Volltext: A - E (Bd. 1)

Delacroix. Eugöna. 
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kennbare Gepräge eines eminenten Ta-lentes trägt. Ferner im Jahr 1830: König 
Johann in der Schlacht von Poitiers; dann der Tod des Bischofs von Lüttich (den 
28. Juli 1830); Boissy d'Ang1as (1831); der Tod Karl des Kühnen in der Schlacht 
'bei Nancy; algierische Frauen in ihren Gemächern (1834); der Gefangene von 
Chillon, nach Byron's Dichtung; Kampf des Giaurs mit dem Pascha (1835). Sehr 
energisch gemalt, aber ohne sonderliclie Haltung war sein 1834 ausgestelltes Bild: 
algierische Frauen in ihrem Gemache (im Luxembourg). Sein Märtyrt-hum des heil. 
Sebast-ian war dagegen bei manchen Fehlern der Zeichnung und des hier seltsamerweise 
weniger durchsichtigen Colorits, was Composition, Innigkeit des Gefühls, edlen Ausdruck 
und lebensvolle Handlung betriüt, eines der ausgezeichnetsten Bilder der Kunstaus- 
stellung zu Paris vom Jahr 1836, wie sein: h. Ludwig in der Schlacht gegen die Eng- 
länder auf der Brücke von Taillebourg, wenn der Künstler auch hier die Form dem Effekt, 
die Zeichnung der Färbung zu sehr opferte, wegen der Lebensfülle und dem glänzenden 
Colorit auf dem Pariser Salon von 1837 allgemein bewundert wurde. In demselben 
Jahre begann er sodann den Thronsaal der Deputirtenkammer zu Paris mit einem Cyklus 
allegorischer Darstellungen in Oelfarben zu schmücken. Und zwar malte er an die 
vier länglichen Deckenfelder die allegorischen Figuren der Gerechtigkeit, der Industrie, 
des Ackerbaus und des Kriegs, vier weibliche dramatisch bewegte Gestalten von 
derben, üppigen lformen, an die Wände kleinere darauf Bezug nehmende Bilder und 
Scenen, und an die Pfeiler die Kolossalüguren der Meere und Flüsse Frankreichs, 
Darstellungen, die, bei manchen Unschönheiten und Uebertreibungen, hinsichtlich der 
geistreichen Anordnung und glücklich durchgeführten Symmetrie Wenig zu wünschen 
übrig lassen, während sein Styl hier sogar eine gewisse Eleganz und geschmeidige 
Glätte entfaltet, die an die Glanzperiode der französischen Renaissance erinnert. 
Unter d'en historischen Bildern der Ausstellung von 1838 gebührte seiner: wüthenden 
Medea die erste Erwähnung; weniger Anerkennung dagegen fanden 1839 sein: 
Hamlet, den Schädel Yorks betrachtend, und seine Kleopatra. Zahlreiche Mängel 
bei glänzenden Vorzügen vereinigte seine: römische Wittwe, welche den Kaiser 
Trajan um Gerechtigkeit wegen ihres ermordeten Sohns anileht (1840). Im Jahr 
1841 ragte sodann auf der Pariser Kunstausstellung sein Bild der Eroberung Con- 
stantinopels durch die Kreuzfahrer, mehr aber noch sein: Schilfbruch, eine Scene 
voll kühner Originalität, Macht der Phantasie und erschütternder WVahrheit im Aus- 
druck geistiger Aifekte besonders hervor, während dagegen ein Genrebildchen von 
ihm: eine jüdische Hochzeit in Marocco, durch die Frische und Helligkeit des Tons, 
die Leichtigkeit und Sicherheit des Vortrags und die warme energische Wirkung 
des Sonnenlichts einen überaus angenehmen Eindruck erzeugte. 1842, in welchem 
Jahre er auch seine im Jahr 1837 begonnenen Gemälde im Königsaal der Deputirten- 
kammer beendigt, sah man hierauf von ihm ein kleines Bild: den letzten Tag Don 
Juan's und ein arabisches Lager. Für die Bibliothek der Deputirtenkammer malte 
er noch im Jahre 1843 in den mit Arabesken eingefassten Zwickeln die Figuren des 
Sokrates, Archimedes, Plinius und Seneca und beschickte dann den Salon von 1845 
abermals mit drei grösseren Bildern: einer Magdalene in der WVüste; einer Sibylle 
und dem sterbenden Marc Aurel. Ein kleineres Bild: Margarethe in der Kirche, 
nach Götllläs Faust, sah man nebst einem Abschied von Romeo und Julie auf der 
Pariser Kunstausstellung vom Jahr 1846. Im folgenden Jahre beendigte er sodann 
Sein großes Wandgemälde in Wachsfarben in dem Palast der Pairskammer: Dante's 
Einführung durch Virgil bei den Heroen des heidnischen Alt-erthums; stellte hierauf 
1848 den Tod Vß-lentims, nach Göthe's Faust, aus und vollendete im Jahr 1850 sein 
grosses Deckengemälde in der Apollogallerie im Louvre, Apoll, der die Schlange 
Python tödfet. das allgemein für eine seiner besten Arbeiten gehalten wird, hatte 
aber ausserdem noch 5 Bilder auf der Ausstellung jenes Jahrs: die Auferweckung 
des Lazarus, ein Bild von reicher harmonischer Farbenwirkung; den barmherzigen 
Samariter; Lady Macbeth, schlafwandelnd; den Giaur, nach Lord Byron, und ein 
Mädchen unbekleidet vor dem Spiegel stehend, hinter welchem der Versucher Satan 
lauert, ein Bild voll Poesie und von prachtvoller Färbung. Endlich sahen wir noch
	        
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