Allegri, Antonio, gen. Correggio.
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göttlichen Willen in der Gestalt des Erlösers, das innigste Mitleid, wunderbar fein mit
der höchsten Verehrung gepaart, in der Figur des Engels, auf die tiefste, edelste und
poetiscliste Weise und in der geistreichsten Vollendung, Tiefe und Glutli der Farbe
ausgedrückt. Die Beleuchtung geht von der Gestalt des Erlösers aus, der mit dem
über ihm schwebenden Engel in hellem Glanze ei'scheint, während die schlafenden
Jünger, so wie die mit Judas herannahende Scliaar ganz in Dunkel gehüllt sind,
über das im Hintergrund allmählig die Morgendäiumerung hereinzubrechen beginnt.
Im nämlichen Jahre soll Correggio auch noch; Christus, der Maria Magdalena im
Garten erscheinend, ein sog. Noli nie tangere, gemalt haben, eiue(Darstellung voll
Feinheit des Ausdrucks und von wunderbar harmonischer Haltung früher im Besitz
des Card. Aldobrandini, dann an den March. Ludovisi, und zuletzt nach Spanien ver-
kauft, wo es sich noch jetzt iin Museum zu Madrid befindet).
Im Jahre 1520 verehlichte sich Correggio init seiner löjährigen Mitbiirgerin,
der Si nora Girolama Merlini. Gleich darnach malte er die unter dein Namen 1a
Zingafellat (die Zigeunerin, von dem Bund, den sie auf dem Kopf trägt, so benannt),
bekannte, auf der Flucht rastende Maria mit dein Kinde , in welcher die Züge seiner
Frau erkennbar sein sollen: Das schönste Exem lar dieses oft wiederholten" und
copirten Bildes (eine Copie davon im Städefsclieiiplnstitut zu Frankfurt a. von
ausserordentlicher Schönheit in der Anordnung von Licht und Schatten, von feinstem
lind innigstem Ausdruck befindet sich in den Studj zu Neapel (gest. von Ravenet),
in anderes Bild, mit dem er sich um diese Zeit beschäftigte, war die unter
dein Namen "Vier 'e au panier" bekannte heil. Familie, Welche aus der Karthause
von Pavia in die kögnigl. Sammlung von Madrid und von da nach England kam, wo sie
von der Nationalgallerie um die Summe von 3800 Pfund Sterling erworben wurde.
Maria sitzt in einer Landschaft, das lebhaft bewegte Christkind , das sie anzuziehen
im Begriff steht, auf ihrem Schoosse, im Hintergrund der mit Ziinmermannsarbeit be-
schäftigte Joseph, ein kleines, überaus liebliclies und wunderbar zart ausgeführtes
Gemälde mit dem Ausdruck der seligsten, unscliuldigsten Lust in dem äusserst schö-
nen Köpfchen des Kindes und der höchsten Freude an dessen frischen ausgelassenen
Lebensäusserungen im Gesichte der Maria. (Eine Copie davon in der Bridgewater-
gallerie zu London.) Im Sommer desselben Jahrs ging Allegri in Begleitung seiner
Frau nach Parma und malte dasselbst mehrere Bilder. Zuerst in der Kirche S. An-
nunziata eine Verkündigung als Fresco, von der noch Reste vorhanden sind , welche
die herrliche Composition bewundern lassen. Es erscheint darin der beide Hände
erhebende Engel in iVolken gehüllt, in denen reizende Kiiiderengel schweben, deren
einer die Lilie hält, während Maria, hingegossen knioend, mit einem fast niagdalen-
haften Ausdruck die Linke auf die Brust drückt. Das ganze Bild wird durch die
Gtlorie des auf die heil. Jungfrau niederiliessenden heil. Geistes beleuchtet. Ferner
ein anderes Frescobild, eine Madonna mit dem Kinde, das den Arm um ihren Hals
schlingt und zum Beschauer herausblickt, in einem Zimmer der Porta Romana, an
das im J. 1554 aus Rücksicht fiir das bedeutende Kunstwerk die kleine Kirche della.
äczilgl angebaut wurde, woher das Bild den Namen Madonna della Scala erhielt. Im
L. wurde das Kirchlein zerstört und das Bild, das die glücklichste Mischung von
Majestät und milder Anmuth Erliabenheit u " e die Akademie der
Künste daselbst gebracht, ivo es sich nochIdbiiiliiiIii-it atlilliindlidhlnfiihrte er für den
Marchese Prati einen Ecce Homo aus (gestochen von Agost. Carracci im J. 1587),
Dieses Bild , von einem Erben des ersten Bestellers, Ma1'cello Prati, im J. 1680 ver-
lange im Besitz des Hauses Colonna zu Rom, hierauf in den des Königs
veräußert iiäaägen, und von dessemWittwe an den Marquiswon Loridonderry
desselben ;O Ln et sich Jetzt in der bationalgallerie zu London, die auch eine Copie
Volke z Slll odovico Carracoi besitzt. Es stellt den dornengekroiiten und dem
dar unälfv ciau ausgestellten göttlichen Erlöser in lebensgrossen halben Figuren
d .8 h" leisetzt den Beschauer durch den darin mit aller Macht des Ausdrucks und
er c o" "im der Formen dargestelltenSieg der Seele über den höchsten Schmerz
i Abgebildet in den D e llkmälern a e r Kun St. Atlas zu Kuglors Halldb. der Kunstgesch. Taf. 7a, Fig. s.