leidenschaften hervor.
B91 QaJTa-Vaggio fand sie nur gerade das entsprechende Naturell, sie zur voll-
stfindlgen Entwicklung und Geltung zu bringen. In seinen Werken spiegelt sich
56m ganzes Voll fessellosen Leidenschaften bewegtes, trübem und tinsterem Sinne hin-
gfgebenßs Leben. Maasvolle Schönheit, Adel und WVürde darf man daher in ihnen
"lobt Suchen; auch in der Composition, in welcher die Figuren meistens zuviel auf
e I" 9m man angeordnet sind , und in der er den seltsamen Gesßhmaßk an Darstel-
lungen mlt halben Figuren verbreiten half, erscheint er nicht als Meister. Dafür ist
f? aber ein um so trellerer Naghahmer der Natur, jedoch nicht einmal der Natur
in ihrer ruhigen Grösse und Schönheit, sondern in ihrer gemeinen Wirklichkeit, wie