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Bruni.
und kühnsten Werke der Baukunst in Ansehen bleiben Wird. Es ist die Ueber-
Wölbung des achteckigen Chorraums des Domes von Florenz. Lange Zeit hatte man
an der Möglichkeit der Ausführung gezweifelt, Brunnellischi aber, der sich schon in
Rom vielfach damit beschäftigt, und Zeichnungen und Modelle dazu gemacht hatte,
vermochte es, in einer grossen Versammlung von Baumeistern aller Länder, die zu
diesem Behufe im Jahr 1420 in Florenz zusammen gekommen War, dieselbe nachzu-
weisen und bewerkstelligte dieselbe auch, nachdem er im Jahr 1423 Dombaumeister
geworden War, vermittelst einer doppelten achtseitigen Kuppelf" S0 sehr aber auch
dieses Riesenwerk die Thätigkeit des Künstlers in Anspruch nehmen mochte, Brunel-
leschi führte in der Zwischenzeit nichtsdestoweniger noch mehrere prachtvolle Bauten
zu Florenz aus. So sind ausser verschiedenen nach seinen Modellen errichteten
Vesten , Brücken und Dämmen in Mantua, Mailand und Pisa, des Hafens von Pesaro,
der Abtei der regulirten Chorherrn zu Fiesole, verschiedenen Pflvatgebäuden zu Florenz,
der Loggia dei Jnnocenti, einer Kapelle im Klosterhof von S. Croce und der Kirche degli
Angeli namentlich die Kirchen S. Lorenzo und S. Spirito zu Florenz, beides Basi-
liken, sein Werk. An der ersteren hatte er jedoch nur ein schon begonnenes Ge-
bäude umzugestaltcn, die zweite , ganz nach seinem Plane aufgeführt, ist vielleicht
eine der regelmässigsten und consequentesten Kirchenbauten, die jemals ausge-
führt wurden. Ausscrdem erbaute er den Palast Pitti zu Florenz, ein kolossales,
aus ungeheuren Bossagcn ausgeführtes , in seiner Einfachheit höchst grossartig wir-
kendes Gebäude, dessen burgartiger Charakter für geraume Zeit der Typus der
iiorentinischen Paläste wurde. (Der Oberbau des Palastes und der Hof desselben
kamen abe1' erst später durch Amm an ati zur Vollendung.) Brunelleschi starb 1446
und Ward in S. Maria del iiore begraben , woselbst man auch noch seine von seinem
Schüler Bnggiano nach der Natur in Marmor ausgeführte Büste sieht. Im Jahr
1830 sind dem Erbauer und dem Vollender des Doms von Florenz, Arnolfo und
Brunelleschi, kolossale Statuen in Nischen an der Aussenseite der Kirche von der
Hand des Bildhauers Pampaloni gesetzt worden, die zu den besten TVerken der
neuern italienischen Sculpt-ur gehören.
Brunelleschi gilt für den Begründer der modernen Architektur, der sogenannten
Renaissance, weil er der erste war, der die italienische Baukunst auf den Principien
der antiken wieder herzustellen bemüht War, indem er deren Formen und Construk-
tionen mit Geist und Geschmack und nicht ohne Zuthat von eigener Erlindung auf
moderne Anforderungen anwandte. Doch hielt er sich in mehreren seiner Kirchen-
bauten immer noch an den rundbogigen Basilikenstyl, nur mit grösserer Reinheit der
Formen, wie er auch in dem gleichzeitig von ihm begründeten Styl des iiorentinischen
Häuserbauls seine Vorliebe für das rundbogige System beurkundet, obgleich die
wesentlichen Gesetze und Verhältnisse desselben von der antiken römischen Bau-
weise genommen sind. Seine Bildnerarbciten zeigen, der Richtung des Donatello
ähnlich, viel Studium der Form und auch Nachahmung der Antike. Das von ihm
in jenem erwähnten Wettstreit gefertigte Relief befindet sich unter den Bronzen der
Gallerie degli Uiiizi zu Florenz.
Brunelleschi bildete mehrere Schüler: Ln ca Fan celli, Domenico del Lago,
Gieremia von Cremona, Simone, Antonio und Niccolo aus Florenz, Antonio
Manetti und Andreino von S. Gimignano.
Literatur. Moreni, Vitß lli FÜiPPO di Ser Brunellesco. Florenz 1312- Vasari, Leben der aus-
gezeiclmetsten Maler, Bildhauer und Baumeister. Burkhardt, der Cicerone.
Bruni, Fidele, ein ausgezeichneter russischer Maler, der sich eine Reihe von Jahren
in Rom aufhielt und 1844 nach Petersburg zurückkehrte. Zu seinen grösseren Ge-
mälden, welche viel Beifall fanden, gehören: die für die Kathedrale zu Kasan ge-
malte Erscheinung der h. Jungfrau in einer Kirche zu Constantinopel, nach einer
Legende, und die eherne Schlange, Letzteres ist eines der kolossalsten Bilder, die
je gemalt wurden, voll wahren und lebendigen Ausdrucks, trefflich in der Zeichnung
Abgebildet in. den Denkmälern der Kunst.
Atlas zu Kuglers Handb.
d. Kuustgesch.
Taf. 57,