Cintabue.
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dem Engel; in der Akademie: Madonna mit Heiligen, und den h. Thomas, die Wunden-
male Christi berührend; auch im Pal. Reale sind einige Gemälde von ihm. Zu
Vicenza sieht man in der Akademie: eine Madonna in trono mit Heiligen. Endlich be-
sitzt die Gallerie des Belvedere zu Wien: eine Maria mit dem Kinde und Heiligen in
einer Landschaft und die Gallerie des Fürsten Esterhazy cbendnsclbst: die h. Jung-
frau mit dem Jesuskinde. Cima pllegte seine Bilder mit seinem Namen: Joannis
Baptiste Conegliancnsis, Joanes bapt-ista Coneglianensis, oder mit mehr
oder weniger Anfangsbuchstaben desselben zu bezeichnen.
Literatur. Kugler, Handbuch der Geschichte der Malerei. Burckbardt, Der Cicerone.
Cimabue, Giovanni, ein berühmter Maler aus der edlen Familie der Cimabue,
mit dem Beinamen Gualtieri, der gewöhnlich als Gründer der neuern italienischen
Malerei betrachtet wird, jedenfalls aber das Verdienst hat, den grossen Aufschwung
derselben in der folgenden Periode vorbereitet zu haben, wurde im Jahr 1240 zu
Florenz geboren , lebte noch 1302, scheint aber in diesem Jahre gestorben zu sein.
In seinen Werken herrscht zwar noch vorzugsweise die byzantinische Manier, aber
er wusste durch Belebung jener in vertrockneter und erstarrter Form überkommenen,
obwohl immerhin höchst würdigen Gebilde der altchristlichen (griechischen) Kunst-
weise zu einer weit grösseren Ausbildung zu gelangen. Es macht sich in ihnen durch-
weg ein auf Edles und Hohes gerichteter Sinn, ein Streben nach XVürde und Ehrfurcht
gebietender Hoheit geltend. Befolgen sie auch noch die byzantinische Anordnung,
so ist dieselbe doch bereits mit künstlerischer Freiheit aufgefasst; behalten sie auch
noch die typischen Formen bei, so ist doch die Zeichnung schon durch Naturanschauung
vervollkommnet, die Malerei, im Gegensatz zu der Strenge der Byzantiner, ungemein
weich in einem flüssigen Farbenauftrag durchgeführt, und der Ausdruck lebendiger
und seelenvoller. Bei allen diesen Vorzügen vor seinen griechischen Vorbildern ge-
wahrt man in ihnen gleichwohl noch die alte Monotonie der Composition, wodurch
jede Figur nach ihrer Stellung und Verrichtung nur immer für sich und in sich ab-
geschlossen, ohne Beziehung zur andern oder zum Hauptgegenstand, möglichst gerade
von vornen genommen, steif und einfürmig neben die andere gestellt und durch strenge
braune Umrisse gebunden und eingefasst erscheint. Und diese Einförmigkeit, welche
Sache der Ueberlieferung war, der er sich weder ganz entschlagen durfte, inoch
konnte, zeigt sich im Ganzen wie im' Einzelnen, in den sich fast in allen Köpfen
wiederholenden Zügen , wie in den länglicht gezogenen Nasen, in den schmalen, in's
Breite geschnittenen Augen mit dem Sterne dicht unter dem Augenliede , wie in den
getheilten, von einander stehenden Fingern, Eigenthümlichkeiten, die ihn durch-
gehends kenntlich machen. In seinen bedeutendsten Werken sind jedoch auch die
Handlungen durchweg mit Geist entwickelt und durch ein grossartiges Pathos be-
lebt. So trägt Cimabue noch das Gepräge der alten ausgelebten byzantinischen
Schule, aber aus diesen erstarrten Kunstgebilden blickt schon der Geist eines neu
erwachenden schöneren Lebens der Kunst. Desshalb haben seine Bilder auch etwas
Wundersames, Unheimliches und doch Anziehendes. Es ist der Zwiespalt und Kampf
todter starrer Formen und des Ausdrucks von Seele, der sich mit Macht Bahn
brechen will.
Unter die Malereien , welche man ihm . und zwar mit grösster Wahrscheinlich-
keit, Zuschreibß, gehören zuerst zwei grosse Madonnenbilder in Florenz. Das ältere,
früher in der Kirche S. Trinita, gegenwärtig in der Gallerie der Akademie, mit
Propheten und Patriarchen, schliesst sich noch beinahe ganz den byzantinischen Vor-
bildem M1 1 Zeigt aber doch bereits ein klares Bewusstsein für menschliche Anmuth;
das jüngere, auf dem die Mutter Gottes zu beiden Seiten von knieenden Engeln um-
geben dargestellf iSb, während der Rand des Bildes mit kleinen Medaillons geschmückt
erscheint, auf denen die Brustbilder von Heiligen angebracht sind, befindet sich in
S. Maria Novella (in der südlichen Kapelle des QueerschitfsP und offenbart schon
einen eigentlichen Natursinn, besonders in dem Christ-uskinde und in einem Theil der
Medaillons, in denen sich Cimabue, statt der vorgeschriebenen steifen altchristlichen
t Abgebildet in den Denkmälern der Kunst. Atlas zu Kuglers Haudh. der Kunstgesch. Tat. 49, Fig.2.