Volltext: A - E (Bd. 1)

Cellini. 
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der Zeichnung, insbesondere durch Studien nach Michelangelo's Carton der Pisaner- 
schlacht weiter vervollkomninett wandte er sich nach Rom, wo er in die Xverkstätte 
des Firenzuolo di Lonibardia trat und hier u. A. einen grossen Silbernen Tafel- 
aufsatz in Kästchenform , nach. einem antiken Sarkophage ausführte , der allgemeine 
Bewunderung erregte. Nach einem Aufenthalt von zwei Jahren ging- e,- wiedel. nach 
Florenz , kehrte aber bald nach Rom zuruck, "wo er das -Glück hatte , vielfaehe Be- 
schäftigung zu bekommen.  So arbeitete er fur den Bischof von Salamanca, an den 
er durch Franc. Penni, einen Schuler Raphaels empfohlen worden war, unter 
mehreren treiflichen WVerken 8111811. grossen YVasserkessel nach Zeichnungen von 
Penni; für eine edle Rönierin, Porzin , die Gemahlin des Gismondo Chigi, eine Lilie 
mit in Gold gefassten Diamanten; dann für den Papst Clemens VII., der ihn als 
Musiker und Goldschmied in Dienste genommen hatte, mehrere andere ausgezeichnete 
kleinere YVerke. Auch fertigte er grosse Medaillen von Gold, die in damaliger Zeit 
von Herren und .Edelleuten_ am Hut getragen wurden, worunter eine solche mit der 
Leda, für Gabriel Gesarini, den Gonfaloniere von Rom, rühmend genannt wird; 
stach Stempel und Siegel in Stahl, übte das Emailliren, ahmte türkische mit Silber 
damascirte Dolche und antike eiserne, mit Gold eingelegte Ringe nach, und er- 
wiess sich in allen diesen kunstvollen Arbeiten als äusserst geschickt. 
 Das Jahr ISZ7 mit seinen kriegerischen Vorfallen unterbrach diese vielseitige 
kunstlerische Tliatigkeit. Der Herzog von Bourbon belagerte Rom , fand aber seinen 
Tod vor den Mauern der Stadt und zwar durch eine Büchsenkugel des Benvenuto. 
Dieser entilIoh darauf in die Engelsburg, wo er während. der ganzen Behgemng 
auf ausgezeichnete Weise Bombardirdienste leistete und bei dieser Gelegenheit nach 
seinen Versicherung auch den Prinzen von Oranien erschossen haben soll. Nach 
der Einnahme der Stadt kehrte Cellini nach Florenz zurück. begab sich aber bald 
darauf nach Maritua, wo er Giulio Romano traf und auf dessen Empfehlung für den 
Herzog bescliäiftigt wurde. lir führte für denselben das Modell zu einem Reliquienbe- 
hälter und einige andere kleine Arbeiten aus, stach auch ein grosses Siegel für dessen 
Bruder, den Kardinal. Nach einem vicrmonat-lichen Aufenthalt verliess Benvenuto 
Mantua wieder und begab sich nach Florenz zurück, wo unterdessen die Pest seinen Vater, 
mehrere seiner Verwandten und viele seiner Bekannten hinweg-gerafft hatte. Er ver- 
weilte hier nur so lange, bis er eine sehr schöne Medaille mit dem Atlas, der die Himmels- 
kugel trägt , fertig gebracht (die später an Köni g Franz I. von Frankreich kam) und 
folgte dann dem Rufe des Papstes nach Rom. Dieser trug ihm auf, den Knopf eines 
Pluvials in getriebenem Gold mit einem grossen Diamanten und andern kostbaren Edel- 
steinen besetzt, zu fertigen und Gott Vater in halb erhabener Arbeit darauf darzustellen; 
bestellte bei ihm ferner den Stempel einer Munze, die auf der einen Seite einen Eeee 
1101110 , auf der anderen einen PaPfÜ ulld emen Kalsef, beide ein Kreuz aufzurichten 
lgeämühtl, zeigen sollte, eine Alrblilt,  (19111 Papst so wohl gefiel, dass er ihn zum 
ßmpe Schneider bei der päpst ic en uiize ernannte, in welcher Eigenschaft er den 
Stempel zu einer Goldmünze niit dem Bildnisse des Pa stes auf der einen und dem 
auf dem Meere wandernden Christus auf der anderen SeitE ausführte. Darauf machte 
61' das Modell zu einem prachtvollen Kelche mit einem Fuss aus drei runden Figuren: 
Glaube, Liebe und Hoffnung, die auf einem Untersatze standen auf welchem halb- 
ßfhäbell die Geburt und Auferstehung Christi und die Kreuzigling Petri dargestellt 
War, er bekam jedoch während 11685611 Ausführung Streit mit dem Papst, in dessen 
Folge der KünStler sein Amt bei der Münze verlor, _ja sogar verhaftet wurde. Man 
Setzte ihn jedoch bald wieder in Freiheit und der heilige Vater übertrug ihm die Aus- 
führung einer Mollßtranz. Bcnvenuti, der in dem Verdacht stand, einen Goldschmied 
ermffrdet zu haben, entiloh jedoch 1111611 Neapel, und kehrte erst wieder, nachdem 
er Elch von demselben vollständig gereinigt hatte , nach Rom zurück. Jetzt schnitt 
ineuroifäl lägllylsiiwdcnl Stempel zu einer Münzeinit dessen Bildniss auf der einen und einer 
Freuäe machste rät; ens 'a.uf der. andern Seite, eine Arbeit, die JEIIGIII so groege 
M T. was; iss ei noch eine andere Ruckseite dazu bestellte, worauf Celllnl 
0593i VS le 61 ßSSer aus dem Felsen schlagt, darstellen sollte. Papst Clemens VII. er- 
Müller, Künstler-Lexikon. 20
	        
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