Michelangelo.
Buonarotti ,
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vorzüglichen Darstellung des vom Adler durch die Lüfte getragenen Ganyineds zeigt
man- ein Exemplar in der Gallerie des künigl. Schlosses zu Berlin, ein anderes im k.
Palaste zu Kensington; noch ein anderes besonders fleissiges und gutes Exemplar
in der Bildersammlung zu Corsliamhouse (Englfmd). Auch in der Wiener Gallerie
findet sich ein denselben Gegenstand darstellendes Bild. Mehrfach ist endlich der
sogenannte „'1'rauin" des Michelangelo verbreitet, von dem sich eines der besten
Exemplare, vielleicht von der Hand des Sebastian del Piombo in der National-
gallerie zu London befindet. Es ist diess ein nackter Mensch, der auf einer Steinbank
lehnt, deren Höhlung mit Larven, dem Symbol der Trüglichkeit alles Daseins, ange-
füllt ist; unruhig aufwärts blickend, stützt er sich aufeinen Globus; ihn unischweben,
halb in Wolken, Bilder des Lebens, Gestalten der Liebe und des Erbarmens, wie der
wilden Gewaltthat, des rohen Sinnengenusses und der duni fcn Befan enheit, von
oben herunter aber schwingt sich ein Genius, der ihn niit- geviialtigem Pfsaunenschall
zur Besinnung aufruft. Eine etwas veränderte Darstellung desselben Gegenstandes
in der Gallerie des Belvedere zu Wien. Einen höhern Rang nehmen natürlich
solche Bilder ein, welche Michelangelo unter seinen Augen ausführen liess, nament-
lich durch Fra Scbastiano del Piombo. Das Wichtigste derselben ist die Auf-
erweckung des Lazarus in der Nationalgallerie zu London; dann folgt die Geisselung
Christi in S. Pietro in niontorio zu Rom, in Oel an die YVand gemalt, wovon man eine
kleine YViederholung im Pal. Borghese lindet. Auch die Kreuzabnahnie des Daniele
da. Volterra in {Priiiita de' Monti in Rom soll der Erfindung nach von Michel-
angelo sein.
Ausserdem sind noch eine grosse Anzahl höchst werthvoller Ilandzeiclinungen
von Michelangelo vorhanden. Sie sind meist- mit schwarzer, einige auch mit rother
Kreide gezeichnet und es gibt sich darin ein vorwaltendes Bestreben nach Form und
hlodellirung sehr auffallend kund. X7erscliiedeiie sind mit dem tiefsten Naturgefiihl
im Einzelnen durchgebildet. In England findet man ihrer eine grosse Menge. Eine
Zeichnung des sogenannten Traums des Michelangelo, einige Studien zu der bekann-
ten Coniposition des Christus am Kreuz und eine Röthel-Zeichnnng des Modells zur
Figur des Human in der sixtinischen Kapelle, im Besitz der Kunsthändler Gebr.
Woodburn zu London. Das brittisclie Museum zu London verwahrt mehrere Studien
nach der Natur zu einzelnen Propheten und der Figur des Adam, dem Gott das Leben
einliauclit, in der Sixtina; den Entwurf zu einer heil. Familie u. s.w. In der Samm-
lung der Handzeichnungen im laönigl. Palaste zu London sieht man gegen 30 Original-
zeichnungen Michelangelos, worunter: die Werke des Itlerkules, drei Zeichnungen
iln Rothstein; die Lasterl, wgelcäc gacfh (tiefpäöhilbü scliliessen (gest. r. Beatrizet);
as sogenannte bacchana. iso ie 'in er es v; a0 on wir vom Sonnenwagen zur Erde
geschleudert; die Auferstehung Christi: Prometheus; ferner verschiedene Studien
zu einzelnen Figuren aus den sixtinischen Gemälden , und einzelne Köpfe. Unter den
Handzeichnungen des Herzogs von Devonshire in Chatsworth befinden sich mehrere
Ent-vßrürfe zu Figuren an der Decke der sixtinisclien Kapelle und eine üüchtige Skizze
Zu 0111er Madonna mit dein Kinde. Die Sammlung von Handzcichnungen im Christ-
Chllrch College zu Oxford besitzt eine Darstellung aus Dante's Hölle in einer sehr
flüchtigen Federzeichnung, mehrere Entwürfe zur Fagade eines Hauses und ein grosses
Blatt" mit Verschiedenen anatgmigchen Studien. Ein grosser Carton, eine heil. Familie
vorstellend, lebensgross in schwarzer Kreide ausgeführt, war im Besitz des Sir
Thomas Lawrence in London. Im Pgil, Buonarotti zu Florenz sind eine Anzahl Zeich-
Düngen von Michelangelo ausgestellt, unter denen die einer saugenden Madonna
besonderf Schön ist, auch ein Üüherer Entwurf des Weltgerichts verdient Würdigung;
wenn Mmhelangelo jedoch auch das dort befindliche grosse Bild der heil. Familie
begonnen hat, kann OS, der vielen Verzeichnungen und Roheiten wegen, nicht von
lhllt ausgemalt worden sein. Die Brera in Mailand enthält das früher in Raphaels
äesiltzlbeünldlfche Wgenannte Götterschiessen, il bersaglio de'Dei. Viele Zeichnungen
x 1c e wie 0 S, die frulier" in der Sammlung Willielnfs II. , Konig der Niederlande,
varen, amen 1Il die Hande des Kunsthandlers WVoodburn zu London. Ein
Müller, Künstler-Lexikon. 15