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Canova.
;auf dem Platze Prato della Valle zu Padua; die Marmorbüste Kaiser Franz I. in
iWien; die Statue der Polyhymnia; die Bildsäule Pius VI. in der Peterskirche zu
Rom; die Porträtstatue der Gemahlin Lucian Bonapartds mit der Lyra im Arm , eine
grosse schön bekleidete Marmorstatue; ein kolossaler Hektor; ein Ajax; die Terpsi-
chore, eine sehr edle Gewandstatue, eine sitzende Polyhymnia, Johannes, der Täufer,
und ein Cupido (ehemals im Besitz des Grafen Sommariva); drei Tänzerinnen; die
Statuen der Frömmigkeit und Sanftmuth, früher für das Grabmal Clemens XIV. be-
stimmt, aber später durch andere ersetzt; eine schlafende weibliche Figur in der
Stellung des Hermaphrodit, mit bewundernswürdiger Weichheit und Nat-urwahrheit
ausgeführt (im Besitz des Marquis von Landsdowne); eine büssende lMIagdalena, auf
dem Felsbette liegend, und Endymion in schlafender Stellung (im Besitz des Herzogs
von Devonshire in Chatsworth) , ein Werk von der grössten WVeiche und von äusserster
Vollendung des Marmors , beide 1822 , kurz vor dem Ende des Künstlers ausgeführt.
-Endlich ein Pferd, welches bestimmt war, Napoleon's Statue zu tragen. Ueberdies
eine Anzahl von Büsten, worunter wir namentlich das Porträt Napoleon's, sehr le-
bendig und von grösster Vollendung, das als Original zu der Statue dieses Kaisers
diente (das Gypsmodell davon im Museum der bildenden Künste zu Stuttgart) und
Canovafs eigene überlebensgrosse Büste zählen (beide im Besitz des Herzogs von
Devonshire in Chatsworth); Basreliefs mit Darstellungen nach griechischen Dichtern
und verschiedene Grabdenkmale , unter denen besonders genannt werden dürften;
die Grabmäler des Kupferstechers Volpato (in der Apostelkirche zu Rom); des Dich-
ters Alfieri (in der Kirche Sta. Croce zu Florenz) mit der vielfach bewunderten ko-
lossalen Marmorstatue der trauernden Italiar; der Gräfin von Santa Cruz; des Grafen
Souza; des Dom. Manzoni, zu Forli; des Senators Faliero, Canovzfs erstem Mäcen;
des Prinzen" Friedrich von Oranien; des Grafen Ottavio Trento zu Vicenza; des Franc.
Pesaro; des Admirals Nelson; der letzten Stuarts in der Peterskirche zu Rom u. s.w.
"Im Ganzen hat Canova dreiundfünfzig Marmorstatuen , zwölf Gruppen, vierzehn
Sarkophage, acht grosse Grabmonument-e, neun kolossale Figuren, vierundfünfzig
Büsten, sechsundzwanzig Basreliefs, zusammen hundertsechsundsiebenzig Werke ver-
fertigt, zweiundzwanzig Gemälde und eine unzählige Menge Zeichnungen, Studien,
Modelle u. s.w. nicht gerechnet. Seine Bilder, meist in oder ein wenig unter Lebens-
grösse, sind leicht hin gemalt, sowohl in den F leischparthien als im F arbenton überhaupt,
reizend und wahr und zeugen von einem tiefergehenden Studium der venetianischen
Meister. Sie stellen meistens Venus und Amor, die Grazien, antike Helden u.s.w. dar.
Canova's eminentes Talent überwand die Schwierigkeiten der Technik, der Hand
.und des Meisels, mit einer erstaunlichen Leichtigkeit und wusste seine Gedanken in
einer neuen und originellen Auifassungsweise mit grösster Lebendigkeit in der Com-
position und meisterhafter Sicherheit in der Form und in der Behandlung aus dem
Marmor zu schlagen. Mag seine etwas sentimentale Natur auch seinen Gestalten
hin und wieder eine gewisse weichliche Empündsamkeit eingehaucht haben, und ein
Theil der ihm S0 allgemein zu Theil gewordenen grossen Bewunderung dem Um-
stande zugeschrieben werden, dass er gerade darin den herrschenden sentimentalen
Zug der Zeit traf; mag er auch in seinem Streben nach Anmuth, Grazie und Zier-
lichkeit der Formen , die insbesondere den meisten seiner weiblichen und jugendlichen
Gestalten nicht abzusprechen ist, sich, um _zu gefallen, zuweilen zu direkt an die
Sinne gewandt haben und dadurch in eine Weichlichkeit und Alfektation gerathen
sein, die oft geradezu widerlich wird und dem Gedanken eine ganz falsche Richtung
gibt: Illßg 81' Selbst hie lllld da, Wo er aus eigenem Antrieb oder durch Bestellungen
veranlasst, die ihm eigenthiimliche Sphäre heiterer sinnlicher Schönheit überschritt
und Kraft und Grossartigkeit zu erreichen strebte , nicht selten in Uebertreibung der
Motive und Formen gefallen, auch von dem Vorwurf einer mehr malerischen als plasti-
schen Anordnung in der Composition nicht frei zu sprechen sein; ja mag die hohe
Vollendung seiner Behandlung Sogar manchmal dadurch, dass er dem Marmor eine
mit dem darzustellenden Stoffe im Widerspruch stehende Politur gab, störend wirken,
' Abgebildet in den Denkmälern der Kunst. Atlas zu Kuglers Handb. de: Kunstgesch. Taf. 103, FiE- 2-