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Cipriani , Galgagno
Circignano.
Herrlichkeit der YVelt dem Graus des Todes zu erliegen bestimmt ist. Das zweite
schildert das jüngste Gericht mit derselben Tiefe und Energie des Gedankens und ist
zugleich durch die hohe Majestät der Composition ausgezeichnet, wodurch es auf
geraume Zeit das Vorbild für ähnliche Darstellungen wurde. Die Motive der Be-
wegung in den Gestalten Christi und der Maria dienten Michelangelo, die Anord-
nung der Patriarchen und Apostel dem Fra Bartolommeo und Raphael zum Vor-
bild. Da. diese Gemälde freier und kühner, dabei aber auch roher im Auftrage, und
minder vollendet in der Technik sind, als seine YVandmalereien in der Kapelle Strozzi
in S. Maria Novella und die mit seinem Namen bezeichnete Altartafel ebendaselbst, so
wurde schon die Meinung aufgestellt, dass sie nicht von Orcagna herrührten. Allein,
abgesehen von der ausdrücklichen Angabe seines Geschichtsschreihers, dass er zur Aus-
führung derselben nach Pisa berufen worden, sind sie doch zu sehr geistesverwandt
mit den letzteren, als dass man nicht annehmen müsste, sie stammen aus des Meisters
früherer Zeit. Die Bilder in S. Maria Novelle. zeigen freilich die höchste Vollendung
der Technik, deren Orcagna fähig war. Es weht durch sie ein hoher und edler
Schönheitssinn; die Gestalten sind voll Adel, Klarheit und Heiterkeit, ebenso die
Köpfe fast durchgehends höchst anmuthig, schön und voll Gefühl, während sie zu
gleicher Zeit durch die Tiefe und Kraft des Ausdrucks fesseln.
Schüler des Orcagna in der Kunst der Malerei waren; Bernardo Nello di
Giovanni Falconi, Tommaso di Marco und Francesco Traini.
Andrea hatte noch drei Brüder, die Künstler waren: den erwähnten Bern ardo,
der älter als er und gleich ihm Maler war; einen zweiten, Ristcro, der sich der
Bildhauer- und Baukunst beiliss, und J acopo, der ebenfalls in dem Buch der Maler-
compagnie eingeschrieben war. Es kam ihm jedoch Keiner von ihnen in der Kunst
auch nur entfernt nahe. Andrea selbst besass nur zwei Töchter, aber Bernardo
hatte einen Sohn Mariotto, der sich auch der Malerei widmete, jedoch ebenfal1s_keine
bedeutenden YVerke, die überdiess alle untergegangen sind, schuf.
Literatur. Vasari, Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister. Lanzi, Ge-
schichte der Malerei in Italien. Rumohr, Italienische Forschungen. Förster, Beiträge zur
neueren Kunstgeschichte. Kugler, Handbuch der Kunstgeschichte. Burckhardt, der Cicerone.
llllpferwerke. Lasinio, Pitfure a fresco del Campo santo di Pisa. Firenze, 1832. (Vergl. Rcsini,
Descrizione delle pitture dcl Campo Santo di Pisa.) Lasinio, La Piazza del Granduca di Firenze_
con i suoi Monumenti, dichiarati da. M. Misserini. Firenze, 1830. D'Agincourt, Histoire de FAN:
per les monuments.
Oipriani, Galgagno, ein geschickter Kupferstecher, geb. 1775 zu Siena, ging
in Raphael Morghems Schule, wurde 1808 Professoran der Akademie zu Neapel
und lebt derzeit als Professor der Kupferstecherkunst an der k. k. Akademie zu Vene.
dig. Zu seinen besten Stichen zählt man: Petrus und Paulus, nach Guido Reni
(1804) und Johannes in der Wüste, nach Tizian.
Gipriani, Giovanni Battista, Historienmaler und Kupferätzer, geb. zu Florenz
1'732, gest. zu London 1785 , hatte sich durch seine in seiner Vaterstadt und deren
Umgegend ausgeführten Bilder einen Namen erworben, als er 17 54 zur Ausführung
einer Anzahl historischer Bilder nach England berufen wmirde. Hier malte er viele
geschichtliche und mythologische, auch einige christliche Bilder und seine Arbeiten
fanden vielen Beifall. Seine Bekanntschaft mit dem Kupferstecher Bartolozzi,
der mehrere Blätter nach seinen Gemälden stach, veranlasste ihn, sich auch im Kupfey-
stechen zu versuchen und man kennt einige hübsche Arbeiten in diesem Fach von ihm
nach eigenen und fremden Erfindungen. Für sein bestes radirtes Blatt gilt; eine
Maria mit dem Kindc.
Literatur. Fioi-illo, Geschichte der Malerei in Grossbi-itannicn.
Circignano, Niccolü, genannt delle Pomerance, von seinem Geburtsort, im
Gebiet von Volterra, geb. 1519, gest. 1591, war ein lilalei- von handwerklicher
Tüchtigkeit, der besonders in Rom für die Kirchen der Stadt und die päpstlichen
Paläste eine Menge Bilder ausführte. Er arbeitete äusserst schnell, aber so wohl-
fßil, dass er bei saurer Mühe wenig verdiente. J. B. de Cavalleriis, ein mittel-
niassiger Kupferstecher, stach nach seinen Zeichnungen eine Sammlung- von 31 Blättern,
die unter dem Titel: Die Siege der st-reitenden Kirche herauskamen, eine Benennung,