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Callon
Callot.
Preis, nebst einem Reisestipendium nach Italien erlangte. In Rom gelang es ihm
durch mehrere treifliche Bildhauerarbeiten, namentlich eine aus dem Meer auf-
steigende Venus und einen Sokrates seinen Ruhm dauernd zu befestigen. Nach der
Rückkehr in sein Vaterland zum Direktor der Zeichen-, Bildhauer, und Bauakadeniie
und aller öffentlichen Arbeiten ernannt, verfertigte er eine grosse Menge Statuen,
Büsten, Basreliefs u. s. w, Welche ein tüchtiges Studium der Antiken, Reinheit der
Formen, eine geschickte Behandlung des Nackten beurkunden und von denen beson-
ders die Statuen des Johann van Eyck, des Grafen Egmont, des Talma genannt zu
Werden Verdienen.
Literatur. Imm e rz e el, De Levens en Werken der Holl. en Vlanm. Kunstschilders u. s.w. Amsterdam 1842.
Gallon, siehe Kallon.
Callot, Jacques, ein sehr geistreicher Zeichner, Kupferstecher, Aetzer und Maler,
geb. zu Nancy 1594, gest. daselbst 1635, war von Natur aus mit einem ungewöhn-
lichen Talent für die Kunst begabt, fühlte auch schon von früher Jugend einen so
"starken Drang in sich, sich ihr widmen zu dürfen, dass er seinen Eltern, Welche einem
alten adeligen Geschlecht angehörten und ihren Sohn für eine höhere Laufbahn, als
die des Künstlers, bestimmt hatten, in seinem 12. Jahre enttloh, um nach Rom zu
pilgern und dort die grcssen Kunstwerke zu studiren, deren Ruhm mächtig nach
Frankreich gedrungen war. Entblösst von allen Mitteln zur Reise und des YVeges
unkundig„schloss er sich einer Zigeuner- und Seiltänzerbande an, mit der er Wiesen
und Wälder durehstrich und bis nach Florenz gelangte, wo ein toskanischer Ofiizier,
dem er seine Abkunft entdeckte, sich des hülflosen Fremden annahm, und ihn zu dem
Maler Remigio Canta-Gallina in die Lehre that, bei welchem, da er zugleich ein
treiflicher Kupferstecher und besonders geschickter Federzeichner war, der Grund
zu seiner ganzen Kunstrichtung gelegt wurde. Das Ziel von Callofs Sehnsucht war
aber Rom und sein Lehrer widersetzte sich nicht nur diesem Verlangen nicht, sondern
unterstützte ihn noch mit Geld. Kaum war er aber daselbst angelangt, als er auch
schon von Kaufleuten aus Naney erkannt und von diesen mit Gewalt zu seinen Eltern
zurückgeführt wurde. Der Kunsttrieb war aber so unwiderstehlich in ihm, dass er dem
Elternhause im 15. Jahre zum zweitenmale entlief und abermals den Weg nach Italien
einschlug. Diessrnal kam er zwar nur bis Turin, wo ein älterer Bruder seiner an-
sichtig wurde und ihn dem Vater wieder nach Hause brachte, allein dieser, besiegt
durch die beharrliche TVillenskraft und das ausgesprochene Talent des Sohnes für
die Kunst, legte seiner künstlerischen Ausbildung von nun an kein HindßrniSS mehr
in den Weg. Er schickte ihn unter Aufsicht eines Freundes, der vom Herzog von
Lothringen "mit Aufträgen an den Papst gesandt wurde, nach Rom, WO e? ein Schüler
von Giulio Parigi wurde, später aber, da er mehr Geschmack am Radiren und
Stechen als am Malen fand, unter Philipp Thomassin seine Studien eifrigst fort-
setzte , bis ihn dieser aus Eifersucht über die Gunst, in die er sich bei seiner
Schönen Frau Z1! Setzen gewusst, aus dem Hause entfernte. Er ging hierauf nach
FIOTQIIZ, WOSEIbSt er vom Grossherzog in Dienste genommen wurde, Viel mit Canta-
Gallinü- Verkehrte, einige Studien mit dem Grabstichel nach den grossen Meistern
Andr. del Sarto, Perino del Vaga u. s. w. machte und eine grosse Menge klei-
nerer, frei und geistreich ausgeführter Radirungen fertigte. Nach dem Tode des Gross-
herzogs gewann er einen neuen Beschützer an dem Prinzen Karl, der ihn nach Nancy
zurückführte und ihm beim Herzog Heinrich von Lothringen und Bar eine sehr vor-
theilhafte Anstellung auswirkte. Nach seiner Rückkehr vermählte er sich 1625 mit
Katharina Kuttinger, aus dem edlen Stamme der Marsal, und entfaltete nun in seiner
Vaterstadt eine ausserordentliche Thätigkeit. Er stach ein Martyrologium mit 392
Heiligenbildern und eine Menge anderer Blätter, die alle den Reichthum seiner Ge-
danken und die Fruchtbarkeit seines Geistes bewundern lassen und ihm einen weit
verbreiteten Ruhm verschafften. Clara Eugenia von Oestreich, die Infantin von
Spanien und Statthalterin der Niederlande , berief ihn nach Brüssel, um die Belage-
rung der Festung Breda durch den Marquis von Spinola zu zeichnen und zu stechen
und 1628 erhielt er von Ludwig XIII. den Auftrag, die Belagerungen von Rochelle