Volltext: A - E (Bd. 1)

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Allegri , 
Antonio, gen. Correggio. 
in eine zugleich Erquickuirg und Trost gewährende Gemüthsbcwvegung. Auch die 
Composition ist hier auf der Höhe des Gegenstandes gehalten. Christus hat etwas 
überaus Grandioses in Antlitz und Haltung; die Zeichnung selbst ist strenger und 
edler als in den meisten Bildern des Meisters, die Ausführung höchst g-ediegen und 
die Färbung von seltener Kraft, Tiefe und Sättigung-f  Am 6. Juli des Jahres 1520 
schloss Correggio mit den Benediktinermönchen des Klosters S. (iiovanni zu Parina 
einen Vertrag über die ihm übertragene Ausmalung der Kuppel der Kirche S. Gio- 
vanni ab, hatte auch nach vollendeten Vorarbeiten schon mit den Malereien begonnen, 
als ein Krieg in Parma ausbrach, der ihn wieder zurück nach Correggio trieb. Mitt- 
lerweile entstanden hier zwei seiner herrlichsten Bilder aus der antiken Mythologie. 
Das eine ist Jupiter] und Antiope (ursprünglich wahrscheinlich für Friedrich Gon- 
zaga IL, nachherigen Herzog von Mantua, gemalt, und mit der ganzen rnantuanischen 
Sammlung in den Besitz Carl I. von England und von da in das Kabinet des Königs 
Ludwig XIV. von Frankreich gekommen, gegenwärtig im Louvre zu Paris). Jupiter, 
in der Gestalt eines jugendlichen Fauns, belauscht, indem er ihr das Gewand empor- 
hebt, die in verführerischer Lage hingestreckte schlafende Antiope, zu deren Fiissen 
Amor auf der Löwcnhaut schläft, ein Bild, das zwar in derCouiposition nicht be- 
sonders gelungen ist, auch in Beziehung auf Zeichnung zu volle und derbe Formen 
zeigt, aber an weichem Schmelz der Färbung und an Feinheit der Abstufungen des 
Helldunkels vielleicht das Vollkommenste ist, was Correggio gemalt. Das andere 
stellt die Erziehung des Amor durch Venus und liicrkurä die Figuren in zweidritt- 
thcil Lebensgrösse, dar. (Dieses Bild, wahrscheinlich ebenfalls für Gonzaga ge- 
malt, kam mit der mantuanischen Sammlung in die Gallerie Karl I. von England, 
wanderte aber bei der Versteigerung der letzteren nach Spanien und zierte dort die 
Sammlung der Herzoge von Alba, bis es aus dieser in die Hände das Friedensfiirsten 
gelangte, denen es Murat während der französischen Invasion zu entreissen wusste. 
Nach dem Tode des Letzteren verkaufte es dessen Wittwe an den Marquis von Lon- 
donderry, aus dessen Besitz es in die Nationalgallerie nach London überging, woselbst 
es sich noch befindet.) Venus steht aufrecht auf einen Baumstamm gestützt und deu- 
tet, den schalkhaften Blick gegen den Besohauer gerichtet, auf den kleinen Amor, 
der in kindlicher Naivität bemüht ist, ein Blatt zu lesen, das ihm der am Boden 
sitzende Merkur verhält. Man bewundert in diesem herrlichen Gemälde, namentlich 
in der Gestalt der Venus, das feinste Ebenmaass der Glieder, die graziösesten Schwin- 
gungen der Linien und eine in blühendster und klarster Ilärbung vollendet-e Abrun- 
dung. Im Jahre 1521 wurde Correggio durch die Geburt eines Sohnes beglückt, und 
im Jahre 1522 finden wir ihn wieder in Parma beschäftigt, die Kuppel von S. Gio- 
vanni Evangelista und die Malereien der Altartribüne zu vollenden. In jener stellte 
er die Himmelfahrt Christi inmitten der zwölf Apostel dar, die auf XVolken sitzend, 
und mit einem Gefolge von Engeln, ihm, in Erstaunen und Anbetung Versunken, 
nachblicken. In den vier Pendcntifs die vier Evangelisten mit den Tief Kirchen- 
Vätern. M In diesem Werke (prachtvoll gestochen v. Toschi) entfaltete Correggio 
eine ansserordentliche Grossartigkeit in der Anordnung des Ganzen wie im Einzelnen, 
und eine erstaunliche Kunst in den hier von ihm zuerst im grösseren Maassstabe an- 
gewandten Verkiirzungen der Gestalten; über das Ganze aber ist eine entzückende, 
sinnlich festliche Heiterkeit ausgegossen. Zur Meisterschaft in der Behandlung 
dieser Verkürzungen soll er, angeregt durch ein ähnliches Verfahren auf ebenen 
Flächen des Melozzo di Forli in der alten Apostelkirche zu Rom,  wodurch 
zugleich die Streitfrage, ob Correggio Rom gesehen, bejahend entschieden wäre  
dadurch gelangt sein, dass er sich alle Figuren in ihrer Zusammenstellung im archi- 
tektonischen Rahmen vorher habe modelliren lassen, durch deren gründliches Stu- 
dium, im von unten angenommenen Augenpunkte, er dann die Täuschung so voll- 
kommen zu Stand gebracht. Die Altartribüne schmückte er mit dem Bilde einer Krö- 
Illlllg" der Maria nebst verschiedenen Heiligen und Engeln. Im Jahre 1584 muSSte 
an 
Ju- 
Abgebildet in den Denkmäle rn der Kunst. 
Ehendaselbst. Tat". 75, Fig. 4. 
der Kunstgesch. 
Atlas zu Kuglers Handb. 
Taf. 75
	        
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