Volltext: A - E (Bd. 1)

Caraßci , 
Annibale. 
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des Meisters; der Schmerzensmann, nach Corre g gio (1587); der heil. Hieronymus 
(letzte Platte des Künstlers). v? 
Ausser nebigen Monogrammen hat Agostino seine Blätter auch mit den lateini- 
schen grossen Anfangsbuchstaben seines Namens nebst F (fecit) oder I (incidit) be- 
zeichnet; ferner mit: A. Car. fecit; A. Caraz innent.; A. Caraza. f.; Ag. Bononiae;  
Ago. fe.; Ago. C. Jn.; AGO. Ca. J.; Ago. Car. f.; Agu. Car.; August Carazza Inu. 
e. fe; Au. Cara: fe.; Aug. Car. R; Aug. Carax fe; Aug: Car: Bon: inc: excm;  i 
Aug. Car. Bonon incivit et impressit; Augs Car. fe.; Augus Car. fe.; August Car. 
inu.; Augusti Cre. fe.; Augustino Cremona fe.; AVG. F.; AVGV. CAR. E; Car ß 
fe.; Carazzi fe. Ä 
Literatur. Siehe den Schluss des letzten Artikels über die Garacci. 
Caracci, Annibale, geb. 1560 zu Bologna, gest. 1609 zu Rom, der Bruder des 
Vorigen, das rüstigste und werkthätigste Talent unter den Caracci, lernte bei seinem 
Vater das Schneiderhandwerk; allein sein Oheim, Lodovico Caracci, erkannte 
schon frühzeitig die hervorstechenden Fähigkeiten und Gaben des Jünglings für 
die Malerei, veranlasste ihn desshalb diese Kunst sich zum Lebensberuf zu wäh- 
len und unterzog sich selbst seiner künstlerischen Ausbildung. Bald erlangte er 
auch in der Schule des Lodovico durch beharrlichen Fleiss und die treffliche Me-  
thode seines Lehrers eine so ausserordentliche Geschicklichkeit im Zeichnen, dass, 
als er einst mit seinem Vater von Cremona, woselbst dieser eine Summe Geldes ein- 
genommen hatte, nach Bologna zurückkehrte und beide unterwegs von Räubern über- 
fallen und ausgeplündert worden waren, er dem Richter die Physionomien der Diebe 
so deutlich an die Wand zeichnen konnte, dass man die Jauner alsbald zu erkennen 
und noch im Besitz des geranbten Geldes fest zu nehmen im Stande war. Dieselben 
Fortschritte machte er auch im Malen, so dass der Oheim, nachdem er ihm mehrere 
seiner eigenen Gemälde hatte copiren lassen, ihn schon als achtzehnjährigen Jüng- 
ling veranlassen konnte , nun auch selbstständige Werke auszuführen. Annibale 
kam dem Wunsche des Lodovico nach und malte zwei Altarblätter, eine Kreuzigung 
für die Kirche S. Niccolö und eine Taufe Christi für S. Giorgio. Diese, ganz gegen 
den Geist seiner künstlerischen Zeitgenossen, edel, einfach und natürlich ausgeführ- 
ten Bilder riefen die bitterste Kritik der gleichzeitigen, in einer von aller Natur ab- 
irrenden Manier befangenen, aber in hohem Ansehen stehenden Maler: Fontana, 
Calvart, Passerotti und Anderer hervor, so dass Lodovico, in der Hoffnung, 
dass ihre neue Richtung in der Kunst sich doch früher oder später Bahn brechen 
müsse, Annibale, der überdiess mit seinem Bruder Agcstino in einem eifersüchtigen 
Künstlerhader lebte, rieth, Bologna auf einige Zeit zu verlassen und sich durch 
Reisen an den Vorbildern der grossen Meister, denen er selbst seine Bildung ver- 
danke, in der Kunst immer weiter emporzuschwingen. Annibale befolgte den Rath 
und reisste 1580 nach Parma, woselbst er drei Jahre lang die Werke des Correggio 
so eifrig studirte und copirte, dass er sich einen Theil der glänzenden Eigenschaften 
des Pinsels dieses gefeierten Meisters ganz anzueignen wusste. Er malte dort eine 
Pieta für die Kirche de' Cappuccini (jetzt in der Akademie daselbst) und einige Hei- 
ligcnbildcr nach Correggids Ideen für den Herzog Ranuccio. Von Parma begab 
sich darauf Annibale nach Venedig, wo er vornehmlich vom Anblicke der Bilder des 
Paclß Vervnese hingerissen wurde und viele Copien nach diesem Meister, nach 
Tizian, Tintoretto u. A. machte. In's Vaterland zurückgekehrt, erregte die 
gewonnene grosse Bereicherung seiner Kenntnisse und gewaltige Ausbildung seines 
Talentes, wie sich solche in zwei nach der Rückkehr vollendeten Gemälden, einer 
Madonna mit dem heil. Johannes und andern Heiligen für S. Giorgio (nunmehr in der 
Pinakothek daselbst) und einer Himmelfahrt der Maria für S. Franceseo (ebenfalls 
nunmehr in der Pinakothek) aussprach, einem Bilde, in welchem er in der h. Jung- 
frau P. Veronese nachahmte , im göttlichen Kinde und dem kleinen Johannes den 
Correggio sich zum Vorbild nahm , den Evangelisten Johannes in der Kunstweise 
des Tizian und die heil. Katharina in der Manier des Parmigianino malte, nicht 
geringes Aufsehen. Trotzdem wurden die Caracci, als sie das Glück sahen, das die
	        
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