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Cellini.
lebte aber deren Vollendung nicht mehr, er starb 1534 und Papst PaullII. bestieg
den Thron. Dieser setzte den Künstler wieder in seine vorige Stelle bei der Münze ein,
allein ein an einem Mailänder Goldschmied in Handeln und im Jähzorn begangener
Mord, in dessen Folge man ihm nach dem Leben trachtete, nöthigte ihn zur plötzlichen
Abreise nach Florenz, wo er von Herzog Alexander als Münzmeister in Dienste ge-
nommen wurde und eine Menge trefflicher Stempel schnitt. Nicht lange darauf wurde
ihm jedoch vom Papst ein Freibrief ertheilt, um ungefährdet nach Rom kommen und
sich daselbst durch Ablass vom Flecken des Todschlags reinigen zu können. Er eilte
dahin, wurde aber bald nach seiner Ankunft von einer heftigen Krankheit befallen,
die seine starke Natur jedoch siegreich überwand. Nach seiner Wiedergenesung
machte er zu einem Brevier mit Miniaturen einen prachtvollen Deckel aus Gold, reich
an Figuren, Laubwerk, Schmelz und Juwelen, ein Geschenk des Papstes an Kaiser
Karl V. bei dessen Einzug in Rom und fasste auf's Kunstvollste in einen goldenen
Ring einen Diamanten, den der Letztere Paul III. bei derselben Gelegenheit verehrt
hatte. Wiederholte Bänke, die dem Künstler bei seinem päpstlichen Beschützer
gespielt wurden, veranlassten ihn jedoch Rom zu verlassen und sich nach Paris zu
begeben. Im Jahr 1537 langte er daselbst an und wurde von Franz I. aufs Freund-
lichste aufgenommen. Krankheitshalber kehrte er jedoch kurze Zeit hierauf wieder
nach Rom zurück. Hier wurde er wieder mit Aufträgen überhäuft. Er arbeitete
mit vielen Gesellen und eine grosse Anzahl der angefangenen Bestellungen waren
der Vollendung nahe, als Cellini auf die falsche Anklage eines seiner Gesellen , dass
er dem verstorbenen Papst einen grossen Schatz von Edelsteinen entwendet habe,
in's Gefingniss geworfen wurde, in welchem er grausame Misshandlungen zu erdulden
hatte. Nach langem Barren endlich auf Fürsprache des Kardinals von Ferrara aus
dem Kerker befreit, fertigte er für diesen einen Becher _und ein Becken von Silber
mit runden und halb erhabenen Figuren, schnitt dessen Siegel und brachte darauf
sehr schöne geschichtliche Darstellungen an, begann auch das Modell eines Salz-
fasses , das er aber erst später für König Franz I. von Franlareich vollendete.
Dieser hatte ihn nämlich durch denselben Kardinal an seinen Hof einladen lassen,
ihn gleich nach seiner Ankunft im Jahr 1540 in seine Dienste genommen und als erste
Arbeit zwölf lebensgrosse Götterstatuen von Silber, die als Leuchter um seinen Tisch
dienen sollten, bestellt. Er machte auch sogleich drei davon: Jupiter, Vulkan und
Mars im Modelle fertig und hatte die erstere Statue sogar im Silber schon weit ge-
fördert, als ihn der König beauftragte, das Modell des erwähnten Salzfasses als Tafel-
aufsatz in Gold auszuführen, eines Auftrags, dessen er sich zur vollkommenen Zu-
friedenheit seines königl. Bestellers entledigte. Dieses Salzfass ruht auf einem Unter-
satz von Ebenholz mit Relieffiguren, welche Tag und Nacht und die vier Hauptwinde
darstellen, zeichnet sich aber vornehmlich durch die schönen nackten getriebenen
Figuren des Meers und der Erde, jene auf Seethieren, diese auf einem Elephgmten-
kopf ruhend, neben ihnen eine Barke, die dazu bestimmt war, das Salz aufzunehmen,
wie ein Tempelchen jonischer Ordnung den Pfeffer, ausf (Dasselbe wurde im Jahr
1543 V01lel1det, befand sich im königl. Schatze bis 1570, um Welche Zeit Karl IX.
es dem Erzherzog Ferdinand schenkte, der es der Ambraser Kunstsammlung einver-
leibte, aus der es in die Gallerie des Belvedere zu Wien überging, wo sich dasselbe
noch heute befindet.) Mittlerweile fertigte Benvenuto die Modelle zu einer lebens-
grossen Büste "des Julius Cäsar und zu einem schönen Frauenkopf in derselben Grösse,
die er in Erz goss; führte auch ein grosses Gefäss von Silber aus und modellirte die
Reliefs zu den erzenen Fussgestellen der silbernen Götterstatuen. Ueberdiess War er
noch für verschiedene italienische Edelleute vollauf beschäftigt. Mitten in diesen Ar-
beiten machte er im Auftrag des Königs das Modell zu einem Bronzerelief, das für
das Bogenfeld des Hauptportals am Schlosse von Fontainebleau bestimmt war und
die Nymphe der Quelle darstellte, eine schöne liegende überlebensgrosse weibliche
Gestalt, gestützt auf die Wasserurne und umgeben von den Thieren des Waldes,
Abgebildet in den Denkmälern der Kunsjt.
de: Kunstgeseh.
Atlas zu Kuglers Handb.