Cornelius.
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rechts: Diana und Aktäon, links: Diana und Endymion. Endlich in den kleineren
Bildern: das Opfer der Iphigenia und die Jagd der Diana; und in der Arabeske: eine
Jagd. An der Stelle des Hauptbildes dieser Wand ist hier das Fenster. Eros als
Ordner und Beherrscher des Erdelementes mit dem Cerberus steht an der Spitze
der Darstellungen der vierten Gewölbeabtheilung; darunter schmückt sich der iVin-
ter als Hore in Gesellschaft Cupidds und des Comus zu winterlichen Freudenfesten;
das Hauptbild stellt hierauf die Nacht auf einem von Eulen gezogenen YVagen mit
Schlaf und Tod in den Armen, begleitet von den Traumgestalten, dar; daneben sieht
man rechts: die Parzen , die verborgenen Fäden des Lebens spinnend, links: Hekate,
mit dem magischen Scepter, und Nemesis, mit der Schleuder und dem Rade, die
beiden Schicksalsgöttinnen, nebst Harpokrates, dem Gott des geheimnissvollcn Wirkens
der Natur. In den kleineren Feldern bemerkt man sodann: Psyche, den schlafenden
Amor mit der Lampe beleuchtvend, und Zeus bei Alkrnene, dann in der Arabeske: den
Streit der Naturkräfte, Welche das organische Leben vorbereiten. Das Hauptgemälde
der YVand aber zeigt uns die Unterwelt oder das Reich des Pluto, welchen
Orpheus durch Gesang zur Zurückgabe seiner geraubten Gattin Eurydicc zu bestim-
men sucht (gest. v. Schaeffer).
An diesen Malereien, in welchen Cornelius gleich gross als Denker, Dichter
und Maler sich darstellt, bewundert man die tiefe Durchdringung der Aufgabe, das
geistvolle Erfassen ihres innersten Kerns und die Vertheilung desselben in seine
Hauptmomente, je nach ihrer Bedeutsamkeit in kleineren oder grösseren Bildern , das
passende Aneinanderreihen derselben, die Bedeutung der einzelnen Darstellung für
sich und in ihrer Beziehung zum Ganzen, den Reichthum der Phantasie, den Schwung
und die Poesie der Gedanken und die Klarheit der Composition und der Anordnung,
die wohlgemesscne Ausfüllung der Räume und den gedankenvollen Arabeskenrahmen,
der sich um jede dieser wundersamen Erfindungen schlingt.
Die kleine Vorhalle, welche die beiden grösseren Säle mit einander verbindet,
enthält nur drei Gemälde nach Compositionen von Cornelius. Sie bilden den natür-
lichen Uebergang von der Götterwelt zu den Geschlechtern der Sterblichen, deren
Thateu und Schicksale der folgende Saal schildert, und stellen Scenen aus der Prome-
theussage, in ihrer Beziehung auf das Wesen der Kunst, dar, und zwar: Prometheus,
den Menschen bildend, Pandora, die verhängnissvolle Büchse öifnend, und die Befrei-
ung des Prometheus durch HerkllißS-
Der anstossende Saal wird der Heroensaal genannt. Seinen Hauptinhalt bilden
die Fresken aus dem trojanischen Krieg. Die oberen kleineren Bilder der Decke
beziehen sich auf die Veranlassungen des Kriegs, während die unteren grösseren
die acht Haupthelden, die Wandgemälde die drei entscheidende Hauptbegebenheiten
desselben schildern. Das Gewölbe iSt hier S0 eingerichtet, dass oben in der Mitte
ein rundes Feld angebracht werden konnte, auf dem wir die Hauptveranlassung des
Kriegs: die Vermählung des Peleus und der Thetis, Wobei die Göttin der Zwietracht
den verhängnissvollen Apfel hereinwirft, dargestellt sehen. Um dieses runde Mittel-
bild Sind die zwölf Hauptgötter der griechischen Mythologie angebracht (in Reliefs,
von Schwanthaler modellirt) und unter denselben vier Bilder in grüner Erde: das
Urtileii des Paris; die Hochzeit des Menelaus und der Helena; die Entführung der
Helena und das Opfer der Iphigenia. An sie schliessen sich die acht grösseren Bilder,
Scenen aus dem Leben der Haupthclden des Kampfes, an: Odysseus, als Kaufmann
verkleidet, entdeckt den in Weiberkleidung versteckten Achill unter "den Töchtern
des Lykomedes; Diomedes verwundet Mars und Venus; Zeus lässt den schlafenden
Agamemnon durch den Traumgott zur Schlacht auffordern; Menelaos, im Begriff, den
niedergestürzten, aber von der Venus beschützten, Paris zu erschlagen; Hektor wird
von Apoll gegen Ajax geschützt; Nester und Agamemnon wecken den schlafenden
Diomed zur Rathsversammlung; Achill gewährt dem Priamus den Leichnam des
Rektor; Hektof? Abschied von Andromache. Die Arabesken zwischen diesen Bil-
dern beziehen sich auf andere griechische Mythen. Die Hauptdarstellungen an den