Volltext: A - E (Bd. 1)

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Canova. 
fache, geb. um 1710 in Frankreich, ging 1740 nach England, Woselbst er 1777 zu 
Kentishtown starb. Die vorzüglichsten Werke dieses Künstlers sind: der Sturm, 
nach Simon de Vlieger; Piramus und Thisbe, nach Bramer; die aufgehende 
Sonne, nach Claude Lorrain (1771); der Meierhof und das Innere eines Meierhofs, 
nach P. de Laer u. s.w. 
Canova, Antonio, Ritter, geb. 1757 zu Possagno, einem Dörfchen am Fusse der 
venetianischen Alpen, gest. zu Venedig 1822, war ein ausgezeichneter Bildhauer, der 
sich aus der Geschmacksverirrung, in welche die Kunst in Italien verfallen war, im 
letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts zuerst wieder auf die Bahn einer freieren, 
edleren und naturgemässeren Darstellung und einer entschieden klassischen Behand- 
lungsweise der Sculptur emporschwang. Sein Vater war ein armer Steinmetz, der 
aber schon starb , als Antonio erst drei Jahre zählte, worauf, nach der Wiederver- 
heirathung seiner Mutter, ein Oheim väterlicher Seits den jungen Waisen zu sich nahm 
und sich von ihm vom zartesten Alter an in seinen Arbeiten unterstützen liess. Als 
bei diesem Geschäftsbetriebe Canova einst seinen Oheim auch in das Landhaus eines 
venetianischen Senators, Namens Faliero, begleitete, modellirte er hier in seiner 
freien Zeit aus einem Stück Butter einen Löwen, der auf die Tafel des Gutsherrn 
kam und dessen YVohlgefallen in so hohem Grade erregte, dass er sich des Knaben 
annahm, für seine Erziehung sorgte und ihn zu einem Bildhauer in die Lehre that. 
Kaum 16 Jahre alt trieb die Dankbarkeit den jungen Bildhauer seinem YVohlthäter 
eine Statue zu machen und er bildete aus weichem Stein eine Eurydice in halber 
Lebensgrösse, welche den Stolz und die Grossmuth seiner Landsleute erweckte und 
die venetianische Regierung veranlasste, den jungen Künstler im Jahr 1779 mit einer 
Pension von 300 Dukaten zu seiner weiteren Ausbildung nach Rom zu schicken. 
Hier, beim Anblicke und Studium der klassischen Meisterwerke, entwickelten sich 
seine natürlichen Anlagen ungemein rasch; seine strenge Beobachtung der Natur 
und sein ernstes Streben nach Wahrheit, gewannen ihm, insbesondere durch die 
Gruppe des Dädalus und lcarus, die er 1782 vollendete, den Beifall der ersten 
Kenner; der venetianisohe Gesandte am päpstlichen Stuhl, Juliano, gab ihm einen 
Marmor, aus welchem er 1783 die kolossale Gruppe des Theseus, als Besieger des 
Centauren (im Theseustempel im Volksgarten zu Wien aufgestellt), meiselte, ein 
Werk, das tiichtiges Studium der Natur und des Styls der Antiken verrieth, und 
plötzlich wie ein heller Stern aus dem Dunkel des damaligen Kunsthimmels hervor- 
leuchtete; der FreundschaftVolpatxfs verdankte er die Üebertragung des Denkmals 
des Papstes Clemons des XIV., Laurentius Ganganelli, das eine ganze Revolution 
auf dem Gebiete der Plastik hervorrief 1' (in der Kirche S. S. Appostoli zu Rom), imd 
mit fünfundzwanzig Jahren war scin Ruhm fest begründet. Kaiser und Könige be- 
schäftigten ihn und seine Zeitgenossen trugen kein Bedenken, ihn nicht nur über 
alle Bildhauer der neueren Zeit zu erheben, als ihn sogar mit den grössten Meistern 
der Alten zu vergleichen. In seinen folgenden Werken, in denen sich seine 
Eigenthümlichkeit entschiedener herausarbeitete , verliess er jedoch den mit dem 
Theseus eingeschlagenen , so grossen Erfolg versprechenden Weg wieder, und neigte 
sich dem seiner Natur mehr zusagenden Reizenden, Lieblichen und Zierlichen zu, 
Wie aus der, bald nach dem Theseus ausgeführten, GYHPPE von Amor und Psyche, 
in welcher Amor der in Verzweiflung hingesunkenen Psyche zu Hülfe eilt (im Louvre 
zu Paris) hervorgeht. In Zierlichkeit der Formen, in Zartheit und Glätte der Aus- 
führung steht dieses Werk auf einer seltenen Höhe, dagegen sind in der Anordnung 
und in den Linien die Stylgesetze der Plastik merkwürdig verkannt, denn aus allen 
Standpunkten decken und verschieben sich die Formen nicht glücklich und lassen un- 
angenehme Lücken; die auhvvärt-s ausgestreckten Flügel des Amm- machen sich von 
allen Seiten scharf und spitzig. Dann sind die Köpfe zwar fein, doch etwas geziert. 
Ein zweites öffentliches Monument, das Grabmal des Papstes Clemens XIIL in der 
Peterskirche , das sich durch kolossale Grösse und einfachen Styl auszeichnet, voll- 
endete er im Auftrag des Prinzen Rezzonico 1792. Obgleich die darauf angebrachte 
 " Abgebildet in den Denkmälern der Kunst. Atlas zu Kuglers Handb. d. Kunstgesch. Taf. 103, Fig. 1
	        
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