208
Buonacorsi.
Florenz, erlernte die Anfangsgründe der Kunst bei einem mittelmässigen Maler,
Andrea de' Ceri, ging hierauf in die Schule des Ridolfo Ghirlandajo, in der
er bedeutende Fortschritte machte, und begab sich später mit dem liorentinischen
Maler Vaga, der ihn als Gehülfe annahm und von dem er den Beinamen Perino
del Vaga erhielt, nach Rom, wo er von Raphael unter seine Schüler aufgenommen
wurde und mit Giovanni da Udine in den Logen des Vatikan's nach des Meisters
Zeichnungen Stuccaturarbeiten, Grottesken (gest. v. Santo Bartoli), die (nunmehr
zu Grund gegangenen) Bilder aus der heil. Schrift in Bronzefarbe unter den Fenstern
und drei Darstellungen aus dem neuen Testament ausführte. Gemeinschaftlich mit
Giovanni da Udine übernahm er auch die Ausschmückung des Saals dell" apparta-
mento Borgia im Vatikan. Er verzierte ihn mit den Bildern der Planeten (wahr-
scheinlich nach den Zeichnungen RaphaePs), mit Stuccaturen, Grottesken und Orna-
menten. Da er sich durch diese Arbeiten grossen Ruf erwarb, wurde er mit Be-
stellungen überhäuft. So schmückte er viele Häuser, Säle, Loggien, Höfe und Gärten
mit mythologischen Darstellungen, Scenen aus der römischen Geschichte und Poesie,
ebenso mehrere Kirchen und Kapellen mit Fresken aus der biblischen Geschichte. In
der Kirche S. Minerva malte er: eine Kreuzabnahme; in S.Marcello: verschiedene Hei-
ligen, von trefflichen Kindergruppen umgeben, und die Erschaffung der Eva; in
S. Trinita dei Monti: Propheten und Scenen aus dem Leben der Maria. Nach der
Plünderung Ronfs (1527), wobei Pierino zum Gefangenen gemacht worden war, be-
gab er sich nach Genua,' wo ihm die ganze Dekoration des Palastes Doria, über-
tragen wurde, die er in ähnlicher Weise durchführte, wie Giuli_o Romano die der
mantuanischen Paläste. Er übernahm sowohl die äussere Verzierung in Marmorbildern,
wie die innere mit Stuccaturen, Vergoldungen, Grottesken, Ornamenten und ins-
besondere mit Gemälden. In diesen stellte er die Helden des Hauses Doria, Scenen
aus der Mythologie, aus der römischen Geschichte und Poesie, Kinderscherze u. s.w.
dar, Bilder, die in ihren schönsten Stellen an die ungcmeine Lieblichkeit und Heiter-
keit der Farnesina erinnern und auf die Umwandlung der ältern genuesischen Maler-
schule nach römischem Vorbild ausserordentlich grossen Einfluss ausübten. Ausserdem
führte er noch mehrere andere Bilder und Dekorationen in Genua aus, malte dann
für den Dom in Pisa einige Kinderengel in Fresco und eine Madonna mit mehreren
Heiligen, die er aber unvollendet verliess (sie wurde von Sogliani vollendet und ist
heute noch eine Zierde des Dom's) und eilte nach Rom, wo er bald entsprechende
Arbeiten erhielt und dann eine ungeheure Thätigkeit entfaltete. Er malte in einer
Kapelle in Santa Trinita Bilder aus der biblischen Geschichte an die Wände, verzierte
die Sockel der Säle, in welchen Raphael die Schule von Athen, die Disputa und den
Parnass dargestellt hatte, mit kleinen Bildern in Bronzefarbe, die auf jene Darstel-
lungen der Philosophie, Theologie und Poesie Bezug hatten; dekorirte die Decke und
Wände der Sala regia im Vatikan mit Stuccaturen; schmückte das frühere Tabernakel
in der Peterskirche mit Fresken auch fertigte er eine Menge Zeichnungen
zu Thronhimmeln, Teppichen, Tapeten, Rahmen, Stickereien u.s. w. Doch tragen
alle diese Werke seiner späteren Zeit, wo er mehr nach Geld als nach Ehre strebte
und die er meistens, wie die Fresken in einigen Sälen und gTösseren Zimmern des
Kastel S. Angele, durch seine Schüler ausführen liess, ein durchaus manieristisches
Gepräge. Durch die Mühen seines Berufs und durch Unregelmiissigkeit im Leben und
Lieben zerstörte Buonacorsi seine Gesundheit. Er bekam die Schwindsucht und starb
1547 in seinem 47. Jahre. Seine besten Schüler waren: Luzio Romano, Laz-
zaro und Pantaleo Calvi, Girolamo Siciolante da Sermoneta und Mar-
cello Venusti. Perino del Vaga besass eine ungemein leichte und reiche Pro-
duktionsgabe und seine besten Werke nähern sich mit grösserem oder geringerem
Glück dem Raphaehschen Styl, ohne übrigens diesen Meister im Geist der Compo-
sition, in der Anmuth, oder im Ausdruck zu erreichen. Doch gehört er jedenfallS
nebst Giulio Romano, dessen Richtung auf antike Gegenstände er theilte, zu
den besten Schülern Raphaels und bleibt sogar diesem näher in Darstellungen,
wo eine dekorative Abgrenzung und Eintheilung seine Gestalten und Scenen V0? der