Donatello!
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gedrungen war, erhielt er von der Signoria dieser Stadt den Auftrag, zu Padua dem
Gattamelata, Condot-tiere der venezianischen Truppen, ein Denkmal zu errichten,
bestehend in einer Reiterstatue, und er entledigte sich desselben zur so grossen all-
gemeinen Zufriedenheit, dass die Paduaner ihn auf alle mögliche Weise festzuhalten
suchten. Er blieb auch längere Zeit daselbst und lieferte während seines dortigen
Aufenthalts eine grosse Anzahl trefflicher Werke, worunter namentlich die Reliefs"
am Hauptaltar in S. Antonio, und ein Relief über der Thüre des Chors in vergoldetem
Gyps, eine Grablegung darstellend; ein kolossales Pferdegerippe aus Holz; ein
h. Sebastian für ein Nonnenkloster daselbst; ein grosses Crucitix und fünf Statuen
über demselben in Bronze u. s.w. geriihmt werden. Zu Venedig- feltigte er dann die
Statue eines Johannes, des 'l'äufers (in der Kirche S. Maria de' Frari), für Faenza
in die Dechanei von Monte Pulciano ein Marmorgrabnial, und nach seiner Rückkehr
nach Florenz ein Handbecken für die Sakristei von S. Lorenzo. Von Florenz begab er
sich nach Rom, um dort die TVerke der Alten zu studiren , und führte dann während
dieser Studien ein Tabernakel für die St. Peterskirche aus. Auf der Heimreise nach
seiner Vaterstadt fertigte er in Siena die Bronzestatue eines h. Johannes, des Täufers,
und einige Reliefs für die Dornverwaltung, auch wurde ihm im Jahr 1458 (laut einer
sienischen Frkundo) die Marmorfigur eines Bernardinus übertragen. In Florenz wieder
angekommen, verzierte er dann für Cosimo von Medici die Sakristei von S. Lorenzo
mit Stuccatur und Reliefs aus dem Leben der Evangelisten; fertigte für diesen Ort
'ferner zwei kleine Bronzethiiren mit halherhabenen Arbeiten aus dem Leben der
Apostel und Märtyrer; dann für das Kreuz der Kirche vier kolossnle Heilige in Stucco
(zu Grunde gegangen); führte für S. Maria. del Fiore zwei Kolosse von Bachsteinen
und Gyrps (nicht mehr vorhanden) aus, und stellte über der Thiire von S. Croce eine
Bronzestatue des heil. Ludwig auf. Ausserdem arbeitete er für Cosimo und mehrere
Privatpersonen verschiedene andere Werke in Bronze und Marmor, von denen in-
dessen nur noch ein bald Mercur, bald Pcrseus, bald Amor genanntes Kind in Bronze
(in dem Saal der modernen Bronzen in der Gallerie der Utiizien zu Florenz) und das
Grabmal der Familie Martelli in Form einer von WVeiden geüochtenen Wiege unter-
halb dor Kirche S. Lorenzo ebendaselbst vorhanden zu sein scheinen. In späteren
Jahren besuchte er Rom noch einmal und verfertigte dort unter Anderem das
Grabmal des Giov. Crivelli, Archidiaconus von Aquileja in S. Maria d'Ara Celi. Die
Bronzereliefs aus dem Leben Christ-i an den Kanzeln von S. Lorenzo zu Florenz ge-
hören zu den letzten Arbeiten des Meisters; sie wurden erst nach seinem Tode von
seinem Schüler Bertoldo vollendet.
Donatello hinterliess im Ganzen eine so beträchtliche Anzahl von YVerken, dass
kaum ein zweiter Bildhauer zu finden sein dürfte , der während seines Lebens so viel
gearbeitet. In ihm, der sich dem rückhaltslosesteu Naturalismus, ohne alle Rücksicht
auf ideale Schönheit, hing-ab, concentrirte sich die neue Richtung der italienischen
Sculptur in ihren schärfsten Seiten und er führte sie mit voller Energie in's Leben
ein. Sein Streben ging vorzugsweise dahin, eine kraft- undlebensvolle Körperlich-
keit und hierin das ganze Gefühl der irdischen Existenz zur Erscheinung zu bringen;
er schreitet dabei bis zur vollständigsten und ergreifendsten charaktervollen Dar-
stellung der herbsten Leidenschaft, unbßkümmßfü, 0b hiemit ein edler gestimmtes
Gemiith sich einverstanden erklären konnte, und oft selbst mit Zurückdrängen des
ihm eigenen Schönheitssinnes, an dem es ihm durchaus nicht fehlte; er erreicht aber
dafür auch eine ausserordentliche tiefe Wahrheit und eine zwingende Kraft und Ge-
waltigkeit, wesshalb ihn auch Buonarotti hoch verehrte. In seinen Reliefdarstel-
lungen suchte er die mit der Antike mehr übereinstimmende stylgemässe Anordnung,
aber nicht ohne oft durch die dramatische Lebendigkeit der Darstellung und einzelne
wunderbare Züge des Lebens zu überraschen. In seinen Statuen waltet dagegen
seine realistische Richtung auf's Entschiedenste vor, und wo es galt, energische,
heroische Gestalten darzustellen, zeigt er sie in g-rossaitigster Entfaltung. Man
Abgeb.
in den Denkmälern de: Kunst.
Kunstgesch.
Atlas zu Kuglers Haudb. d.
Taf. 65,
Fig. s 11.10.