Dannecker.
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einem Briefe schielt, den der König liest, einen Siegelring auf den Mund drückt.
Für das Lustschloss Monrepos fertigte er (1796) eine Sappho in Marmor, und für das
Jagdschloss Favorite bei Ludwigsburg zwei Opferdienerinneir. Ungefahr um dieselbe
Zeit schuf er seinen Hektor, der den Paris der Weichlichkeit beschuldigt, eine
kolossale energische Statue, die aber nicht in Stein ausgeführt wurde. (Das Modell
davon steht im Museum der bildenden Künste zu Stuttgart.) Nach dem Tod des
Herzogs Karl wurde er von Kurfürst Friedrich von Württemberg gleichfalls mannig-
fach beschäftigt. Derselbe liess von ihm (1804) die Statue der trauernden Freund-
schaft für das Mausoleum des Grafen Zeppelin zu Ludwigsburg ausführen. Auch
bestellte ihm derselbe, unter der Zeit zur Königswürde gelangte Monarch (1809),
das Modell der Gruppe einer Wasser- und Wiesennymphe, welche von einem seiner
Schüler kolossal in Sandstein ausgeführt wurde und nun den See im königl. Schloss-
garten schmückt; einen Faun mit dem Weinschlauch, aus dem ein Wasserstrahl auf-
steigen und über den Körper des Jünglings herabfallen sollte (1810), für den Hof-
garten in Ludwigsburg bestimmt; eine knieende YVassernymphe, welche ihr Gefäss
in den Teich entleert, für das Bassin bei dem Waisenhause. Dieses Modell kam je-
doch erst nach seinem Tode in Sandstein zur Ausführung. (Die Statue ist jetzt auf
einem Brunnen der Neckarstrasse zu Stuttgart aufgestellt.) Im Jahr 1812 bildete er
sodann für denselben Fürsten eine Statue des Amor, der später als Gegenstück die
Psyche, eine Wiederholung der für den General Murray im Jahr 1814 gefertigten
Statuette, beigefügt wurde (beide Statuen im k. Landhaus Rosenstein). Seine Ariadne"
auf dem Panther (gest. v. Nah], in Amcthyst geschnitten von Hofgraveur Hirsch),
die er 1806 begann und im Jahr 1816 vollendete (im Besitz des Bankiers von Beth-
man in Frankfurt a. entsprang aus der freien Idee des Künstlers, wie seine
Christusstatue (gest. v. Amsler), die ihre physiognomische Ausbildung unter dem
Einiiuss der geistvollen Theilnahme der verewigten Königin Katharina erhielt. Das
erste Exemplar dieses 1824 vollendeten Standbildes kam nach Petersburg, eine
Wiederholung 1831 in den Besitz des Fürsten von Thurn und Taxis (jetzt in der
Familiengruft desselben zu Regensburg). Die Klage der Ceres, nach Schillers Dich-
tung, eine lebensgrosse sitzende Statue wurde 1818 für das Grabmal des Prinzen
von Oldenburg in Marmor ausgeführt. 1m Jahr 1823 vollendete Dannecker sofort
in Marmor die knieende Gestalt des betenden Glaubens für das Grabmal der beiden
verewigten Gemahlinnen des Grossherzogs von Oldenburg. Zwischen die Vollendung
seines ersten und zweiten Christus fällt sodann die Ausführung der 1826 vollendeten
Marmorstatue des Johannes, die er für die Gruftkapelle der verstorbenen Königin
Katharina von Württemberg auf dem Rothenberge arbeitete. Im Jahr 1825 wieder-
holte er hierauf sein schon 1'789 in Rom modellirtes und für den Grafen Szeceny
in Ungarn in Marmor ausgeführtes Relief: die tragische Muse, welche sich auf die
Muse der Geschichte stützt, für Herrn van der Hoop in Holland, eine der seelen-
vvllsten Allegorien der neueren Zeit. Vor-trefflich ist auch das Relief, das er für
das Monument Kepplers im Regensburger den Genius, der die WVissenschaft
entschleiert, darstellte. Schillers Büste, die er 1793 lebensgross nach der Natur
mßdelllft und in Marmor vollendet hatte (jetzt in der grossherzoglichen Bibliothek
zu Weimar), führte er erst nach des grossen Dichters Tod kolossal in Marmor aus.
Sie wurde 1819 fertig und gehört dem Museum der bildenden Künste in Stuttgart,
Woselbst Sie aufgestellt ist. Ein zweites Exemplar derselben besitzt Graf Schön-
bom- Eine kleinere Büste Schillers hat Dannecker für König Ludwig von Bayern
gefertigt. Sie kam mit den für dieselbe Bestimmung von ihm ausgeführten Büsten
Gluckys und Friedrich, des Siegreichen, in die Walhalla.
Andere treifliche Büsten von ihm sind sodann "noch: die des Generals von
Benkendorf und Seiner Gemahlin in deren Gruftkapelle zu Heslach (bei Stuttgart);
ferne? Läwaters (in der Züricher Wasserbibliothek); des Herzogs Friedrich Engen
von Württemberg und seiner Gemahlin; des Erzherzogs Karl von Oesterreicll; der
Könige Friedrich und Wilhelm von Württemberg; der Königin Katharina und das
' Abgebildet in den Denkmälern der Kunst. Atlas zu Kuglers Himdb. der Kunstgosuh. Taf. 103, Fig. 7.