Citrino
Cittadella.
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die man damals zu Rom den in Paris verübten gräuelvollen Mordscenen der Bartholo-
mäusnacht gab. Sein Sohn Antonio, geb. 1570, gest. 1630, erhielt den Unter-
richt in der Kunst durch ihn, bildete sich aber später nach Roncalli, und wurde
gleich seinem Vater vielfach beschäftigt; er übertraf auch Letzteren in seinen
Werken.
Oitrino , Marine , ein Bildhauer aus Venedig, von dem das grossartige Portal der
Kathedrale von Forli mit Statuen und Reliefs im Jahr 1465 ausgeführt wurde, wie
die daran befindliche Inschrift mit der Jahreszahl angibt.
Cittadella, A1f0I1S0, geb. 1487, gest. 1537, ein Bildhauer aus Lucca, der zu
seinem Oheim mütterlicher Seits, Pietro Lombardi, in die Lehre ging, und sich
desshalb auch, sei es aus Liebe zu seiner Mutter oder aus Achtung vor seinem Lehrer,
Lombardi nannte. Er verfertigte in seiner Jugend zu Ferrara eine unendliche
Menge kleiner trefflicher Medaillen mit Bildnissen nach der Natur, arbeitete dann
aber meistens in Bologna und zeichnete sich bald als einen der tüchtigsten Meister
seiner Zeit aus, wie es denn schon als ein nicht unerhebliches Zeichen seiner Tüchtig-
keit betrachtet werden kann, dass er als ganz junger Mensch mit Michelangelo,
der in diesem Punkt sehr bedenklich war, gemeinsam an der (zwischen 1506-1508
ausgeführten, für die Kirche S. Pet-ronio in Bologna bestimmten) Kolossalstatue Papst
Julius II. arbeitete. Durch ein treifliches Bildniss Kaiser Karl V., der ihm während
Seiner Anwesenheit zu Bologna (1530) dazu sass, steigerte sich sein bereits grosser
Ruf noch mehr und er gewann dadurch die Gunst des Kardinals Hippolyt von Medici,
der ihn mit nach Rom nahm, woselbst er einen sehr gerühmten antiken Kopf des
Kaisers Vitellius in Marmor nachbildete und die Porträts des Papstes Clemens VII.
und des Julian von Medici in Marmor nach dem Leben ausführte. (Die letztere Büste
wurde nicht vollendet, die erstere steht heute noch über einer Thüre im Pal. vecehio
zu Florenz.) Darauf wurde ihm die Ausführung zweier Grabmäler für Papst Cle-
mens VII. und Leo X. übertragen: Er hatte auch schon ein Wachsmodell dafür an-
gefertigt, das für bewundernswerth galt, als sein Gönner, der Kardinal Hippolyt von
Medici vom Tod ereilt wurde, in Folge dessen ihm der Auftrag entzogen und B. Ban-
dinelli übertragen wurde. Alfonso grämte sich darüber so, dass er über Florenz
nach Bologna zurückkehrte, ausser einem Bildniss des Herzogs Alexanders von Medici
aber wenig mehr von Bedeutung arbeitete, und bald darauf einer unheilbaren Krank-
heit unterlag. '
Zu den frühesten Werken Alfonso's, in denen er fast noch ganz natura-
listisch erscheint, gehören: die bemalten Halbiiguren Christi und der Apostel in den
beiden Queerarmen des Domes von Ferrara, eine Arbeit, welche trotz mancher Mängel
eine grosse lebendige Schönheit in den Köpfen zeigt; dasselbe gilt von der bemalten
Thongruppe des von seinen Angehörigen beweinten Christusleichnams, in der Krypta
von gpietl-O zu Bologna. Später, und zwar zuletzt unter dem Einfluss Tribolo's,
näherte er sich einer mehr idealen Bildung, wie eine solche durch Andrea San-
sovino der ganzen oberitalischen Bildhauerschule vorgezeichnet worden war. Er
wagte sich sogar an gmsse Aufgaben, wie er durch die Ausführung des kolossalen
sitzenden Herkules (von Thon) im obern Vorsaal des Pal. apostolico zu Bologna be-
wies. Eine grosse Anzahl seiner Arbeiten finden sich sodann in S. Petronio eben-
daselbst-. Dort sieht man einen englischen Gruss und den Sündenfall in runden
Statuen an der Innenseite des rechten und linken Seitenportals der Fagade; die Auf-
erstehung Christi, eine Lunettengruppe am linken Seitenportal (1526), ein Werk voll
klarer, einfacher Schönheit; ferner drei Reliefs aus der Geschichte Mosis, am rechten
Pilaster desselben Portals. Mehr malerisch als plastisch, aber von trefflichster Arbeit,
GTSClIGiDCII die drei Reliefs am Untersatze des berühmten Grabmals des h. Dominicus
in S- DOIIICHiCO- Sein Grabmal des Ramazotti in S. Michele in Bosco (rechts vom
Hauptportal) ist eines der besten jener oberitalienischen Soldatengräber, welche den
Geharnischten schlummernd und über ihm die Madonna darstellen. Den gediegensten
Meistern seiner Zeit aber gleich stellt er sich in der grossen ügurenreichen und höchst
Wüfdig" gehaltenen GTIIPPQ von lebensgrossen, aus Thon gebrannten Statuen, welche