Volltext: A - E (Bd. 1)

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Cornelius. 
unterstützt wurde, starb der bisherige Vorstand jener Anstalt, Johann v. Langer 
1824 und Cornelius wurde an dessen Stelle nach München berufen. Die Residenz an 
der Isar wurde die Wiege der neuen geschichtlichen Malerei iiir Deutschland. Cor- 
nelius war das Haupt und die Seele dieser neuen Schule, in deren Richtung aber auch 
selbst ältere Künstler, theils aus freier Wahl, theils unbewusst hineingezogen wurden. 
Ernst und ideale Würde der Conception, grossartige Auflassung der Charaktere und 
scharfe Beobachtung der Aeusserungen des geistigen Lebens, um nicht blos durch 
flüchtige Reize gefälliger Compositionen, anmuthsvoller Bewegungen und Formen und 
harmonischen Colorits zu ergötzen, sondern den Geist wahrhaft zu erheben, war das 
Hauptprincip derselben. Aller Welt Blicke richteten sich nach München, am meisten 
aber mochte wohl der kunstbegeisterte König Ludwig von Bayern selbst die Werke 
seiner Künstler und namentlich des Meisters Cornelius würdigen , dem er am letzten 
Tage des Jahres 1825 im Angesicht seines Bildes der Zerstörung Troja's den ersten 
der von ihm seit seiner Thronbesteigung verliehenen Civilverdienstorden mit den 
Worten auf die Brust heftete: "Man pflegt Helden auf dem Schauplatze ihrer Thaten 
zu Rittern zu schlagen." . 
Im Jahr 1830 waren die Fresken in der Glyptothek vollendet. Sie schmücken 
zwei Säle und eine Vorhalle und der Architekt hatte schon bei seinem Plane zum 
Bau sich jenen Darstellungen, die in Entwürfen zum Theil bereits in Rom entstanden 
waren, anbequenit. Sie umfassen die Götter- und Heroensage der Griechen, ihre 
religiösen und poetischen Ueberlieferungen über die Entstehung der Dinge und die 
Urgeschichte ihres Volks. Der erste Saal wird der Göttersaal genannt, weil sich 
uns in demselben das Reich der Götter erschliesst. In den Hauptbildern der Wände, 
welche grosse Halbkreise bilden, denen auf der vierten ein Fenster von ähnlicher 
Form entspricht, erscheinen nämlich die drei Reiche der Kroniden, des Jupiter, als 
Beherrschers des Olymps oder der oberen Luftregion, nebst seiner Gemahlin, der 
Beherrscherin der unteren Luftregion, sodann des Neptuns oder der Wasserwelt 
und des Pluto oder der Unterwelt. Die übrigen Darstellungen, die sowohl unter 
sich verbunden , als zu jenen in nächste Beziehung gebracht sind, umfassen die vier 
Elemente, die Jahres- und Tageszeiten, vom Mittelpunkte der Decke aus von Eros, 
dem Gott der Liebe, beherrscht. In der ersten der vier Gewölbeabtheilungen erblickt 
man also zu oberst: Eros als Ordner und Herr des Wasserelementes mit dem 
Dreizack; darunter: die Hore des Frühlings in der Gestalt der Flora mit Amor 
und Psyche, und als Hauptbild: Aurora auf dem Zwiegespann mit den Horen den 
Tag verkündigend; daneben ihr Erwachen und ihr Gebet zu Jupiter um Unsterb- 
lichkeit ihres Geliebten. In den ornamentirten Feldern sind Cephalus und Procris 
und Aurora mit Cephalus, als Arabeske: Nereiden und Tritonen dargestellt. Das 
g-rosse Hauptgemälde an dieser Wand versinnlicht die Wasserwelt oder das Reich 
des Neptun und stellt diesen dar , wie er mit seiner Gemahlin Amphitritie, mit. 
Tritonen und Nereiden, dem Saitenspiele Amphion's folgt. Die zweite Abtheilung 
des Gewölbes zeigt oben: Eros als Ordner und Beherrscher des Lichtelements 
mit dem Adler des Jupiters; darunter den Sommer als Ceres in Gesellschaft des 
Zephyr an der Hcrme des Pan; dann den Mittag unter dem Bilde des Helios auf 
dem Sonnenwagen, von den Horen begleitet, daneben rechts Daphne in einen Lorbeer- 
baurn, links Leukothea, Clytia und Hyacinth in Weihrauchstaude, Sonnenblume und 
Hyacinthe sich verwandelnd. In den kleineren Feldern dazwischen erkennt man 
Apoll unter den Hirten und das Urtheil des Midas, und in der Arabeske den Genius 
des Gesangs zwischen Mänaden auf Greifen, und AIBOYIIIGD: von Tigern getragen. 
Das Wandgemälde in der Lunette stellt den Olymp Oder (1818 Lichtreich des Zeus 
dar, der, neben Juno thronend und von den Grazien bekränzt, in Gegenwart aller 
Götter dem vergötterten Herkules durch Hebe den Trank der Unsterblichkeit reichen 
lässt. Das dritte Gewölbeviertel enthält oben: die Darstellung des Eros als Ordner 
und Beherrscher des Luftelements, mit dem Pfau der Juno, darunter; den Herb St, 
als Bacchus mit zwei Amorinen; dann als Hauptbild: den Abend unter der Gestalt 
der Luna auf einem Rehgespann mit dem Hesperus und der Abenddämmerung; daneben
	        
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