Cocxie.
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mässigkeiten seiner Vorgänger durch sanfte graziöse Motive, zeichnete seine Ge-
stalten grösser, schöner und richtiger, und machte die ganze Composition übersicht-
licher, milder und freundlicher. In der Erfindung war er nicht besonders reich, er
half sich daher, aus Mangel an Gedanken, durch seine in Italien gemachten Studien,
namentlich nach Raphael und es soll ihm daher nichts weniger als angenehm ge-
wesen sein, als Hieronymus Cock eine Sammlung von Kupferstichen nach den
Werken dieses Meisters herausgab und diese dadurch in seiner Heimath bekannt
machte. Man rühmt in seinen Bildern ausserdem noch den Ernst seiner männlichen
und den Anstand seiner weiblichen Gestalten, die Nettigkeit und Sauberkeit des
Vortrags und die Reize seines schönen farbigen Colorits.
Das erste Gemälde nach seiner Rückkehr aus Italien war eine Kreuzigung für
das Schloss Halsenberg bei Brüssel, das aber wie sein grosses Bild: der Tod der
Maria für die Kirche S. Gudula in Brüssel nach Spanien kam (das letztere Bild noch
jetzt im k. Museum zu Madrid). In späteren Jahren führte er für Philipp lI. von
Spanien um die Summe von 2000 Dukaten eine vortreffliche, sehr schön in einem
warmen Ton gehaltene Copie des Genter Altarbildes der Brüder van Eyck, deren
Beendigung laut Inschrift in das Jahr 1559 fällt, aus. Diese Bilder zierten lange Zeit
die Kapelle des alten Palastes zu Madrid, wurden aber von General Belliard zur Zeit
der französischen Invasion in Spanien nach den Niederlanden zurückgeschickt und
dort verkauft. Die Mittelbilder der obern und unteren Reihe des Werks befinden
sich im Museum zu Berlin , zwei Tafeln sind in" der Pinakothek zu München und die
Flügel besitzt der König der Niederlande. Ausserdem copirte Cocxie die Kreuzab-
nahme des Rogier van der Weyde zu Löwen. Die meisten der vielen Bilder, die
er während seiner langen Laufbahn ausführte, triüt man in den Niederlanden. In
S. Gertrude zu Löwen sieht man eine, wahrscheinlich aus seiner früheren Zeit her-
rührende, höchst ausdrucksvolle Madonna der sieben Schmerzen und das minder he-
deutende Bild des Hochaltars: Christus am Kreuz zwischen den Schächern. Die
Gemäldesammlung des Stadthauses daselbst verwahrt ebenfalls ein Bild von ihm:
Christus zwischen Petrus und Paulus , in welchem sich eine entschiedene und glück-
liche Nachahmung Raphaels bemerkbar macht. Schwächer zeigt er sich in dieser
Beziehung in dem Martyrium des h. Stephans (bezeichnet MICIELO COCXYEN 1575),
dem Mart-yrium des h. Mauritius, dem des h. Blasius und in einem Triumph Christi
im Museum von Antwerpen. In dem ersteren erscheint er dem Vasari ähnlich, dabei
trefflich im Nackten. In S. Gudula zu Brüssel verwahrt man von ihm die Aufer-
weckung des Lazarus; das h. Abendmahl; Christus, den Aposteln die Füsse waschend;
Christus am Oelberg; Christus mit der Dornenkrone; in der Kirche Notre Dame des
Victoires sur le sablon ebendaselbst: einen Tod der Maria; in der Kirche des h. Gery
daselbst: Christus, von den Juden verspottet; in der Kirche des h. Jakob zu Gent:
eine Geburt Christi; Christus am Kreuz zwischen den Schächern und eine Aufer-
stehung Christi; in der Jesuitenkirche zu Brügge: den h. Franciscus Xaverius, den
Heiden predigend. Die Pinakothek zu München besitzt ausser den genannten Co-
pien noch eine h. Katharina und eine h. Barbara und in der Gallerie des Belvedere
Zu Wien Wird ihm eine h. Jungfrau mit dem Kinde zugeschrieben. Endlich sollen
sich in Spanien noch mehrere Gemälde von ihm finden: Joachim und Anna, und
ChriStllS und Maria thuen Fürsprache vor dem ewigen Vater im Escorial, und in der
alten Kirche diese?) Gebäudes: die h. Cäcilia; David, der dem Goliat-l1 das Haupt
abschlägt, und eine Kreuzabnahme; endlich eine Auferstehung Christi, im Kloster
der unbeschuheten Karmeliter zu Medina del Campo in Spanien.
Dann zeichnete Cocxie auch 32 Blätter aus der Fabel von Amor und Psyche,
die von Agostino Veneziano und Marcanton gestochen wurden und zu seinen
bedeutendsten Erfindungen gehören, Ob Cocxie auch selbst in Kupfer geätzt und
das Blatt: die in der Wüste errichtete eherne Schlange, von ihm radirt und von
anderer Hand mit dem Grabstichel überarbeitet worden sei, ist noch nicht mit Sicl1er-
heit ermittelt worden. Mit Bernhard von Orle y leitete Cocxcie die Anfertigung-
der Tapeten, welche nach den Raphaekschen Cartons in den Niederlanden gewirkt