Bonini
Bonnefond.
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sind, so sehr sind sie beinahe auch an Werth verschieden. Man sieht ausgezeichnete
und minder gute von ihm, ja nicht selten solche, die sich nicht über die Mittelmässigkeit
erheben. In seinen Darstellungen von Heiligen oder heiligen Familien erscheint er ins-
gemein am Bcdeutendsten. Man findet in ihnen ein tiefes religiöses Gefühl, Schönheit
der Gesichtszüge, Milde des Ausdrucks . einfache und majestätische Würde der Haltung
und eine Kraft, Durchsichtigkeit und Harmonie der Farben, die ungemein anziehen. In
grösseren Cornpositionen dagegen fehlt ihm die durchgreifende Energie des Geistes
und der Gesammttechnik, die Tizian in so hohem Grade besessen; allein auch in
ihnen, namentlich in seinen Darstellungen aus der biblischen Geschichte erfreut er durch
die naive Auffassung, durch eine Menge feiner, der Natur in ihrer Ruhe und in ihren
Leidenschaften abgelauschten Züge und eine Fülle anmuthiger Gestalten, wie durch
die reizende weltlich-novellistische Behandlung. Venedig, der Hauptschauplatz seiner
künstlerischen Thiitigkeit, ist sehr reich an Bildern von ihm. S0 befindet sich u. A.
in der Akadamie daselbst: das Gastmahl des reichen Mannes, ein höchst anziehendes
Novellonbild; zwei prächtige Gluthbilder: eine Anbetung der Könige in schöner Land-
schaft und eine Madonna mit beiden Kindern und vier Heiligen; der Heiland auf dem
Throne von Heiligen umgeben (mit der Jahrszahl 1530); die Heiligen Barnabas und
Sylvester (mit der Jahrszahl 1562); die Ehebrecherin und mehrere andere Einzel-
üguren von Heiligen; im Palast Manfrini: eine grosse Madonna mit Heiligen, und zwei
Bilder, deren Inhalt die sog. Tafel des Cebes bildet, Allegorien; in S.Angelo Ralfaele:
ein Abendmahl; in S. M. Mater Domini: ein Abendmahl; in der Abbazia, Cap. hinter
der Sacristei; zwei schöne Apostelliguren; in S. Giovanni e Paolo: ein geharnischtor
Erzengel Michael; Christus an der Tafel des Pharisäcrs; die h. h. Paulus, Nicolaus und
ein lllartyrer (mit der Jahrszahl 1563). Ausserhalb Venedigs sind bemerkenswerth,
im Museum zu Berlin: Christus und die Ehebrecherin (mit der Jahrszahl 1552); in
England: eine heil. Familie in einer Landschaft (aus der besten Zeit des Meisters),
in der Bildersammlung des Hrn. Beckford zu Bat-h; die Rückkehr des verlorenen Sohns,
im Schlosse zu Alton Tower (ein Hauptbild des Meisters); der heil. Hieronymus in der
Wüste, in der Bildersammlung zu Lutonhouse; zu Florenz: Christus unter den
Schriftgelehrten, im Palazzo Pitti; zu Genua: eine Anbetung der Könige, im Palazzo
Brignole; in der Gallerie zu Modena: die Gestalten von vier Tugenden; im Louvre
zu Paris: Maria mit dem Kinde, dem kleinen Johannes und Heiligen; die Aufer-
weckung des Lazarus; Maria mit dem Kinde und Heiligen; mehrere Bilder im Museum
der bildenden Künste zu Stuttgart; in der k. k. Gallerie zu Wien; die 11,11, Hiero-
nymus und Jacobus; die h. h. Hieronymus und Johannes; die h. h. Franciscus und
Andreas; Maria, die himmlische Botschaft erwartend und die Verkündigung.
Bonini, Girolomo, gen. PAneomtona, blühte um 1660, war ein Schüler und ver-
trauter Freund Albanis, der in Nachahmung des Meisters von Wenigen erreicht
wird. Er arbeitete zu Bologna, Venedig und Rom. Im Louvre zu Paris sieht man
einen von den Engeln angcbeteten Christus mit den h. h. Sebastian und Bonaventura.
Bonnart, Robert, Kupferstecher, geb. zu Paris 1646, ein Schüler von F. A. van
der Meulen, zu dessen besseren Werken die nach Hugtenburg gestochenen
Blätter gehören, nämlich: Arrivee du Roi devant Douvay; Arrivee du Roi au camp
devallt MaStrik; Vue de la ville et du siege d'Oudenarde; Entree de la reine
dans Arras.
BOIIIIßSSiEIIX, ein sehr talentvoller Bildhauer aus Lyon, der 1836 den grossen
Preis in der Sculptur von der Akademie des beaux arts in Paris erhielt und seitdem
sehr gelungene Arbeiten lieferte, unter denen man einen David, die Schleuder mit
beiden Händen über dem Kopfe haltend, als ein ausgezeichnetes Kunstwerk rühmt.
Bonnecroy, Jean, ein Kupferätzer, der wahrscheinlich in den Niederlanden in der
Mitte des lilahrhunderts, in der Manier" des Lucas van Uden arbeitete. Man
hat von ihm sechs Blätter Landschaften.
Bonnefond, Genre- und Porträtmaler in Lyon , Direktor der dortigen Malerschule,
machte seine Studien nach italienischen Meistern, besonders der venetianischen Schule,
Während er in seinen früheren Arbeiten , z. B. in seinem Patriarchen von Aleppo, zu