Brosamer.
195
dessen Tod vollendete, hülüeiche Hand leistete und den er auch zum Verwechseln
ähnlich nachahmen konnte. Er war hauptsächlich zu Florenz thätig, wo er, vielfach
für den Hof beschäftigt, eine grosse Menge kirchliche, auch einige historische Bilder
und viele Porträts, worunter die der Familie Medici, in Fresco und in Oel ausführte.
In seinen geschichtlichen Bildern offenbart er sich als ein manieristischer Nachahmer
des Michelangelo in übertriebenen Stellungen und Formen, als Bildnissmaler aber
steht er in der bedeutenden und freien Auffassung keinem Zeitgenossen nach, ja
selbst den Venetianern nicht, soweit diese ihn auch in der Farbe, die bei ihm oft
theils bleifarbig, theils kalkig mit einem schminkeähnlichen Roth erscheint, über-
treffen mögen. In der Gallerie zu Dresden sieht man von ihm zwei trelfliche
Porträts: das Brustbild Cosmos IL, Herzogs von Florenz und das der Herzogin Eleo-
nore, der Gemahlin Cosmos I.; auch ein historisches Bild wird ihm dort zugeschrieben:
Moses, die Gesetzestafeln zur Erde werfend. Zu Florenz zeigt man in der Gallerie
der Uitizien: eine Höllenfahrt Christi, mit vielen Porträts, unter denen das seines
Lehrers Pontormo, ein sorgfältig gemaltes Bild, nicht allzu manierirt, aber kalt,
und vier ausgezeichnete Bildnisse: einen jungen Bildhauer, eine Dame im rothen
Kleid, einen Jüngling mit einem Brief, und einen rothbärtigen Mann in einer Halle;
im Palazzo Pitti: die Bildnisse Franz I., Cosmus I. und des Piero von Medici, den
sogenannten Geometer und ein weibliches Porträt; in der Academia delle belle arti:
die eherne Schlange , das_ Opfer Abrahams , Jonas und Daniel, eine Pieta, die Drei-
einigkeit und ein Porträt; in S. Maria novella: eine Pieta; in S. Lorenzo: das Mar-
tyrium des heil. Laurentius, in Fresco gemalt; in der Badia, im ohern Klostergang:
die Dornenbusse des heil. Benedikt, ein Frescobild; andere Fresken sieht man im
Palazzo vecchio. Im Besitz des Professor Oppenheim zu Frankfurt heündet sich
das Bildniss der Bianca Capello von Bronzinc. Das brittische Museum und die Sa1nm-
lung des Herrn Solly zu London besitzen ebenfalls je ein Bildniss des Meisters, von
denen das in der letzteren die Gemahlin eines Maletesta mit ihrem kleinen Sohn dar-
stellt. Das Bildniss eines lorbeerbekrönten Mannes und das der durch Petrarca ver-
herrlichteu Laura verwahrt man, jenes in der Pinakothek zu München, dieses in
der Leucht-enbergschen Gallerie. Auch das Museum zu Madrid weisst einige treif-
liche Bildnisse dieses Meisters auf. In den Studj zu Neapel sind: die zwei soge-
nannten Geometer, herrliche Bildnisse Bronzino's; auch wird ihmdort das Porträt der
Prinzessin Leonora Sanvitale zugeschrieben. Das Louvre zu Paris enthält einen
erstandenen Christus, der Magdalena als Gärtner erscheinend; der Palazzo Doria
in Rom: das treifliche Porträt des Gianetto Doria; die Gallerie zu Turin: das Por-
trät des Grossherzogs von Toskana, Cosimo de' Medici I. Endlich trifft man in der
Gallerie des Belvedere zu Wien: Maria mit dem Kinde, das einen Vogel hält, und
Johannes, im Hintergrund Joseph und Elisabeth, bezeichnet: BRD-ZINO. FIORETINO.
und drei Bildnisse.
Bronzinc hatte viele Zöglinge gehabt, liefen Vorzüglichster sein Neffe Alessan-
dro Allori war. Als Dichter, dessen burleske Poesieen den klassischen Mustern der
italienischen Sprache beigezählt Werden, wurde er von der Academia, (19113, Crusca, zu
ihrem Mitgliede erwählt.
Brosamer, Hans, Maler, Kupferstecher, und Formschneider, geb. 1506 zu Fulda,
gest. 1552 zu Erfurt, bildete sich nach Aldegrever undBurgkmair und fertigte eine
grosse Anzahl Holzschnitte und Radirungen in einer etwas trockenen und mageren
Manier und in kleinerem Format, wesshalb er auch unter die sogenannten kleinen
Meister gezählt wird. Er lieferte mehre Holzschnitte zu der 1550 von Hans Luft
gedruckten Bibel, unter denen besonders die Erschaffung der Eva erwähnt wird,
hauptsächlich aber zu der 1553 erschienenen lutherischen Bibel. Einer seiner besten
Holzschnitte ist ein schlafender Pferdgknecht, welcher von einer Hexe belauscht
wird; ein anderes Sehr schön geschnittenes Blatt mit dem Brustbild des Landgrafen
Philipp des Grossmüthigen von Hessen ist nur einmal, nämlich in der herzogl. Kupfer-
stichsammlung zu Gotha vorhanden. Unter seinen radirten Blättern sind die vorzüg-
lichsten: Christus am Kreuze (1542); Johannes, Abt vonFulda (1541); Georg Wiceliug