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Allegri, Antonio, gen. Correggio.
Vorstellungen, den Grazien, der Fortuna, den Parzen u. s. w. ausgefüllt (gest. von
Rosaspina, v. Toschi, die Dekorationen colorirt herausgeg. v. Grüner). Die Aus--
wahl dieser für ein Nonnenkloster gewiss seltsam erscheinenden Bilder wird aus dem
Umstande erklärlich, dass die Nonnen in Italien damals in grosser Freiheit, ohne
Clausur, und die Acbtissinnen unabhängig vom Bischof und oft in fürst-licher Pracht
lebten. 1524 wurden jedoch die Nonnen von S. Paolo zur Wiedereinführung der
Clausur genöthigt, und jene Werke Correggios blieben bis gegen Ende des vori-
gen Jahrh. dem Auge der Welt verborgen. In diesen Gemälden liegt der Ursprung
jenes nnerschöpfiichen, aufsMannigfachste variirten Themas von Bildern, in denen
Correggio die Schönheit und Zartheit weiblicher Körperformen und das Entzücken
sinnlicher Lust, in die Zauber seines Helldunkels gehüllt, dieses Lichts in gel1ein1niss-
voller Dämmerung, zum Gegenstand der Darstellung macht.
Im Herbste des Jahres 1519 kehrte er nach (vollendeter Arbeit, und nachdem
er noch eine kleine Kuppel im Kloster S. Giovanni mit einem Freskogemäiltle, den
heiLBenedikt, der in einer Glorie von Engeln zum Himmel schwebt, darstellend, ge-
schmückt, wieder nach Correggio zurück, malte hier eine Madonna, die das Kind säugt,
das nach den ihm von einem Engel dargereichtcn Früchten greift (gest. v. J. Spierr e),
in der Esterhazyschen Gallerie zu YVien, verzierte das Gewölbe einer Nische der
Abtei von Torchiara mit einer gemalten Laube, deren Früchte von den anmuthigsten
Kindergestalten, ähnlich denen im Refectorium von S. Paolo zu Parnia, geplündert
werden, führte ferner eine Madonna mit dem Kinde und den Protektoren der Stadt
Parma, welche später in den Besitz des Fürsten Melzi kam, eine Madonna mit dem
Kinde und der heil. Magdalena und heil. Lucia, und den Wettstreit zwischen dem
Apollo und Marsyas mit den Folgen desselben (gestochen v. G. Sanuto im J. 1562),
eine Tafel, die ursprünglich als Deckel eines Claviers gedient hatte, jetzt als Ge-
mälde in dem Palazzo del Duea Litt-a in Mailand aufgestellt ist, und eine das gött-
liche Kind anbetende Madonna (in der Tribune der Uflizien zu Florenz), ein Bild von
äusserst poetischer Wirkung des Lichts und des Helldunkels, aus. (Oefters wiederholt
und copirt, gestochen v. Delignon). In demselben Jahre noch verheirathete er
seine Schwester Katharina, steuerte sie mit einem ziemlich bedeutenden Kapital aus
und machte ihr das herrliche Bild: die Vermählung der heil. Katharina, zum Ge-
schenk. Correggio hat diesen Gegenstand, in dem er so recht seine Eigenthümlich-
keit auf die liebenswürdigste Weise ausprägen konnte, oftmals wiederholt. Das
vorzüglichste Bild dieser Art, zur Zeit des Vasari im Besitz des Dr. Grillenzoni, eines
Freundes von Correggio, später in dem des Cardinals Mazarin und nach ÖCSSCII Tüd
an das Kabinet des Königs von Frankreich verkauft, ist im Louvre zu Paris (gest.
v. Etienne Picard). WViederholungen davon finden sich (etwas verändert) ill den
Studj zu Neapel (gest. v. Felsing), in der Eremitage zu S. Petersburg (für Madonna
Matilde d'Este gemalt mit der Jahrsz. 1517), eine dritte war 110011 im J- 1353 auf
dem Monte di Pieta zu Rom dem Verkauf ausgestellt. Dieses Gemälde, auf dem das
auf dem Schoosse der Maria sitzende Christuskinrl, einer Vision zufolge, sich in Ge-
genwart des heil. Sebastian mit der heil. Katharina durch den Ring vermählt, theilt
dem Beschauer nicht jene vom Gegenstand des_Gott sich weihenden jungfräuliehen
Herzens gebotene, und von einer reinen, geistigen Auffassung und analogen Behand-
lung zu erwartende, höhere, gelauterte Stimmung mit, aber Cßrfeggio Wusste auf
andere Weise, durch das darin in vollendetster Zartheit und Anmuth der Ausführung
und in wunderbarer Harmonie der Farben zur Darstellung gebrachte, geistig erregte,
wonnevollstc Sinnenlebeu gewaltig zu ergreifen. Derselben Zeit wird sein Christus
am Oelberg zugeschrieben. Früher im Besitze der Könige von Spanien, nach der
Schlacht von Vittoria in die Sammlung des Herzogs von Wellington zu London iiber-
gegangen (gestochen von Volpato, nach einer Zeichnung von Raph. Mengs).
Eine Copie davon, früher für das Original gehalten, aus der Angel-steirfschen 53mm-
lung, befindet- sich in der Nationalgallerie zu London, eine andere in der Eremitage zu
,Petersburg (gest. v. Moitte und v. B. Corti). In diesem Bilde sieht man das Rin-
gen im äussersten Seelenschnlerz, zugleich mit der ehrerbietigsten Ergebung in den