Decrianus
Deger.
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nach Berlin, um unter Andr. Schlüter die Baukunst zu studiren. Er zeichnete und
stach viel für diesen grossen Meister und darunter namentlich der Entwurf desselben
zum königl. Residenzschloss in sechs Blättern. Nach seiner Rückkehr in seine Vater:-
stadt wurde er 1707 als Hofa-rchitekt nach Baireuth berufen, woselbst er 1713 starb.
Er gab Anleitungen zu Bauten, Stuccaturen, Goldschmiedsarbeiten in einem seltsam
überladenen Barockstyl heraus. Sein Sohn P8111, von 1739 bis an seinen 1742
erfolgten Tod Direktor der Malerakademie zu Nürnberg, malte Geschichtsbilder und
Porträts, die seiner Zeit in grossem Ruf standen.
Decrianus, ein Architekt und Mechaniker, der bei Kaiser Hadrian sehr in Gunst
gestanden haben soll. Es wird von ihm besonders erwähnt, dass er die von Zeno-
doros gefertigte als Helios dargestellte 110 Fuss hohe Erzstatue des Nero, die vor
der Fronte des goldenen Hauses, auf dem Platze des nachmaligen Tempels der Venus
und Roma zu Rom stand , mit Hülfe von 24 Elephanten translocirt habe.
Deelen, siehe Delen.
Defraisne, Pieter, ein treiflicher Goldschmied, geb. 1612 zu Luik, gest. 1660
daselbst, erlernte seine Kunst bei seinem Vater, ging dann nach Frankreich, und von
da nach Italien, wo er im Umgang mit seinem Landsmann Fr. du Quesnoy und
anderen Bildhauern grosse Fortschritte in seinem Fache machte. Nach seiner Bück,-
kehr verschaffte er sich durch seine Arbeiten einen Namen, der durch die Nieder-
lande, durch Frankreich und Deutschland klang, ja selbst nach Schweden drang
und ihm vielfache Bestellungen eintrug. Er fertigte Gefässe, Lampen, Altargeräthe,
machte auch Bildnisse in Medaillonsform.
Defrance, Leonard, ein Maler, geb. zu Lüttich 1735, gest. als Professor an der neu
errichteten Akademie daselbst 1805, erhielt den ersten Unterricht in der Kunst durch
J. B. Coclers, begab sich hierauf 1753 nach Rom, wo er bis zum Jahr 1759 blieb
und reiste dann über Florenz, Bologna, Venedig, Padua und Mailand und endlich
über Frankreich nach Hause zurück. Anfänglich malte er historische und Genre-
bilder, Landschaften, Thiere, Früchte und Blumen, legte sich aber zuletzt fast allein
auf Darstellungen des Innern von Häusern, Kirchen und dergl.
Deger, Ernst, Professor an der Akademie in Düsseldorf, geb. 1809 zu Boeckenem
bei Hildesheim, und zum Künstler gebildet in der Akademie zu Berlin und später
in der zu Düsseldorf unter Schadow, ist einer der ausgezeichnetsten religiösen
Historienmaler unserer Zeit, der Werke schuf, welche zu den schönsten christlichen
Malereien der Gegenwart gehören. Aus seinen Bildern spricht vor Allem ein wahres
und treues, nicht von aussen angeeignßüßß, sondern mit dem Künstler von Jugend
auf verwachsenes Christenthum, das ebensoweit entfernt ist, in überlegte Trockenheit,
wie in zeriiiessende Phantasterei zu verfallen. Im Gegentheil herrscht in seinen
Darstellungen neben der seelenvollstemInnigkeit, die frischeste geistige Klarheit;
neben einer höchst edlen und reinen, Einem ebenso ernsten und milden wie streng
sittlichen Gernüthe entsprungenen Gläübigkeit, die volle Schönheit und der anmuths-
volle Reiz der Gestalten. Seine Heiligengestßllien tragen der Form, wie insbesondere
dem Ausdrucke nach, das Gepräge einer höheren Welt , edie ihren verklärenden Ab-
glanz durch die Kunst über sie ausgieSSt; der stillselige, aber doch klar bewusste
und starke Geist des Christenthums verkörpert sich in ihnen zu vollendet schönen
Bildungen. Dabei liegt in diesen aus tiefster Seele aufgestiegenen Gemälden, ohne
alle Absichtlichkeit oder Tendenz, schon Vßn selbst etwas Ueberzeugendes, etwas
Bekehrendes; ähnlich der Bibelspraßhß Wirkt die mit Geist und Glauben gegebene
Uebertragung durch das Kunstwerk. Es ist die Tradition die giotteske in
ihrer edelsten Erscheinung, was diesen Arbeiten zu Grund liegt, ein kirchlich Ge-
heiligtes, in der Art wie Fiesole die Tradition auffasste, ein durch stille innere Scheu
Gebundenes , aber mit dem Bewusstsein hierüber, und ein mächtig hervorquellender,
lebendiger, feiner, bestimmter Natursinn.
Die erste Periode von Degens Wirken war vorzugsweise der anmuthigen Fröm-
migkeit gewidmet. Alle seine Bilder aus dieser Zeit äusserten einen ungewöhnlichen
Reiz und wurden rasch populär, weil sie so recht in das Herz der stillen kindlichen