Dossier
Don.
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herrliches Gemälde von vorzüglichem Werthe. Zu Faenza, wo sich einst im Dom
eines seiner schönsten Bilder befand, Christus unter den Schriftgelehrten (vom Jahr
1536), ist jetzt nur noch eine Copie davon vorhanden. Dagegen besitzt Ferrara,
woselbst er für den Herzog Alfonso vielfach beschäftigt war, noch verschiedene schöne
Bilder von ihm. Hier trifft man im Ateneo: eine Madonna mit Heiligen, einen der
bedeutendsten Kunstschätze Oberitaliens, ein grosses Altarbild von streng architek-
tonischer Anordnung, Adel und Fülle der Charaktere und gewaltiger Kraft der Farbe;
eine Verkündigung und einen Johannes auf Pathmos; einen Gekreuzigten in S.Bene-
detto, und Johannes vor der babylonischen Hure in S. Maria del Vado (von 1554 an).
Dann sieht man im herzoglichen Palast daselbst noch verschiedene in Gemeinschaft
mit seinem Bruder Giovanni Batista ausgeführte mythologische Deckengemälde,
Aurora auf ihrem Wagen , Helios auf dem seinigen und verschiedene Scenen des an-
tiken Lebens, Bacchanale u. s. w. darstellend; ferner in einem Kabinet ein mehr land-
schaftlich gehaltenes Bacchanal. Auch im Dom sind noch einige Grisailles auf Gold-
grund von ihm vorhanden. Terner bewahrt man zu Florenz im Pal. Pitti: eine
Ruhe auf der Flucht mit herrlicher Landschaft; in den Ufüzien: einen Kindermord;
im Schloss Hamptoneourt bei London: eine liebliche kleine heil. Familie; in der
Brera zu Mailand: einen heil. Bischof mit zwei Engeln (1536); in der Gallerie zu
Modena: eine grosse Anbetung der Könige mit phantastisch beleuchteter Land-
Schaft; eine auf Wolken schwebende heil. Jungfrau; einige Bacchanale und eine
Anzahl Porträts; im Dom: eine Madonna in Wolken, unten Heilige; in der Kirche
S. Pietro: Mariä Himmelfahrt; in der Kirche al Carmine: einen heil. Dominicaner,
der ein schönes dämonisches Weib mit Füssen tritt. In den Studj zu Neapel triüt
man: eine Madonna mit Heiligen; in der Akademie zu Parma: den Ritterschlag des
Bart. Pentaglia, Ministers des Herzogs Borso d'Este durch Friedrich IIL; im Louvre
zu Paris: eine heil. Familie; den heil. Hieronymus; zu Rom im Pal. Borghese:
Circe, im Walde magische Künste übend, eines der treiflichsten Werke des Meisters,
aus seiner besten Zeit; in der städtischen Gallerie zu Rovigo: die h. h. Benedikt
und Bartholomäus; die heil. Lucia und die heil. Agat-ha; in der Gallerie des Bel-
vedere zu Wien: das Bildniss Alfons II., Herzogs von Ferrara; den heil. Hieronymus qäsa
in einer Höhle (letzteres mit nebigem Monogramm bezeichnet).
Literatur. Vasari, Leben der ausgozeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister. iMuseo Fio-
rentino, woselbst auch sein Porträt im Stich. Kugler, Handbuch der Geschichte der Malerei.
Burckhardt, Der Cicerone. Kunstblatt, Jahrg. 1841, Nro. 74H".
Dossier, Michel, geb. zu Paris 1684, ein Kupferstecher, der sich nach Drevet
bildete und zu den besseren Meistern seines Fachs in seiner Zeit gezählt wird. Für
das schönste seiner nicht sehr zahlreichen Blätter gilt: die Vermählung der heil.
Maria, nach Jouvenet.
Dosso, Giovanni Battista, der Bruder und Mitschüler des Vorigen, malte viel in
Gemeinschaft mit jenem, zeichnete sich aber im landschaftlichen Fache, in Grogtesken,
auf die er sich vorzüglich verstand, mehr MS in Figuren aus, woraus erfolgte, dass
er, da er sich dennoch als Figurenmaler zeigen wollte, und desshalb manches gemein-
schaftlich unternommene Gemälde verdarb, mit seinem Bruder, der darin Tüchtiges
leistete, in beständigem Hader lebte, so dass beide Brüder, die von ihrem Auftrag-
geber, dem Herzog von Ferrara, genöthigt wurden, mit einander zu arbeiten, nur
schriftlich ihre Gedanken gegenseitig austauschten.
Von ihm befinden sich im Pal. Borghese zu Rom zwei phantastische Landschaften
in der Art der gleichzeitigen Niederländer, wahrscheinlich nach dem Muster des
Hieronymus Bos ch oder eines GeiSteSverwandten. V
Dotzinger, Jost, Baumeister von Worms, der nach dem Tode des Johann Hültz
von Köln nach Strassburg kam, woselbst er von 1452-1472 als Werkmeister des
Münsters thätig war.
D011 auch Dov, DOW und Douw geschrieben Gerarcl, ein berühmter Genremaler,
geb. 1613 zu. Leyden (aus der Inschrift auf einem seiner Bilder im Louvre zu Paris zu
schliessen aber schon 1598), gest. daselbst 1680 (nach Anderen um 1674), war der Sohn