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Delmont
Delorme, Philibert.
Delmont, Deodatus , geb. 1581 , zu St. Truyen, gest. 1634 zu Antwerpen, ein er-
fahrener Geometer, der einige Zeit am Hofe des Herzogs von Neuburg lebte, auch
dem Könige von Spanien als Ingenieur diente, später aber mit Rubens befreundet
wurde, bei diesem die Malerei erlernte und dann denselben auf allen seinen Reisen
begleitete. Er malte für Kirchen und Gallerien und man lobt an seinen Bildern die
edle Composition, die richtige Zeichnung, das heitere Colorit und die leichte Ausfuh-
rung; Das Museum zu Antwerpen besitzt von seiner Hand eine Verklärung Christi.
Eine Anbetung der Könige sieht man von ihm in der Kirche der Nonnen, genannt
Facons, ebendaselbst; ein denselben Gegenstand behandelndes Bild in der Liebfrauen-
kirche dort, und eine Kreuztragung und eine Anbetung der Könige in der Jesuiten-
kirche zu Antwerpen. Sein Bildniss wurde von van D yck gemalt und von L.
Vorsterman in Kupfer gestochen.
Literatur. Imm erzeel, De Levens an Werken der Hell. en Vlaam. Kunstschilders u. s. w. Amsterdam 1842.
Descamps, La vie des peintres ßamands, allemands et hollandois.
Delorme, Philibert, ein berühmter Baumeister, geb. um 1500 zu Lyon, g-est, 1577
oder 1578, wird als einer der Wiederhersteller eines besseren Baustyls in Frankreich
betrachtet, und er hat sich, wenn er auch Pierre Lescot, dem grössten französischen
Architekten, in Feinheit des Geschmacks, Reicht-hum der Erfindung und Reinheit der
Ausführung nachsteht, in der Konstruktion einen bleibenden Namen erworben. Er
kam schon in einem Alter von 14 Jahren nach Rom, wo er an Marcello Cervini, dem
nachherigen Papst Marcello II. einen Beschützer fand, der ihn in seinen Studien und
seiner künstlerischen Ausbildung wesentlich förderte. Mit tüchtigen Kenntnissen be-
reichert, kehrte er 1536 in seine Vaterstadt zurück, wo er unter Anderem das Portal
Saint-Nizier, einen mit Säulen und Pilastern dorischer Ordnung und mit dazwischen
angebrachten Nischen geschmückten Bau, errichtete , denselben aber nicht vollenden
konnte , da er vom Kardinal du Belly nach Paris berufen wurde, wo ihm, nachdem
er durch denselben am Hofe Heinrich Il. eingeführt worden war, ein grosser Theil
der damals projektirten Bauten übertragen wurde. Seine erste Arbeit war das Ron-
dell zu Fontainebleau. Darauf wurden nach seinen Plänen die Schlösser von Anet
(1548) und Meudon (von denen gegenwärtig aber nur noch von ersterem ein Ueber-
rest im Hof der ecole des beaux arts zu Paris, von letzterem nur noch ein Theil einer
beim Bau des neuen Schlosses zerstörten Grotte vorhanden ist); der, sowohl der
Konstruktion als dem Geschmack nach interessante Portikus von korinthischer Ord-
nung an der Kapelle von Villers-Coterets und das Grabmal der Valois bei der Kirche
von St. Denis erbaut. Das letztere, ein kreisrunder Bau, dessen Aeusseres mit einer
dorischen und einer jonisclien Säulenstellung von je 24 Säulen, mit Pilastern der-
selben Ordnung, Nischen u. s.w. verziert und von einer Kuppel mit Laterne bedeckt
war, während das noch reicher verzierte Innere in seinen beiden Säulenordnungen,
einer korinthischen und einer zusammengesetzten, mit grosser Einheit und Regel-
mässigkeit die Anordnung des Aeusseren wiederholte, wurde wegen Baufälligkeit
im Jahr 1719 eingerissen und ist jetzt nur noch durch die Zeichnungen bekannt, die
J. Marot darnach stach. In Gemeinschaft mit Primaticcio errichtete er sodann
das Mausoleum Franz I. in der Kirche von St, Denis, bei welchem die Architektur
die Hauptrolle spielt, und im Jahr 1564 entwarf er im Auftrag der Königin Katharina
von Medicis die Pläne zum Palast der Tuilerien, an denen jedoch auch Jean Bullant
Antheil gehabt haben Soll. Die Theilnahme des Letzteren scheint sich aber mehr
auf die Details der Verzierungen und der Ausführung beschränkt zu haben. Zu
Lebzeiten der Königin kamen indessen nur der grosse Pavillon in der Mitte, die zwei
Gallerien und die anstossenden kleinen Pavillons zu Stande. Der Bau wurde jedoch
auch unter Heinrich IV. fortgesetzt und unter Ludwig XIII. nach Ducerceau's Ent-
würfen, dann später unter Ludwig XIV. nach Leveau's und Dorbay's Zeichnungen
erweitert. Dadurch verschwanden viele Theile der Architektur Delormes, so dass
jetzt nur noch die untere Ordnung jonischer Säulen mit verzierten horizontalen Bän-
dern am mittleren Pavillon , das untere Stockwerk der beiden Flügel und die beiden
äusseren Pavillons als von ihm herrührend zu betrachten sind. Auch die herrliche,