Allegri
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Antonio ,
Correggio.
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die Letztere jedoch, wegen nothwendiger Erweiterung des Raumes, eingerissen wer-
den, man rettete aber das Hauptstück des Wandbildes, indem man die Gestalten
des Christus und der Maria von der Mauer sägte und über einer Thiir der k. Biblio-
thek zu Parma, wo das Gemälde sich! noch jetzt beiindet, anbrachte. In dieser be-
Wundernswürdigen Gruppe findet man die ganze Zartheit und Tiefe von Correggids
Empiindungsweise. Es waltet in derselben ein hinreissendes Gefühl zärtlicher und
inniger Liebe, zugleich mit einer wunderbaren Anmuth ausgedrückt. Auch noch
mehrere Engelsköpfe, die in den Besitz der Familie Rondani kamen, wurden ge-
rettet; überdiess ist uns der wesentlichste Theil des Ganzen in Copien von der Hand
des Annib. Carracci (gegenwärtig im Museum zu Neapel) erhalten. Die jetzt noch
an der Chorwand befindlichen Malereien sind Copien nach Correggio von Aretusi.
Für diese sämmtlichen Arbeiten , die im J. 1524 beendigt waren, erhielt Correggio,
wie aus den Klosterbüchern hervorgeht, im Ganzen 272 Dukaten in Gold und 5G
Lire Nachzahlung für einige nachher noch gefertigte Malereien an einer Brüstungs-
mauer im Chor.
Nach Vollendung der lßialereien in S. Giovanni malte er in einer Lunette über
dem Kapitel al fresco die höchst anmuthigw: Gestalt des Evangelisten Johannes (gest.
v. Rosaspina) und für die von Don Placido del Bono gegründete Kapelle derselben
Kirche zwei grosse Oelbilder: die Kreuzabnahme (gest. v. Vanni) den Leichnam
Christi, von den drei Frauen und Johannes beklagt und das Martyrium der h. h. Pla-
cidus und Flavia (gest. v. Rosaspina), beide nunmehr in der Gallerie zu Parma. Den
Inhalt des ersteren Gemäldes bildet die Schilderung der heftigsten Seelenschmerzen, aber
in ihrer poetischen Verklärung durch die Schönheit der Darstellung, durch die Grazie des
Ausdrucks der in ein Gefühl concentrirten Empfindungen, wodurch es zugleich so tief
ergreifend und wiederum so wunderbar beruhigend wirkt. Das zweite Bild, ein
Gegenstück des ersteren, zeigt eine schöne, einfache Anordnung und ausdrucksvolle
Gestalten. Im Jahre 1525 malte Correggio für die Briideischaft von S. Sebastiano
zu Modena den sogenannten heil. Sebastian Maria mit dem Kinde auf XYolken
thronend und von einem Kranze von Kinderengeln umgeben, unten die h. h. Sebastian,
Geminianus und Rochus (gest. v. Kilian, v. Lefcbre). Dieses Bild (in der Dresdner
Gallerie) gehört in Beziehung auf die selige Heiterkeit der Conception, auf Anmuth,
besonders in den Engeln, und Schönheit, namentlich in der Gestalt des h. Sebastian,
auf wunderbaren Eilekt der Beleuchtung und Glanz und Tiefe der Farbe unter die
herrlichsten Bilder des Meisters. Von den Gemälden, die e1' im J. 1526 ziusführte, ist
die für die Kirche S. Sepolcro in Parma, unter dem Namen Madonna dclla Scodella
bekannte heilige Familie (copirt von Agost. Carracci und andern, gestochen v. Fr.
Brizio, später von Ravenet, Toschi u. jezt in der Gallerie zu Parma, eines der
gerühmtesten. Diese Ruhe auf der Flucht nach Aegypten, die den Namen von der
Schale führt, welche Maria in der Hand hält, während Joseph Datteln vom Baume
pflückt und dem göttlichen Kinde reicht, hat in der Composition etwas Verwandtes mit
der bereits erwähnten in der 'l'ribune der Utiizien zu Florenz , ist aber in der Darstel-
lung bedeutend durchgebildeter, vollendeter und schöner.
In demselben Jahre legte Correggio Hand an eines seiner umfassendsten Werke,
in welchem sich seine eigenthümliche Richtung in ihrer vollstiindigsten Freiheit ent-
Wißkelfie- Seine herrlichen Kuppel- und TVandbiltier in S. Giovanni hatten nämlich
schon längst in den Bauvorstehern des Doms von Parma den "Wunsch erregt, auch
diese Kirche mit Gemälden von desiMeisters Hand geschmückt zu sehen, und dieselben
hatten desshalb auch bereits am 3. Nov. 1522 einen Vertrag mit ihm über sämmtliche
Malereien des Chors und der Kuppel sammt- Bögen und Pfeilern (im Ganzen einen
Raum v0" gegen ISO Quadrat-ruthen Ciflllellmend) für die Summe von 1909 Dukaten
in Gold und 100 Dukaten Gold in Blättern zur Verzierung abgeschlossen. Nachdem
er mm die nöt-higen Vorarbeiten , von denen noch mehrere Skizzen, Cartons u. s. W.
(mit? Kßhle oder Rothstift gezeichnet) zerstreut vorhanden sein sollen, vollendet, be-
gann er jetzt die Malereien in der Kuppel, erhielt auch am 29. Sept. 1526 die erste
Abschlagszahlung mit 76 Ducaten. Während er aber mit diesen grossartigen Arbeiten