Cornelius.
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Museums in Berlin bestimmten Fresken durch Hermann, C. Eggers, C. Stürmer
und Hermann Schultz nach Schinckels geist- und gedankenvollen Skizzen, deren
Inhalt als eine in großartigen Zügen geschriebene Entwicklungsgeschichte des
Geistes bezeichnet werden kann. Gelegentlich eines Hoffestes hatte er sodann auch
die Entwürfe zu lebenden Bildern aus Tasso's befreitem Jerusalem zu liefern. Er
wählte und stellte dar: den Erzengel Gabriel, der Gottfried von Bouillon erscheint
und ihm befiehlt, mit dem Heer aufzubrechen; die gefangene Armide, wie sie dem
Anführer der Kreuzritter vorgeführt wird; Erminia und Fanvrin Enden den erschöpf-
ten Tancred; Erminia in Chlorindens Rüstung unter den Hirten; Tancred tauft die
sterbende Chlorinde; die Kreuzfahrer sehen Jerusalem (gest. v. Eichens. Berlin,
bei G. Reimer). Später machte er die Entwürfe zu Frescomalereien für das Mauso-
leum des Königs in Charlottenburg und stellte in denselben die Gestalten des ver-
ewigten Königs Friedrich Wilhelm III. und der Königin Louise in Verbindung mit
dem Erlöser dar.
Im Spätjahr 1843 aber begab sich Cornelius nach Rom, um dort die Comp0-
sitionen zu einem christlichen Gemäldecyklus für den Camposanto, den Vorhof zur
Begräbnissstätte der preussischen Königsfamilie neben dem Dom zu Berlin, eines
neuen und umfassenden XVerkes seiner schöpferischen Thätigkeit, womit ihn der
König von Preussen beauftragte, zu entwerfen, kehrte aber schon nach fiinfmonat-
licher Abwesenheit mit einer reichen Erndt-e des Schönen und Geistvollen im Mai 1844-
wieder nach Berlin zurück. Im Herbst 1845 sehen wir sodann den Meister abermals in
Rom mit der Ausführung von Weiteren Studien uud Skizzen zu den genannten Bildern
beschäftigt und im Jahre darauf den Heimweg einschlagen, um sich von nun an aus-
schliesslich dem grossen WVerke zu widmen.
Diese grossartigen Compositionen sind zwar bis heute noch nicht als Gemälde
ausgeführt worden, doch hat der Meister seine Entwürfe durch den Stich veröffent-
licht (gest. v. Thäter in 11 Blättern vom grössten Querfolio. Leipzig 1848) und
uns darin die ganze unendliche Fülle seines schöpferischen Kunst-geistes geolfen-
bart. Die Bilder sind bestimmt, die vier Wände der, den ehemaligen Klosterhöfen
oder Kreuzgängen nachgeahmten königlichen Begräbnisshalle, von 180 Fuss im
Geviert, zu schmücken und sollen, dem Zwecke des Gebäudes entsprechend, den
Sieg Christi über den geistigen und leiblichen Tod, das WValten der göttlichen
Gnade gegenüber der Sünde des Menschen darstellen, die ewigen Wahrheiten
des Christenthums, die ganze Hoheit der christlichen Moral zur Anschauung
bringen. Diesen gegebenen Raum benützte Cornelius zur Entwicklung seines Ge-
dankens in der Art, dass er'auf der östlichen und westlichen Wand, das Leben
und TVirken Christi auf Erden darzustellen suchte, während er auf der dritten die
Gründung der Kirche und auf der vierten die letzten Dinge durch Bilder veranschau-
lichen will. Der östlichen Wand gab er vier , der westlichen nur drei Hauptgemälde
mit Lünetten und Predellen, auf den beiden andern Wänden schaltete er dagegen in
der Mitte Zwischen die vier Hauptbilder ein fünftes ohne Lünette und Predella. ein,
so dass dadurch 17 Hauptbilder und 15 Lünetten und Predellen entstanden. Die
Darstellungen jeder Wand stehen unter sich in enger Beziehung und machen ein
Ganzes für sich aus. In näheren Bezug und Zusammenhang sind aber noch die Theile
des einzelnen Gesammtbildes gebracht, das "aus einem Hauptbild, der Predelle unter
und der Lünette über demselben besteht. Durch sämmtliche Bilder ziehen sich die
Darstellungen der acht Seligkeiten und zwar so, dass jede derselben ihre Stellung
durch sinnigen Bezug auf den Inhalt der ersteren rechtfertigt. Die Hauptbilder sind
zum grössten Theil historisch im engeren Sinne aufgefasst; die Handlung, Welche
sie darstellen, ist dramatisch im grossen monumentalen Styl dargestellt. Die Lünette
eröfnet uns in der Mehrzahl der Bilder den Himmel und zeigt uns Gestalten vom
idealsten Gepräge und höchsten Schwung, die Predelle führt uns Scehen der Erde vor.
Sie schildert Leidenschaft, Tugend und Schwäche, Freud und Leid des Menschen,
Die Gruppen der Seligkeiten sind kolossal, statuarisch gedacht und sollen auch
statuenartig ausgeführt werden. Sie sind, wie der Meister selber sagt, in die christ-