Lodovico.
Carac ci ,
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S. Pietro in Bologna gemalten Verkündigung oder überhaupt die Einsicht, darin eine
minder gelungene Arbeit geliefert zu haben, ihn auf s Krankenlager warf, von dem
er nicht mehr aufstand. Dieses kolossale Bild war sein letztes. Er starb im Jahr 1619.
Lodovico hat im Allgemeinen mehr das Verdienst eines Lehrers als sehr bedeu-
tender selbstständiger Leistungen in der Malerei. Er war fruchtbar an Ideen, wusste
solche mitzutheilen oder zu erwecken, und reich an Erfahrung in der Kunst und im
Leben, wie an Bildung, die ihm bei seinem Unterricht ungemein fordernd zu gut kam;
er war in allen Theilen der Malerei auf" s Gründlichste bewandert, ein Meister im
Darstellen des Charakters, im Zeichnen, überhaupt in allem Technischen. Mit einer
gewissen Grossartigkeit des Sinns wusste er zuweilen in seinen Bildern eine grosse
Feinheit des Gefühls und eine holde Anmuth zu verbinden. In der Gesammtcompo-
sition findet man zwar selten etwas tiefer Anziehendes und Würdiges , dagegen desto
mehr Tüchtigkeit im Einzelnen. Mit ihm beginnt die Vorliebe für das Pathos des
Schmerzes, welche in der Folge die vielen Ecce homo's und leidenden Marien der
bolognesischeil Schule nach sich zog.
Unter seine besten und besseren Bilder zählt man, ausser den genannten, im
Museum zu B e rlin: die am Boden sitzende Maria betrachtet das göttliche Kind, welches
ein Lamm herzt; die Speisung der fünftausend Mann; Venus, den Amor umarmend;
den vor dem Kruziüx in Verehrung knieenden Karl Borromäus; zuBologna, woselbst
sich die grüsste Anzahl seiner Gemälde befindet, in S. Bartolommeo di Porta Raveg-
nana: S. Carlo am Grabe von Varallo; in S. Cristina: die Himmelfahrt Christi; in
einer Kapelle von S. Domenico: die Heimsuchung und Geisselung Christi; in S.
Paolo: das Paradies; in der Pinakothek: Madonna mit dem Kinde und Heiligen,
in einer Engelglorie (aus der Kirche S. M. degli Scalzi); die Verklärung Christi;
die Apostel, Petrus an der Spitze, bezeugen der Madonna ihr Mitleid über den Tod
ChTiSti (frühe? in der Sßliriätei von S. Pietro); und verschiedene andere Bilder in
Kirchen und Palästen; in der grossherzogl. Gallerie zu Darmstadt: Maria, das
göttliche Kind unterrichtend und den betenden h. Franciscus; in der Gallerie zu
Dresden: Christus mit der Dornenkrone und eine Ruhe auf der Flucht; in Eng-
land und zwar in der Nationalgallerie: eine Susanna im Bad; in der Sammlung des
Herzogs von Devonshire zu London: die Kreuztragung Christi, von reicher sehr
edler Composition und feiner Empfindung in den Köpfen; in der Bridgewaterga-llerie
ebendaselbst: eine Kreuzabnahme; die h. Katharina, welcher die h. Jungfrau im
Traume erscheint und eine Pieta; in der Gemäldesammlung des kürzlich verstorbenen
Dichters Rogers dort: Maria mit dem Kinde, ein äusserst liebliches, noch ganz in
der Nachahmung des Correggio durchgefuhrtes Bild; in der Sammlung des Lords
Ward: eine Misshandlung Christi; in der Gallerie in Landsdownehouse daselbst:
Christus am Oelberg und eine h. Familie; in der Grosvenorgallerie dort: eine h.
Familie, von einer für den Meister seltenen Tiefe und Wärme der Farbe; in der
Gallerie des Sir Th. Baring zu Stratton: eine Bathseba; im Besitz des Hrn. Miles
zu Leight-Court: eine h. Familie; in der Bildersammlung zu Castle-Howard: die
Grablegung Christi, sehr edel in der Composition und in den Charakteren; im
StädePsohen Institut zu Frankfurt a. M.: Maria, mit dem Kinde. auf dem Throne
und Heiligen, Skizze zu einem Altargemälde; zu Genua. im Pal. Prignole: eine
Verkündigung: im Pal. Filippo Durrazzo: eine Geisselung Christi; im Pal. Gaetano
Cambiaso: eine Kreuzabnahme; im Pal. Pallavicini: Joseph's Traum; unter den
Bildern im Museum zu Madrid; eine Dornenkrönung von sehr edler Haltung; in
S. Maurizio zu Mantua: eine Verkündigung und eine h. Margarethe; im Pal. Ducale
zu Modena: die Himmelfahrt Maria; Venus und Amor und eine Flora; in der Pina-
kothek zu München: den h. Franz von Assisi mit der Vision eines musicirenden
Engels; denselben Gegenstand etwas kleiner; eine Grablegung Christi und einen
h. Franz von Assisi in Betrachtung; in den Studj zu Neapel: eine Grablegung und
den Sturz des Zauberers Simon; unter den Gemälden im Louvre zu Paris: die Ver-
kündigung Maria, in der Luft ein Concert von Engeln; Maria in Verehrung des
Christkindes; Maria mit dem Kinde (gest. v. B. Roger, ferner von Bettelini);