Volltext: A - E (Bd. 1)

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Caracci, 
Francesco 
Caracci , Lodovico. 
Leistungen von dem jungen Manne berechtigt gewesen, wenn nicht Ausschweifungen 
in der Liebe seinem Leben ein frühes Ziel gesetzt hätten. Er starb im Jahr 1618 
im 35. Jahre. 
Seine Bilder sind im Ganzen selten. In der Gallerie zu Dresden wird ihm 
sein Bildniss im Alter von neun Jahren zugeschrieben.  Zu Genua verwahrt man 
im Pal. Brignole: einen Christus mit der h. Veronika und im Pal. Pallavicini; einen 
Johannes, den Täufer. In der Gemäldesammlung des Marquis von Landsdoxnrne zu 
London sieht man eine Maria mit dem kühn und lebhaft bewegten Kinde, ein in 
einem warmen Ton trefflich vollendetes Bildchen des seltenen Meisters. Im Louvre 
zu Paris schreibt man ihm eine Sündfluth zu, von der sich eine Zeichnung in der 
Sammlung von Zeichnungen alter Meister in der Pinakothek zu München, und eine 
.Wiederholung des Bildes in derselben Grösse im Museum zu Berlin befindet, hier aber 
dem Domenichino zugeschrieben ist.  In der k. k. Gallerie des Belvedere zu 
Wien glaubt man das Bildniss eines bärtigen Mannes in schwarzem Kleide und 
Barett auf der Laute spielend, von seiner Hand gemalt, zu besitzen. 
Caracci, Francesco, gen. Franceschino, geb. 1595 zu Bologna, der Sohn des 
Giov. Antonio Caracci, eines Bruders von Agostino und Annibale Caracci, wurde 
von seinem Grossoheim Lodovico Caracci in der Kunst unterwiesen und machte 
auch, unterstützt durch ein sehr glückliches Talent, in dessen Schule so rasche Fort- 
schritte, dass schon seine ersten grösseren Arbeiten allgemeine Bewunderung erregten 
und dem jungen Manne eine glänzende Zukunft weissagten. Sein erstes Bild war 
eine Geiselung Christi, welche nachher von Lodovico übergangen und vollendet 
wurde. Darauf malte er für S. Maria Maggiore zu Bologna eine Altartafel, mit dem 
Leichnam der h. Jungfrau, von Heiligen verehrt; dann im Oratorium von S. Rocco, 
woselbst Geschichten aus dem Leben des h. Rochus, al fresco, dargestellt werden 
sollten, im Wett-eifer mit andern Malern die Scene der Verkündigung seines Todes 
durch einen Engel; endlich einige andere Fresken im Pal. Calderini. Diese Erfolge 
machten ihn so übermüthig, dass er die Gelegenheit eines ihm von Lodovico vor- 
enthaltenen Bildes des unterdessen in Rom verstorbenen Antonio Caracci, das 
dieser Francescds Vater hinterlassen hatte, ergriff, um seinen Lehrer und Wohlthäter 
zu verläumden und ihn als Künstler herabzusetzen. Er erklärte, dass Lodovico 
weder zu componiren verstehe, noch zu zeichnen wisse, dass nach dem Tode von 
Agostino und Annibale die Schule der Caracci einzig und allein in ihm noch fort- 
bestehe, und machte diese Behauptung sogar durch öffentlichen Anschlag bekannt. 
Er fand jedoch nicht nur keinen Glauben, sondern machte sich durch seine gehässigen 
Verfolgungen so verhasst, dass er sich nicht länger in Bologna aufhalten konnte und. 
dem Ruf seines Bruders Giovanbatista nach Rom folgte, 11m die ßWahTe Schule der 
Cafacci", Wie er seine Schule nannte, dorthin zu verpüanzen. Er wurde daselbst 
auch sehr zuvorkommend aufgenommen und seine Werke fanden in der Zeichnung alle 
Anerkennung, als er dieselben aber malen wollte, zeigte sich seine Kunst im Colorit 
und in der Harmonie der Tinten allzu mangelhaft. Er verlor daher vomvielen 
seiner Beschützer, 'die ihn so wohlwollend aufgenommen hatten, einen nach dem 
Andern. Statt sich aber durch dieses Unglück zu erneutem Fleiss und Studium an- 
regen zu lassen, um Versäumtes nachzuholen und das Fehlende zu ergänzen. ergab 
er sich von dieser Zeit an einem ziigellosen Leben und starb, 27 Jahre alt, im 
Hospital S. Spirito im Jahr 1622. 
Francesco soll auch in Kupfer radirt haben und Bartsch in seinem "Peirltrß 
graveur" schreibt ihm ein Blatt: die h. Jungfrau mit dem Kinde zu. Dasselbe ist 
geistreich radirt, aber sehr selten. Es ist links mit den Buchstaben: A. C. J., rechts 
mit den Initialien: F. C. S. bezeichnet. 
Caracci, LOGOViCO, der eigentliche Stifter der Schule der Caracci, geb. 1555, war 
der Sohn eines Fleischers, fühlte aber von früher Jugend an einen Trieb zur Kunst 
in sich, wesshalb ihn sein Vater zu Prospero Fontana in die Lehre that, wo er 
sich gleich Anfangs, der damals herrschenden Manier der sogenannten Idealisten 
gründlich abhold, den anhaltendst-en und strengsten Studien hingab, desshalb aber,
	        
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