Bendemanu.
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ausgezeichneten Anlagen so rasch entwickelte, dass er sich schon mit seinen ersten
Bildern einen gefeierten Namen erwarb, den er beinahe mit jeder neuen künstle-
rischen Hervgrbringung bestärkte und weiter verbreitete. So lange sich sein Wir-
kungskreis auf Düsseldorf beschränkte, wählte er meistens das alte Testament zum
Gegenstand von Darstellungen, in denen er das patriarchalische Leben der Kinder
Israel in Freude und Trauer, in Liebe und Schmerz, in den stillen häuslichen Kreisen,
Wie in bedeutenden historischen Momenten aufs Sinnigste und Innigste, tief ergreifend
und tragisch erschütternd, zu schildern wusste Elegien oder Idyllen, von ebenso
ursprünglich poetischer, als durchdachter Composition, jene, bei aller Tiefe der Charak-
teristik, im herbsten Schmerz und tiefsten Elend, vom versöhnenden Hauch der Schön-
heit, Reinheit und Seelengrösse übergossen, diese durch die Macht eines hohen Schön-
heitssinns, des grossartigen Styls und des geistvollen Vortrags zu höherer geistiger
Bedeutsamkeit erhoben.
Nach einzelnen J ugendarbeiten, die schon sein bedeutendes Talent angekündigt
hatten, worunter namentlich das idyllisch anmuthige, obgleich noch etwas sentimen-
tale Bild: Boas und Ruth, trat der 2ljährige Jüngling im Jahr 1832 zuerst mit
seinem grossen Gemälde: die trauernden Juden in der Verbannung, nach den Worten
des 137. Psalms (im städtischen Museum zu Köln), öffentlich auf und erntete damit
einen seltenen allgemeinen Beifall. Man bewunderte daran die kraftvolle Auffassung
des poetischen Gedankens, die grossartige Composition, die beredte Charakteristik
und die meisterhafte Technik. Auf dieses WVerk (gestochen von Ruscheweyh,
lith. von J. B. Weiss und J. G. Schreiner) folgten 1833: die idyllische Ro-
manze: zwei Mädchen am Brunnen (gest. von Felsingl; 1834 die Töchter des
serbischen Fürsten, nach einem morlakischen Gedichte in Herders "Stimmen der
Völcker"; ferner die drei Könige auf der Wanderung; die Ernte , eine reizende
poetische Verherrlichung des alttestamentarischen Landlebens (gest. von E ichens);
die unvergleichlich schöne Idylle: der Hirt und die Hirtin, nach Uhland (gest. von
Steifensand); endlich 1836 sein: Jeremias auf den Trümmern von Jerusalem, ein
Meisterwerk grandioser tragischer Erhabenheit und von herrlich er malerischer Wirkung
(im Besitze des Königs von Preussen). Im Jahre 1838 siedelte Bendemann zur
Uebernahme einer Reihenfolge von Gemälden im k. Residenzschlosse zu Dresden und
zugleich einem Rufe , als Professor an der dortigen Akademie folgend, nach der
sächsischen Residenzstadt über. Hier schmückte er in unermüdlicher Thätigkeit,
die nur durch ein zeitweises Augenleiden, das 1841 eine Reise nach Italien nöthig
machte, unterbrochen wurde, zum Theil mit seinem Schwager Hühner die Wände des
Thron- und Ballsaals mit Fresken, die mit zu den bedeutendsten Werken der deutschen
monumentalen Malerei gehören. Die des ersteren stellen im Fries, in der Anschaungs-
weise des Mittelalters, das Leben des Menschen in seinem Wirken und Mühen von
der Erschaffung im Paradiese bis zur Rückkehr ins himmlische Paradies dar, führen
in vier grcssen Bildern aus dem Leben des ersten Kaisers aus dem sächsischen Hause,
den Ritten, den Geistlichem, den Bürger- und den Bauernstand, und in 16 weiteren
Bildern eine Reihe von sechszehn Gesetzgebcrn und weisen Fürsten des AlterthumS
und des Mittelalters vor. Die Wandmalereien des Ball- und Concertsaals, im Gegen-
satz zu denen des Thronsaals, enthalten in einem sinnreichen Parallelismus der Zu-
sammenstellung, im Friese: Darstellungen aus dem heiteren, sinnlich schönen Leben
der Griechen, in seinen Hauptzügen und charakteristischen Momenten von der Geburt
bis zum Tode, und in den Hauptbildern: die Züge des Apollo und des Bacchus nach
den Gipfeln des Parnassus; die Hochzeit des Peleus und der Thetis und die Hochzeit
Alexanders und der Roxane, sämmtliche Gemälde durchilochten von anderen 50811611
aus der griechischen Mythologie und Geschichte, von den Gestalten der Künste u.s.w.
Alle diese Bilder geben fortgesetzte Belege für den Adel des Talents, die Feinheit
der Bildung, die sittliche Grazie, die Reinheit des Styls und der Empfindung und die
Meisterschaft in der Bewältigung der darstellenden Mitteln, in deren harmonischem
Einklang Bendemanns künstlerische Ei genthümlichkeit besteht.
Ausser den bereits angeführten Werken dieses Meisters sind noch zu nennen: