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Cellini.
kein Bildhauer sei und keine Figuren im Grossen ausführen könne, niederschlagen
wollten; zu all' diesen Widerwärtigkeiten kam noch, dass Herzog Cosimo ihm kaum
den dritten Theil der Summe dafür ausbezahlte, als die erfahrensten Künstler die
Statue geschätzt hatten, er überdiess das Geld, wovon sogar ein grosser Theil in
zum Voraus gemachten Baarauslagen bestand, in kleinen Ratenzahlungen erhielt,
deren letzte ihm sogar erst kurz vor seinem Tod ausbezahlt wurde. Ihm musste
daher beinahe ausschliesslieh derinnere Lohn der Befriedigung mit seinem Werke
genügen; auch fehlte es ihm nicht an Ehrenbezeugungen, denn noch in demselben
Jahre schrieb ihn die Stadt Florenz in ihr goldenes Buch ein.
Vier Jahre darauf trat er in den geistlichen Stand aus dem alleinigen Grunde, um
der Gerichtsbarkeit der Geistlichen theilhaftig zu werden und, wie er selbst sagt, gegen
seine grossen Schuldner um so strenger verfahren zu können. Es war im Jahr 1558 als
er mit Bewilligung des erzbischöflichen Generalvicars die erste geistliche Tonsur er-
hielt; im Jahr 1560 liess er sich aber schon wieder seiner eingegangenen Verbindlich-
keiten entbinden, um seinen "Neigungen" wie früher nachgehen zu können und seinen
unehlichen Kindern die Legitimität zu sichern. In der Zwischenzeit bewarb er sich
mit Giov. da. Bologna, Bandinelli und andern Bildhauern um die Uebertragung
der Statue des Neptun für den grossen Brunnen auf der Piazza del Granduca. Er
entwarf dazu ein grosses Modell, das nach seiner Versicherung den Vorzug vor allen
andern erhalten haben soll; da er dasselbe aber nicht vollenden konnte , weil er in
Folge erhaltenen Gifts zur Arbeit nnfahig geworden war, lief ihm sein von der
Herzogin begünstigter Nebenbuhler Ammanati den Vorrang ab. Diesem wurde
die Ausführung übertragen.
Als sich Cellini auf solche Weise in seinen Erwartungen getäuscht fand, zeigte
er sich geneigt, dem Ruf der Katharina von Medici nach Paris zu folgen, um dort
das Grabmal Heinrich IL, ihres Gemahls, zu vollenden, allein der Herzog liess
merken, dass ihm diess unangenehm wäre, und die Königin hörte auf in ihn zu
dringen, ihr Benvenuto zu überlassen. Im Jahr 1563, kurz nachdem er, um den
Vorschriften der heil. römischen Kirche zu gehorchen, und ehliche Kinder um sich zu
sehen, sich verheirathet hatte, ward ihm von Neuem der frühere Jahresgehalt von zwei-
hundert Scudi wieder ausgesetzt und der Auftrag ertheilt, für den Dom Bildhauer-
arbeiten zu liefern. Auch war er um diese Zeit mit einem grossen Relief, Adam und
Eva beschäftigt, dessen Skizze in Wachs sich nach seinem Tode noch in seiner Werk-
statt vorfand. Im Jahr 1565 kaufte Cosimo dem Künstler ein in den letzten Jahren
verfertigtes marmornes Cruciiix in Lebensgrösse ab, über dessen Kunstwerth Vasari
äusserte, dass es das schönste und seltenste Sculpturwerk dieser Gattung sei. (Das-
selbe wurde im Jahre 1576 von Grossherzog Francesco an König Philipp II. von Spanien
verschenkt, wo man es jetzt noch im Chor der Kirche des Escorial sieht. Es trägt
die Inschrift: Benvenutus Oellinus civis Florent. faciebat MDLXII.) Endlich wurde
Benvenuto noch beauftragt, Entwürfe zu den Kanzeln des Domes von Florenz anzu-
fertigen. Er lieferte auch drei kleine Modelle , von denen der Herzog eines wählte,
nach Welchem die äussere Form der Kanzel gemacht wurde. Cellini sollte die Reliefs
und Verzierungen dazu ausarbeiten. Sei es aber, dass er wenig Lust an dem Werke
hatte, oder dass, wie er klagte, die Bauverwaltung ihn nicht gehörig mit WVerkleuten
und Material unterstütze, genug, die Arbeit rückte nicht vor, der Herzog verlor die
Geduld und entliess den Künstler aus seinem Dienste. Dennoch scheint der darüber
fast untröstlich gewordene Cellini auch später noch für Herzog Francesco, Cosimo's
Sohn, der seit 1564, in Folge freier Verziohtleistung des Vaters, die Regentschaft
in Toskana führte, gearbeitet zu haben, denn im Jahr 1570 noch wollte er eine Juno
für ihn giessen, von der sich zwei kleine Modelle in seinem Nachlasse vorfanden.
Im December 1570 erkrankte jedoch Benvenuto gefährlich; er machte sein Testa-
ment und starb am 13.Febr. 1571. Zwei Tage darauf wurde er in dem gemeinsamen
Begräbnisse der Mitglieder der Akademie der Künste in der Nunziata beigesetzt. Er
hinterliess einen Sohn und zwei Töchtern, drei legitim geborene Kinder.
In dem Inventar, welches nach Cellinfs Tod über seinen künstlerischen Nach-