Buonarotti, Michelangelo.
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äeds X. im Jahr 1521 erfolgten Tode blieb Michelangelo die ganze Regierungszeit
adrian's VI. über in Florenz, emsig mit dem Grabmal beschäfti t, wurde aber bald
wieder davon abgerufen. Denn Clemens VLL, der 1523 den liipstliehen Stuhl be,
stiegen hatte, liess ihn nach Rom kommen und übertrug ihm den Bau einer neuen
Kapelle mit den Marmorgrabniälern seiner Vorfahren in S. Lorenzo zu Florenz und
der Bibliothek im Kloster daselbst. Er machte sich rasch an die ihm übertragene
Arbeit, Vollendete auch inzwischen die in der Kirche S. Maria sopra Minerva auf.
gestellte Statue eines auferstandenen Christus, die zu seinen liebenswürdigsten und
trefflichsten Sculpturen gehört, als die 1527 erfolgte abermalige Vertreibung der
Medici seiner Thätigkeit wiederum eine andere Richtung gab. Die Befehlshaber von
Florenz, von der Nothwendigkeit überzeugt, die Stadt besser zu befestigen, ernannten
Michelangelo zum Generalcommissär der Befest-igungswerke, in welcher Eigenschaft
er die Festungen von Pisa und Ferrara besichtigte und darnach S. Miniato befestigte.
Diese Vorsicht war aber auch nicht unnöthig, denn 1529 wurde Florenz belagert und
endlich von allen Seiten eingeschlossen. In dieser jeden Tag hoffnungsloser werden-
den Lage glaubte nun Michelangelo gar noch zu bemerken, dass die Vertheidigung
der schwerbedrängten Stadt von dem Oberbefehlshaber auf eine verrätherische Weise
betrieben wurde. Diess empörte ihn so, dass er gegen Ende September heimlich
Florenz verliess, sich nach Ferrara und von da nach Venedig begab, jedoch, von Ge-
Wissensbissen gefoltert, schon am 9. Nov. wieder zurückkehrte und von nun an bei
der Fortdauer der Belagerung, namentlich bei der Vertheidigung, auf der Seite von
S. Miniato vortreffliche Dienste leistete. Trotz dieser kriegerischen Unruhen, der
schweren Tage der Trübsal und Noth, war er unermüdlich künstlerisch thätig. Wäh-
rend er Florenz gegen die Mediceer vertheidigte, arbeitete er, aus Liebe zu dem von
ihm begonnenen Werke, heimlich an ihrem Mausoleum in S. Lorenzo und führte, im
Auftrag des Herzogs von Ferrara, eine bei seinem ersten Besuche an dessen Hofe
bestellte Leda in Tempera aus. Dieses Bild kam aber nicht an seinen Besteller, denn
Michelangelo, den ein Höfling des Herzogs beim Abholen des Gemäldes beleidigte,
gab dasselbe, statt letzterem, seinem Schüler Antonio Mini, der dasselbe nebst
einer Menge Modelle und fertiger Cartons zu Gemälden nach Frankreich verkaufte.
(Eine alte Copie dieser grossartigen Composition im königl. Schloss zu Berlin; eine
andere von einem niederländischen Meister in der Dresdner Gallerie.) Ferner fertigte
er ein herrliches Modell, den Simson darstellend, den er in einem 9 Ellen grossen,
ihm von der Gemeinde zu Florenz überlassenen Marmorblock auszuführen gedachte.
Mittlerweile wurde Florenz im Jahr 1530 eingenommen und siegreich kehrten
die Medici zurück. Michelangelo aber musste sich mehrere Tage verborgen halten,
bis die erste Erbitterung gegen ihn, der so lebhaft am Kainpfe Theil genommen,
sich gelegt hatte. Papst ClemensVII. erwirkte ihm jedoch Verzeihung und die Fort-
bßlßhlung seines früheren Gehaltes , unter der Bedingung, dass er an seine Arbeiten
in 3' Lßrßnzo zurückkehre. Jener Marmorblock zum Simson wurde indessen dem Baccio
Bandinßlli zugetheilt, der Seinen HefklllßS und Caeus daraus meiselte Mit uner-
hörtem Eifer, aber mehr von Furcht als von Liebe getrieben, arbeitet-e Buoinarottijetzt
an de? Gmbmälern und vertheilte, um das Werk schneller zu Ende zu bringen, denn
es drängte ihn, das unterdrückte Florenz für immer zu verlassen einige der dazu
gehörigen Statuen an andere Meister, an Rafaello da Montelupo und Giov.
äägijggqnlforsnli, denen er Modellskizzen in Thon machte. Mit gleicher Emsig-
Schnitzarlgeitir den Bau der Kapelle und der Bibliothek, fertigte die Modelle zu den
da Udine _n Illlld Stuccaturen ,u und berief zur Vollendung. der letztern Giovanni
und des Lgrenzon äiesen Grabmalern des Giuliano de' Medici, Ilerzogs von Nemours
Kunst im Fache, d erzogs von UTDIDOF, besitzen. wir wieder ein Hauptwerk seiner
feiertem danmte ef Sßulptur. In den Wandnischen sitzen die Statuen der Ge-
stauen Qron aneggrisälllirdllge Sarkophage angebracht, auf denen Je zwei nackte Ge-
. Abgebildet in de" Denkmälern de: Kunst. Atlas zu Kuglers gandb. der Kunstgescli. Tai172, Fig. f: