Cignani
Cignaroli.
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diese Zeit entstand auch das schöne Bild der Empfängniss Maria, für eine Kirche zu
Piacenza gemalt, und die Madonna mit dem, den Johannes und die h.Theresia krönen-
den Kinde, in S. Lucia zu Bologna. Durch alle diese YVerke hatte er sich einen so
grossen Ruhm erworben, dass er für seine Verdienste vom Papst mit dem Ritterkreuz
belohnt, vom Herzog Franz von Parma aber für sich und seine Nachkommen in den
Grafenstand erhoben wurde. Ja, der Ruf seiner Geschicklichkeit verbreitete sich so
allgemein, dass Jünglinge von nah und fern zu ihm in die Schule treten wglltgn , und
er sich dadurch genöthigt sali, eine grosse Akademie zu errichten, mit der er, als er
den Auftrag bekam, die grosse Kuppel der Madonna del Fuoco zu Forli zu malen,
dahin übersiedelte und sie dort 1694 in einem Zimmer des öffentlichen Palastes eröff-
nete. Ausser jener im J. 1706 beendigten Kuppel, in der er die Himmelfahrt der
Maria darstellte, malte er noch viele andere Bilder daselbst, theils für Kirchen, theils
in verschiedenen Palästen, auch war er für den Kurfürsten von Bayern und der Pfalz
vielfach beschäftigt. Unter der Regierung Clemens XI. wurde sodann auch in Bologna
die Clementinische Akademie errichtet, und Cignani 1'709 zu deren Direktor erwählt,
er blieb aber bis an sein Ende zu Forli.
Geschichtliche Darstellungen von Cignani sind selten, dagegen sieht man von
ihm desto mehr der biblischen Historie entnommen, insbesondere Madonnen, auch an-
dere Bilder verschiedenen Inhalts, mit einer oder zwei halben Figuren. In ihrer
Anordnung und Zusammenstellung hielt er sich an die Art und Weise der Caracci,
die Grazie in seinen Umrissen aber erinnert etwas an Correggio. Sein Colorit ist hell
und lebendig und von grosser Kraft, lieblichem Helldunkel und zartem Schmelz. Ob-
gleich er sehr lange an seinen Bildern malte, wie er z.B. an der grossen Kuppel in
Forli 20 Jahre arbeitete, scheinen sie nichts weniger als mühselig, sondern es macht
sich in ihnen eine erfreuliche Leichtigkeit bemerkbar.
Ausser den vielen Bildern, die er in Italien hinterliess, besitzen auch die deutschen
Gallerieen mehrere für seine Richtung bezeichnende Gemälde von ihm. So sieht man
im Museum zu Berlin: Venus und Anchises; in der Gallerie zu Dresden: Joseph,
der sich den Armen der Potipliar entwindet (meisterhaft lithographirt von Leon Noel);
in der Pinakothek zu München (woselbst man ausserdeni in der Theatinerkirche
auch noch eine heiLFamiIie mit kolossalen Figuren sieht): Jupiter als Kind von der
Ziege Amalthea gesaugt (Cignanfs letztes Bild, das er 80 Jahre alt für den Kur-
fürsten Johann Wilhelm von der Pfalz malte); die Himmelfahrt der Maria (in über-
lebensgmssen Figuren); Maria per dem in däer WVäegF schlafenlälen Jesuskiinde knieend;
die heil. Magdalena in Betrac itung; In er a erie zu ommers elden: drei
Plafondsgemälde, worunter Bacchus und Ariadne eine der besten Compositionen des
Meisters und in Form und Farbe besonders gefallig behandelt ist; im Belvedere zu
Wien; Maria mit dem Kinde auf den Armen, das ein Kreuzchen hält, und Cinion von
seiner Tochter Pera im Kerker gesälfgt-
Endlich zeigt man auch in einigen Gallerien Englands bemerkenswerthe Bilder
von Cignani. Die Gemäldesammlung in Staffhordhouse besitzt einen Antonius
von Padua, der in Gegenwart der Maria das Christuskind liebkost; die Bildersanimlung
zu Corshamhouse: Maria mit dem Kinde, sehr lieblich und anziehend; die
Gallerie zu Chatsworth: Joseph und Potiphars Weib (eine Wiederholung des
Dresdner Bildes mit einigen Abweichungen) u. a. m.
Cignani's beide Söhne, Felice und Paolo, widmeten sich ebenfalls der Malerei,
kaufen ßlbellihrem Vater nicht gleich.
clgnaroh, Gianbettino, Historienmaler, geb. 1706 zu Salo in der Nähe von
Verona, gest. 1770 zu Verona, ging zu Santo Prunato in die Lehre, bildete sich
aber auf Reisen im Venetianisclien und Lombardischen nach Paolo Veronese und
besonders nach Corre g gio, nach dessen Grundsätzen er das Helldunkel behandelte.
Er malte für eine Menge Fürsten und vornehmer Personen und glänzte unter den
ersten Malern seiner Zeit. Seine Bilder sind aber sehr ungleich; sie haben in der
Regel ein kräftiges Colorit, sind jedoch nicht immer correkt gezeichnet. Seine besten
verrathen ein schönes Talent. In Deutschland sind sie selten, in Italien dagegen trifft