Volltext: A - E (Bd. 1)

Cellini. 
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deren einem, einem Hirsch, sie den rechten Arm um den Hals legt "i (jetzt im Louvre 
Zu Paris). Ermuthigt durch diese Gunstbezeugungen des Königs, der ihn naturalisirt 
und ihn zum Herrn des Schlosses Le Petit-Nesle gemacht hatte , fertigte er jetzt das 
Modell zu einem Brunnen mit verschiedenen allegorischen Gestalten und einer Statue 
des Mars die 54 Fuss hoch werden sollte und in der er den König Selbst sinnbildlich 
darstellexi wollte. Er machte. auch das Gerippe zu diesem Kolossen fertig und führte 
den Kopf in einer Grösse aus, dass er dem erstaunten Volk zum Wunder und Mährohen 
wurde; allein das Ganze kam nie zu Stande und von seinen Modellen ist auch keine 
Spur mehr vorhanden. 
Trotz aller der Gunst, in der er bei König Franz stand, schuldete ihm der 
Letztere immer noch grosse Summen , so dass Benvenuto für seine Rückstände 
durch Verleihung einer Abtei entschädigt werden sollte, aber selbst im Jahr 1559, 
nachdem er längst Frankreichs Boden verlassen noch eine ziemlich bedeutende 
Summe gut hatte. Dazu kam noch, dass seine iNebenbuhler, und besonders die 
Geliebte des Königs , Madame d'Estampes , der er den Hof zu machen vernach- 
lässigt hatte, ihm das Spiel bei Franz I. immer mehr verderben, so dass es ihm in 
Frankreich nicht mehr recht gefallen wollte und er um Urlaub bat, den er auch end- 
lich im Jahr 1545 erhielt. Er überliess sein Haus und einen grossen Theil seiner 
Habe nebst verschiedenen Modellen der Obhut zweier seiner Gesellen und kehrte 
nach fünüährigem- Aufenthalte in Frankreich nach Florenz zurück, wo ihn Herzog 
Cosimo I. sehr freundlich empiinrr und in seine Dienste nahm. Hier begann er unter 
anderen kleineren Arbeiten , die: er dazwischen fertig machte, für diesen das Modell 
zu einer Statue des Perseus, die in Erz gegossen werden sollte, fertigte mehrere Ge- 
fasse mit erhabenen Figuren, einen goldenen Gürtel mit Masken und anderen Reliefs 
und Edelsteinen, die lebensgrosse Büste des Herzogs, eine ganz vortreffliche Arbeit 
(in der Sammlung der Erzgüsse in der iiorentinischen Gallerie), meiselte auch eine 
Gruppe: Apollo und Hyacinthnferner eine Statue des Narciss aus Marmor und restau- 
rirte Kopf und Arme einer antiken Statue des Ganynied (in der Gallerie der Ußizien). 
Unterdessen waren seine Feinde in Frankreich nicht unthätig gewesen, König 
Franz hatte ihm seine Gunst entzogen und auch in Florenz fand er beim Guss des Perseus 
viele Schwierigkeiten , da man es iliniEoift an iien nöthigsten Hilfsmitteln fehlen liess 
und der Bildhauer Bandinelli aus i ersuc it und Neid auf jede Weise gegen ihn 
intriguirte. Trotz aller dieser Hindernisse kam der Guss der Statue selbst endlich 
doch im Jahr 1550 glücklich zu Stande. Im Jahr 1552 begab sich Cellini, angeblich 
Geschäfte halber, nach Rom zu dem Makler Bindo Altovoti, dessen Büste er in Erz 
gegossen hatte (noch heute in dem von ihm ehemals bewohnten Palaste an der Engels- 
brücke zu Rom), in Wahrheit aber um Gelegenheit zu suchen, in des Papstes Dienste 
treten zu können, was ihm aber nicht gelang. Nach seiner Rückkunft nach Florenz 
wurde er, da, inzwischen ein Krieg mit Siena ausgebrochen war, zur Ausbesserung 
der ilorentinischen Befestigungswerke verwendet. Darauf restaurirte er einige in der 
Gegend von Arezzo ausgegrabene Alterthünier von Erz, worunter die bekannte eherne 
Chimäfe, und stellte nun seine, sammt den plastischen Arbeiten des Fussgestells-vollen- 
dQte Pßrseusstatue auf, die im Jahr 1554 enthüllt wurde und ungeheuren Beifall fand. 
Die Statue des Perseus (in der Loggia de" Lanzi zu lillorenz), der, das vom Rumpf ge- 
trennte HauPt der Medusa mit der Linken erhebend, auf dem Körper des Getödteten 
Steht, gehöTt Zll den besten Arbeiten des Cellini und auch überhaupt seiner Zeit. 
Der KöTPeY ist schön und feingebildet und das Gesicht sehr anmuthig. Die Basis ist 
allgemein fißrlißh und reich gegliedert, an der Vorderseite befindet sich ein Relief, 
Tlngsllm sind Wer Nischen mit reizenden ungemein fein gearbeiteten Figuren; 
Das äußere Glück, das er indessen mit diesem Werke genoss, war nicht gross, denn 
zu den unendlich vielen Verdriesslichkeiten und Ränken aller Art, denen er während. 
(der Arbeit daran ausgesetzt gewesen und dem Kummer und den Sorgen, die er unter 
61' Äelß flfllttßlla und die er mu- Zu ertragen vermacht, weil sein Ehrgeiz und seine 
Ruhmbegierde mit dieser Statue die Behauptung seiner Feinde und Neider, dass er 
l Abgebildet in den Denkmälern. der Kunst. Atlas zu Kuglers Handb. der Kuiistgesch. Taf. 7a, Fjg. S.
	        
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