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Chantry
Chaponniöre.
weltlichem Sinn behandelt. Die gelungenem seiner Porträts (wohl das beste darunter,
das der Fanny Elsler) zeichnen sich durch Aehnlichkeit, gute Modellirung und schöne
Verschmelzung der Farben aus; sie haben einen weichen und gerundeten Vortrag,
dürften aber in den Umrissen und in der Behandlung der Haare scharfer sein.
Chantry, Francis, ein berühmter englischer Bildhauer, geb. 1782, gest. zu London
1842, kam als ein armer Junge in die Lehre zu einem Bildschnitzer, bei dem er bald
ein besonderes Talent für die Kunst an den Tag legte. Er ergriff daher die Miniatur-
malerei und es gelang ihm in kurzer Zeit- mehrere vorzügliche Porträts zu Stand zu
bringen. Später jedoch wandte er sich der Bildhauerkunst zu und eine Büste des
Philosophen Horne Tooke, die er unentgeltlich in Gyps machte, begründete seinen
Ruf so sehr, dass er bald für mehr als 111,000 Pfund Sterling Aufträge erhielt. 1816
wurde er ordentliches Mitglied der Akademie zu London, welcher er die schöne Büst-e
von Benj. Wes t (im Sitzungssaale aufgestellt) verehrte. In den zwei Hauptkirchen
Londons und anderwärts tritft- man von ihm viele Grabmonumente, bei denen meist
die Porträtstatuen, die sich durch natürliche Haltung und wohlverst-andene Drapirung
auszeichnen, den Hauptgegenstand bilden. Ruf hat er sich besonders durch seine
Marmorgruppe, die schlafenden Kinder (1817), als Denkmal zweier Kinder des ver-
storbenen NVilliam Robinson gearbeitet, erworben. Zu seinen bedeutenderen Ar-
beiten gehören ferner: das Denkmal von James TVatt, in dessen Geburtsort Greenock
in Schottland aufgestellt; die Statuen des Geschichtsschreibers TV. Roscoe im Stadt-
hause zu Liverpool, des Chemikers Dalton in- Manchester, des Malers Northcote, des
Sir Chr. Forbes etc.; die Büsten der Königin Viktoria und des afrikanischen Reisenden
Lander. In Reiterstatuen war Chantry, weil er mit der Anatomie des Pferds zu wenig
vertraut war, weniger glücklich, wie die des König Georg IV. aufCharinggross und die
des Herzog von iVelling-ton vor dem neuen Börsengebäude, welch letztere nach dem
ModellChantrys unter der Leitung WeekÄs in Erzguss vollendet wurde, beweisen. Ein
kolossales Werk von Chantry ist die 36 Fuss hohe Statue des Herzogs von Souther-
land, auf 70 Fuss hohem Piedestal auf der Spitze des Benvraggie aufgestellt. Chantry
war wirklich ein bedeutendes Talent in naturalistischer Richtung und wo eine treue
Nachahmung der Natur ausreicht, wie es bei seinen Büsten der Fall ist, die sich durch
Aehnlichkeit, Lebendigkeit und lleissige, öfter sehr gefühlte Ausführung auszeichnen,
genügt er; in freien idealischen Compositionen dagegen fällt die Armuth der Erfin-
dung, die Einförmigkeit der Gesichter, der Mangel an Grazie und an tieferem Ver-
ständniss der Formen unangenehm auf. Chantry war auch Mitglied der Akademien
von Florenz und Rom.
Chaperon, Nicolaus, Maler und Kilpferätzer, geb. zu Chateaudun 1599, gest. zu
Paris, erlernte die Malerei bei S. Vouet, widmete sich aber bald gänzlich dem Kupfer-
ätzen. Er hielt sich längere Zeit in Rom auf, wo er 1640 in 54 Blättern die Logen-
gemälde RaphaePs radirte, die unter dem Namen der RaphaeFschen Bibel be-
kannt sind. Unter seinen andern Blättern ist besonders noch der alt-e trunkene Silen,
der, an einen Baum gelehnt, von einem Satyr zu trinken erhält, zu erwähnen, Seine
Blätter sind mit N. C. F. oder N. CH. bezeichnet.
Chaplin, Charles, ein noch junger Maler in Paris, der sich seit- 1850 aufden Kunst-
ausstellungen durch ausgezeichnete Porträts von harmonischer Färbung, breiter und
weicher Behandlung und vieler Sicherheit der Technik bemerkbar macht Man be-
sitzt auch einige hübsche Radirungen von ihm,
Chaponniere, ein der Kunst leider zu früh entrissener genialer Bildhauer aus Genf,
der sich in Italien bildete, und 1827 in Neapel die Statue einer gefangenen jungen
Griechin von solch ausserordentlicher Schönheit fertigte, dass dieses Werk der guten
griechischen Kunstzeit anzugehören scheint. Seine Fischerin , Welcher ein neben ihr
sitzender Knabe einen Vogel verhält (1829 auf der Kunst-ausstellung zu Genf), ist
gleichfalls eine äusserst liebliche Gruppe. Später hielt er sich in Paris auf und fer-
tigte daselbst das grosse Basrclief am Triumphbogen 1'Etoile, die Einnahme von
Alexandrien im Jahr 1798 darstellend, ein tiefdurchdachtes Ganzes voll Kraft, Wahr-
heiß, Leben und Klarheit, eines der besten Sculpturwerke an diesem Denkmal. Seine