Volltext: A - E (Bd. 1)

Casanova, Franz  Casentino. 
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auch noch die Malereien einer Hauptkapelle in S. Lorenzo zu Florenz, an denen er 
eilf Jahre arbeitete. Er stellte darin Scenen aus dem alten Testament und das 
jüngste Gericht dar; sie gehörten übrigens zu seinen schwächsten Arbeiten, obgleich 
er sich darin selbst zu übertreffen wähnte , und wurden, da Ponformo im Jahr 1558 
darüber starb, von Bronzino vollendet. (Sie wurden 1'738 übertüncht.) 
Ponformo wäre zu hoher Meisterschaft berufen worden , wenn das schwankende 
seines Charakters ihn nicht verleitet hätte, sich in verschiedenen Stylarten zu ver- 
suchen. Anfänglich suchte er sich den Styl seines Lehrers Andrea del Sarto anzu- 
eignen und er wetteiferte auch mit ihm an Grossartigkeit der Zeichnung, feinem 
Verständniss der Form und Tüchtigkeit der Modellirung; später aber ahmte er Albr. 
Dürer 's Kunstweise bis auf das Kleinlichste nach und zuletzt, als er durch die Aus- 
führung mehrerer Cartons von Michelangelo sich mit dessen Styl befreundet hatte, 
suchte er diesen sowohl in der Grösse der Formen und Abenteuerlichkeit der Stel- 
lungen, als in prunkhafter Schaustellung anatomischer Kenntnisse noch zu über- 
bieten. Seine frühesten Werke sind darum seine besten, ausgezeichnet aber und 
wahrhaft grossartig ist er beinahe nur in seinen Porträts (deren er eine Menge aus- 
führte), wie man unter Anderem an den prachtvollen Bildnissen des Ippolito Medici 
im Pal. Pitti und des Cosimo, des alten (einem Porträt des 15. Jahrhunderts nach- 
gebildet), in den Uiiizien zu Florenz, dem Porträt des Andrea del Sarto im 
Museum zu Berlin u. s. w. sehen kann. 
Literatur. Vasßri, Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister. 
Casanova, Franz, Landschaft- und Schlachtenmaler, geb. zu London zwischen 1727 
und 1734, gest. zu Brühl bei Wien 1807, stammte aus einem alten venetianischen 
Geschlecht und kam auch schon in seinem 6. Jahre nach Venedig, Wo er eine aus- 
gezeichnete Erziehung genoss und frühe Anlagen für die Zeichenkunst zeigte. 
Guardi war sein erster Lehrer, später aber bildete er sich unter Franc. Simonini 
aus. Im Jahr 1'751 kam er nach Paris, blieb aber nur ein Jahr daselbst, um sich 
nach Deutschland zu begeben und dort namentlich in der Gallerie zu Dresden die 
Schlachtenbilder Wouvermans und Anderer zu studiren und zu copiren; Nach 
Paris zurückgekehrt, stellte er dort ein Schlachtgemälde aus, das seinen Ruf begrün- 
dete und ihm eine ungeheure Menge Bestellungen verschaffte, deren reichlicher Er- 
tra-g, denn er liess sich seine Bilder theuer bezahlen, aber doch nicht hinreichte, 
seinen ausserordentlichen Luxus zu bestreiten. Nachdem er 1763 Mitglied der Aka- 
demie geworden war, erhielt er von der Kaiserin Katharina von Russland den Auf- 
trag, die Siege der Russen über die Türken darzustellen. Er beniitzte diese Gelegen- 
heit eifrigst, sich seinen zahlreichen Gläubigern zu entziehen , liess sich desshalb in 
Wien nieder und kehrte nicht wieder nach Frankreich zurück. Ausser Schlachten 
malte er auch Landschaften, Thiere und Familienscenen in der Weise der alten 
Holländer. Seine Bilder sind nicht selten. Im Louvre zu Paris sieht man zwei 
Schlachtgemälde und zwei Landschaften mit Vieh, und in der Gallerie des Belvedere 
zu Wien eine Reiterschlacht von ihm.  Casanova radirte auch in Kupfer und 
man zählt zu seinen besten Blättern: ein Reitergefecht; einen reisenden Maler, 
bei einer Wirthin, welche Würste bratet, unten: „Le diner du peintre Casanova" be- 
zeichnet und ein Schlachtfeld, wo ein Russe mit der Fahne über die erschlagenen 
Türken hinanschreitet. 
0353119173: Johann, der jüngere Bruder des Vorigen, ein mittelmässiger Porträt- 
und Historienmaler, arbeitete 14 Jahre lang zu Rom im Atelier des Raphael Mengs, 
kam aber SPäter nach Dresden und wurde dort 1764 Professor und Direktor der 
Akademie. Er starb 1795. 
Casentino, J acopo da, auch J acopo da. Prato Vecchio genannt, kam zu Taddeo 
Gffddi in die Lehre und machte daselbst so rasche Fortschritte, dass er bald mit 
G10 Vßnlli 3115 Mailand unter seines Lehrers Aufsicht zu Florenz mehrere Bilder aus- 
führen konnte, die ihm einen solchen Ruf erwarben, dass ihm auch grössere Aufträge, 
worunter zuerst die Patriarchen, Propheten und die Aeltesten der Stämme für 01- 
S. Michele daselbst anvertraut wurden. (Es sind davon nur noch wenige Spuren vor-
	        
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