Volltext: A - E (Bd. 1)

118 
Bellini , Giovanui. 
tragen hatten , von zeitgenössischen Dichtern schon bei Lebzeiten besungen und ge- 
priesen , starb Bellini im Jahr 1516 in seinem 90. Jahre an Altersschwäche. 
Unter seine Schüler, deren er eine grosse Anzahl gebildet, zählt man ausser 
den beiden genannten ausgezeichnetsten: Girolamo Mocetto, Jacopo aus Mon- 
tagna, Rondinello von Ferrara, Benedetto Coda. aus Ferrara, Pier- 
francesco Bissolo, Pietro degli Ingannati, Piermaria Pennacchi, 
Andrea Cordelle Agi, Martino da Udine, Girolamo di Santa Croce, 
Vincenzo Catena, Andrea Previtali u. A. 
Was in Bellinfs Gemälden so unwiderstehlich anzieht, ist das edle, zarte und 
sinnvolle Gemüth, das sich darin, bald in mildem Ernste, bald in kindlich stiller 
Heiterkeit ausspricht; die hohe sittliche Schönheit, die in denselben nach der liebens- 
Würdigsten Seite, in lebendiger Natürlichkeit und grossartigem Styl zur Darstellung 
kommt. In seinen Kirchenbildern, namentlich in seinen heiligen Familien, den so- 
genannten Heiligengesprächen  sante conversazioni  befolgt er bereits eine 
freiere; naturalistische, dem Irdischen näher geriicktere, lebendiger bewegte Auf- 
fassungsweise, als seine künstlerischen Vorgänger; allein sie sind dennoch vom Geist 
ächter Andacht durchwehti, selbst wo er dem religiösen Ernste durch heitere, singende 
und musicirende, oder spielende Kinderengel eine anmuthige Abwechslung zu ver- 
leihen und die Gesammtwirkung durch die Reize prachtvoller Beiwerke, Throne und 
Tribünen , oder lieblicher landschaftlicher Umgebung zu heben sucht. Seine Ge- 
stalten sind bei aller Individualisirung schöne , edle , ausdrucksvolle Naturen voll 
Kraft und Leben. Seine Madonnen erscheinen von eben so hoher Würde, als huld- 
voller Grazie beseelt, und in seiner Gestalt Christi gelingt es ihm zuweilen ein Ideal 
edler und schöner Menschlichkeit, bewältigender geistiger Uebermacht und himm- 
lischer Hoheit zu vereinigen. Seine Färbung ist von grösster Tiefe, Durchsichtigkeit 
und Klarheit, voll warmen Lebens und Naturwahrheit und in ihrer Gesammtheit von 
herrlicher Wirkung. 
Als seine vorzüglichsten, noch erhaltenen und für ächt erkannten Bilder, deren 
grösste Anzahl sich in den Kirchen und Gallerien von Venedig findet, werden an- 
geführt: im Museum zu Berlin: Christus, in der Linken ein Buch haltend, mit der 
Rechten segnend; der todte Christus von Maria und Johannes betrauert; der todte 
Christus, von Maria, Johannes, Magdalena, Joseph von Arimathia und Nicodemus 
betrauert; Maria hält das segnende Kind auf dem Schoose; die vor einem rothen 
Teppiche stehende Maria hält das auf einer steinernen Brüstung stehende Kind; 
die Darstellung Christi im Tempel; im Besitz des Direktors P. v. Cornelius eben- 
daselbst: eine Madonna in trono; in der Gallerie zu Dresden: das Brustbild des 
Dogen Leonardo Loredano, und Christus , die rechte Hand segnend ernporhebend (ein 
grossartiges Bild, das aber neuerer Zeit dem Cima, da, Conegliano zugeschrieben 
wird); in England, in der Bildersammlung in Burleighouse: Christus, dem Petrus 
die Himmelschlüssel übergebend; in der Bildersammlung von Castle Howard: die 
Beschneidung Christi (das wahre mit dem Namen bezeichnete Üfiginal so vieler 
schon in alter Zeit gemachter Kopieen); in der Liverpool-Institution; Maria mit dem 
Kinde; in der Bildersammlung zu Leight-Court: eine Anbetung der Könige; im Be- 
sitz des Herrn Beckford zu Bath: das Bildniss des Dogen Vendramin; in der Bilder- 
sammlung des Sir Th. Baring zu Stratton: Maria, das Kind auf dem Schoose; in der 
National-Gallerie; Bildniss des Dogen Loredano; im Besitz des früheren Lords Dud- 
ley zu London: Maria mit dem Kinde in einer Landschaft; im Städefschen Inst-itut 
zu Frankfurt: Maria mit dem Kinde, dem h. Johannes. dem Täufer; und der h. Elisa- 
beth; in der Brera zu Mailand: Maria mit dem Kinde in einer Zimmerarchitekturt 
und Maria mit dem Kinde in einer Landschaft"; im herzoglichen Palast zu Mo- 
dena: eine Madonna mit dem Kind zwischen Heiligen; in der Pinakothek zu 
München: das Brustbild des Künstlers, und Maria mit dem Kinde in den Armen, 
die Hand auf das Haupt des Donators legend; in der Leuchtenberg'schen Gallerie 
' Abgebildet in den D enkmäl ern der Kunst. Atlas zu Kuglers Handb. der Kunstgesch. Taf. 69 , Fig. 3. 
" Ebendaselbst. Tat". 69, Figni. 
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.