Canonica Canot.
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selber so werth geschätzt wurden, dass er sich nie von denselben trennen wollte, und
sich mit denselben (auf dem berühmten Porträt im Madrider Museum) von seinem
Freund und Mitschüler Velasquez malen liess. Nach seinem Tode wurden sie von
seinen Erben dem Domkapitel seiner Vaterstadt geschenkt, das sie hoch oben an den
Pfeilern beim Eingang zum Chor in zwei runden Nischen aufstellen liess.
In seinen Gemälden ist Cano streng und edel in der Zeichnung, klar im Ton, fein
Imd blühend im Colorit und von tiefer Empfindung. Man kann sagen, dass er von keinem
seiner Landsleute in der Richtigkeit und Sicherheit des Blicks übertroffen wurde, dass
Keiner, so wie er, die Würde und Erhabenheit der Antike mit der Naivität des Natür-
lichen zu verbinden gewusst, dass ihn Keiner in der Kunst des Helldunkels erreicht,
Keiner in der Composition selbst so viel Verstand, Geschmack und Harmonie bewiesen
hat. Was man insbesondere an seinen Bildern rühmt, ist die glückliche Anordnung
der Gewandung, unter der man überall die Formen durchfühlt und die Sorgfalt in
der schwierigen Ausführung der Hände und Füsse. Er bildet zwischen dem begeister-
ten und glühenden Coloristen Murillo und dem feurigen und gewaltigen Ribera
die richtige Mitte der Correktheit, Mässigung, Eleganz, Sanftheit und reizvollen
Anmuth. Doch kann diess nur von seinen besten Gemälden gesagt werden, denn im
Ganzen sind sie sehr ungleich an Güte, manchmal sogar nur dekorationsmässigbe-
handelt. So ist seine "Virgin de la solidad", die h. Jungfrau der Einsamkeit, in der
S. Michaelskapelle der Kathedrale zu Granada, ein Bild von ergreifendem, zu innerster
Sammlung stimmendem Ausdruck, von ungemein tiefer Färbung und ernster Haltung,
während die sieben grossen Bilder aus dem Leben der Maria in der Kuppel derselben
Kirche, trotz dem blühenden Colorit von wahrhaft festlicher Wirkung, in der Com-
Position nicht so einfach und stylvoll und mehr auf den Effekt berechnet sind. Eines
seiner schönsten Werke ist hingegen wieder das Altarblatt in der Kathedrale zu Ma-
laga, die bekannte "Virgin del rosario", eine reiche Composition von stylvoller Zeich-
nung und klarer, milder Färbung. In der Kathedrale zu Sevilla wird eine Maria
mit" dem Kinde von grosser Schönheit und hoher Vollendung bewahrt. Unter den
acht Bildern des Alonso, im k. Museum zu Madrid, ist das mit dem Leichnam Christi,
schön in der Anordnung, hauptsächlich aber reizend durch die schöne Behandlung
des Helldunkels. Auch vortreffliche Bildnisse hat Alonso Cano hinterlassen, die eben
so lebendig in der Auffassung des Illdiwdflllms, als grossartig und elegant in Zeich-
nung und fein in der Färbung sind. Ein vorzüglich schön colorirtes Porträt ist das
eines Dominikaners in dem Nationalmuseurn zu Madrid. In der Bildersammlung in
Alten Tower befindet sich von ihm der heil. Antonius von Padua, mit dem Christus-
kind und Maria, ein Bild von religiösem Gefühl und iieissiger Ausführung, in einer
warmen, kräftigen Farbe. Auch das Museum zu Berlin besitzt zwei herrliche Bilder
dieses Meisters: die heil. Agnes und den Esel des Propheten Bileam.
Cano hat eine sehr zahlreiche Schule gebildet. die speciell mit dem Namen der
Schule von Granada bezeichnet wird; Slß Zeigt eine ausgedehnte Verbreitung seines
eigenthümlichen Styls , ohne dass jedoch Werke von sonderlicher Bedeutung aus der- C45
Selben hervorgegangen sind.
Ein ihm zugeschriebenes radirtes Blatt, die h. Katharina darstellend, trägt das 1311"
zweite der nebenstehenden Monogranime. "inv.
Literatur. B ermudez , Diccionario historico de los mas illustres professores de las bellas artes in Espaiia.
Passßvßnt, Die christliche Kunst in Spanien. Kugler, Handbuch der Geschichte der Malerei.
Canonica, Llligi, Hofbaumeister und ordentlicher Rath der k. k. Akademie zu
Mailand, Ritter des Ordens der eisernen Krone, geb. 17 62 zu Tesserete bei Lugano,
erlernte die Baukunst unter Piermarini und erhielt schon in seinem 21. Jahre einen
ausserordentlichen Preis für einen Kirchenplan. Er erbaute das Amphitheater zu
Mailand für 30,000 Zuschauer, die Theater von Brescia, Cremona, Mantua, und drei
Zu Mailand, worunter das Teatro Carcano. Ferner verschönerte er die k. k. Paläste
zu Mailand und Monza und schmückte deren Parks und Gärten mit verschiedenen
Bauwerken.
Canot, Pierre Charles, ein trefflicher Kupferstecher, vorzüglich im Landschafts-