136
Berrettoni
Berrugulete , Alonso.
Pinakothek zu München: die Ehebrecherin mit gebundenen Händen an der Seite
eines Wächters; im Louvre zu Paris: Fanstulus übergibt der Laurentia Romulus
und Remus; die h. Martina, in den Tempel geschleppt, um anzubeten, macht das Zeichen
des Kreuzes, Worauf ein Theil des Tempels einstürzt und die Götzendiener erschläägt;
das auf dem Schoosse der Maria sitzende Christuskind erhält von der heil. Martina
Palme und Lilie; Jakob und Esau opfern zur Bestätigung ihrer Versöhnung ein
Lamm; die Geburt der Maria; in der Eremitage zu St. Petersburg: die Rückkehr
der Hagar; Maria mit dem Kinde und der heil. Martina (eine Wiederholung des
Pariser-Bildes); im Museum der bildenden Künste zu Stuttgart: Jesus und die
Samariterin am Brunnen (aus der ehemaligen Gallerie Barbini-Breganze zu Venedig);
in der Akademie zu Venedig: Daniel in der Löwengrube; in der Gemäldegallerie des
Belvedere zu Wien: der bekehrte Saulns wird von Ananias wieder sehend gemacht;
Hagafs Rückkehr in Abrahams Haus; Maria mit dem Kinde, dem die h. Katharina
den Brautring ansteckt. Eine namhafte Anzahl von Stechern hat nach den Ge-
mälden dieses Meisters gestochen.
Berrettini war auch als Architekt thät-ig und zwar wie seine Zeitgenossen in
jener dekorativen Weise des Barockstyles, der mit seiner schrankenlosen Willkühr
der architektonischen Formen so lange Zeit die YVelt beherrschte. Von ihm rühren
die Restauration und Fagade der Kirche S. Maria della Pace her, für deren gelungene
Ausführung er vom Papst zum Cavalier ernannt wurde; ferner Fagade und Portikus
von S. Maria in via Lata; als sein vorzüglichstes WVerk aber scheint er selbst die
Kirche S. Luea e lilartinaf betrachtet zu haben, die er seine Tochter zu nennen
pflegte und der er nach seinem Tode sein ganzes aus 100,000 Seudi bestehendes Ver-
mögen hinterlassen hat. Ausserdem entwarf er für Ludwig XIV. (in Conkurrenz mit
Bernini und Rainaldi) Pläne zur Beendigung des Louvre, für die er von diesem
Monarchen sein mit Diamanten besetztes Bild zum Geschenk erhielt; auch sind in
Rom noch verschiedene andere kleinere Architekturen von ihm zu sehen.
Berrettoni, Niccolö, Maler von Montefeltro, geb. 1637, gest. 1682, war einer
der besten Schüler C. Maratti's, bildete sich aber später nach Cantarini und
suchte in der Nachahmung Guido Reni's und Correggios sich einen leichten und
graziösen Styl anzueignen, in welchem er verschiedene Gemälde zu Rom ausführte,
die beinahe sämxntlich in Kupfer gestochen wurden.
Berruguete, Alonso, Maler, Bildhauer und Architekt, geb. 1480 zu Paredes de
Nava, gest. 1561, erlernte die Kunst bei seinem Vater, kam aber 1503, nach dessen
Tod, nach Florenz, wo er unter denen aufgezählt wird, die nach Michelangelds
Carton der Scene aus den Pisaner Feldzügen zeichneten, und 1504 nach Rom, wo
er sich der Freundschaft des Michelangelo erfreute. Hier machte er Sehr bedeutende
Fortschritte, welche Bramante veranlassten, auch ihn zu einer Conkurrenz mit andern
Künstlern, bezüglich eines Modells vom Laokoon, für den Erzguss bestimmt, einzuladen.
Er machte sich an's Werk, als aber Raphael als Schiedsrichter das des Jac. Sanso-
vino wählte, ging Berruguete wieder nach Florenz, wo 81' häufig mit B.Bandi-
nelli und Andr. del Sarto umgieng. Im Jahr 1520 kehrte er nach Spanien zurück,
wo er, von Karl V. zu seinem Kammermaler ernannt und vielfältig für ihn be-
Sßhäftigt, ill Alt-CEwStilien, in den drei Reichen der bildenden Kunst, arbeitete. Gleich
in den ersten Jahren seiner Rückkunft sehen wir ihn an dem Bau des Colegio mayor
de Sanjago thätig; hierauf führte er mehrere Altäre mit Statuen und Malereien in
Salamanca und Valladolid aus, überhaupt entstand unter seinen Händen eine grosse
Anzahl von Werken, von denen aber die meisten Während des Feldzugs der Franzosen
auf der pyrenäischen Halbinsel im Jahr 1809 zu Grunde gingen. Von seinen Sculp-
turarbeiten, die in der Zeichnung vortrefflich und in den Linien und Bewegungen
sehr lebendig sind, IlllT Illßinßhmßil. die Grenzen des Tßßhtßll Maases übefgghrgiigen, Sieht,
man noch im Museum zu Valladolid: die kolossale Holzfigur des h. Benedikt, bewun-
dernswürdig in Ausdruck, hoher Würde und Güte, ferner mehrere (1528) geschnitzte
Chorstühle, worunter besonders der Bischofsstuhl von meisterlichster Arbeit; zu To-
' Abgebildet in den Denkmälern der Kunst. Atlas zu Kuglers Handb. d. Kunstgasch. Tafßi, Fig. 3.