Volltext: A - E (Bd. 1)

Credi. 
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seinen besseren Werken auf eine kaum minder unwiderstehliche Weise durch sein 
ruhiges und feines Gefühl, seinen reineren Naturalismus, seinen Schönheitssinn, durch 
den grossen Styl in der Composition und in den Gewändern, durch sorgfältige Zeich- 
nung, edle Charaktere, die Wahrheit und Anmuth des Ausdrucks, und durch die 
bedeutende künstlerische Vollendung zu fesseln. Im Colorit erreicht er freilich die 
Glanzfülle des Rubens nicht, zieht aber nichtsdestoweniger durch die Wärme und 
Harmonie desselben ungemein an. In seinen Bildnissen kommt er von allen Meistern 
den; van Dyck am nächsten, so dass es einige gibt, die man kaum von denen des 
letzteren unterscheiden kann. Die Landschaften in seinen Gemälden liess er durch de 
Vadder und nach dessen Tod von Lucas Achtschelling malen.  
In Flandern und Brabant sind eine Menge Bilder von ihm, die meisten aber sieht 
man in Gent, und unter diesen wird die Himmelfahrt der heil. Katharina in der Michaels- 
kirche für eines der schönsten gehalten. Ausserdem gehören zu den besten seiner WVerke: 
eine Anbetung der Hirten und eine Kreuzabnahme, in lebensgrossen Figuren, und 
einen Ecce homo zu Amsterdam; Elias in der Wüste im Museum zu Antwerpen; 
eine Krönung der Maria mit Heiligen in der Martinskirohe zu Ambery, eines der 
Hauptbilder des Meisters vom Jahr 1658 , und eine Kreuzabnahme in der Maltheser- 
kirche daselbst; eilf Bilder mit Darstellungen aus dem Leben verschiedener Heiligen; 
eine heilige Familie und ein Porträt im Museum zu Brüssel; Christus mit den Jüngern 
zu Emaus, im Museum zu Berlin; sein eigenes Porträt im Fitzwilliarn-Museurn zu 
Cambridge; Maria mit dem Kinde und Heiligen (vom Jahr 1846) in der Pinakothek 
zu München; eine_thronende Maria mit dem Kinde, von Heiligen verehrt, eines der 
herrlichsten Bilder des Meisters; der heil. Augustin in Verzückung, und das Bildniss 
des Kardinal-Infanten Ferdinand zu Pferd, im Louvre zu Paris; die heil. Jungfrau 
mit dem Kinde auf dem Throne, von Heiligen umgeben; die heil. Theresia, die knieend 
vor einer Kirche eine goldene Halskette von der heil. Jungfrau empfängt, und eine 
Verkündigung, in der Gallerie des Belvedere zu Wien. 
Neuerdings wird de Crayer auch ein Holzschnitt, ein heil. Sebastian zugeschrieben, 
welcher in den Nachbildungen der Holzschnitte berühmter Meister, herausgegeben von IQ: 
R. Weigel, Leipz. 1852, nachgeschnitten ist. 
Crayers Porträt wurde von van Dyck gemalt und von Paul Pontius gestochen. ' 
Er bediente sich auf seinen Bildern zur Bezeichnung öfters der nebigen Monogramme. Hi: 
Literatur. Descamps, La vic des peintres üamands.  Immerzeel, De Leveus en Werken der Holl. 
en Vlaam. Kunstschilders u. s. w. Amsterdam, 1842. 
credi, Lorenzo, di, ein iiorentinischer Maler, geb. 1453, lebte noch 1536, gieng 
mit Pietro Perugino und Leonardo da. Vinci in die Schule des Andrea del 
Verocchio und wurde bald der Vertraute, Freund und Testamentsvollstrecker seines 
Lehrers, der ihn zum Erben seines künstlerischen Nachlasses einsetzte. Er folgte 
jedoch in Seinen Bildernweniger der Weise des Meisters, als der seines Mitschülers 
Leonardo, dessen Gemälde er aufs Glücklichste copirtc. In seinen eigenen Dar- 
stellungen, in denen er den Mangel höherer Begabung durch sorgsame Liebe und Hin- 
gebung zu ersetzen suchte, spricht sich auf das Anziehendste die reine und liebens- 
würdige Seele des Künstlers aus. Er hielt sich in ihnen gewöhnlich in dem engen 
Kreise schlichter und stiller Madonnenbilder und heiliger Familien, die er auf eine 
einfach anmlltllige Weise, zuweilen mit Anklängen an die Weise des Peru gino, in 
klarer, lichter Färbung und dabei in abgeschlossener Vollendung zu malen wusste. 
Seine männlichen Charaktere haben hie und da etwas nervös Verkürnmertes, dagegen 
offenbart sich grösstentheils in seinen Madonnen, zuweilen auch im göttlichen Kinde, 
eine zauberhafte Schönheit der Gestalt. Meistens für die Kirchen seiner Vaterstadt, 
die er nicht verlassen zu haben scheint, beschäftigt, malte er dennoch auch einige 
Bildnisse, unter denen besonders sein eigenes und die des Perugino und des Ver- 
rochio genannt werden. In Florenz sieht man heute noch mehrere ausgezeichnete 
Gemälde von ihm. In der Gallerie der Uiiizien sind zwei Schöne Rlllldbilderi die, das 
Kind anbetendß Madonna darstellend, vornehmlich aber drei Bilder mit kleineren Figu- 
T8111 Maria und Johannes, Christus als Gärtner, und die Samariterin am Brunnen, Ge- 
Müller, Künstler-Lexikon. 26
	        
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