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Belliui , Gentile
Bellini , Giovanni.
bestehen in Darstellungen von heiligen Gegenständen, Studien nach Antiken, Archi-
tekturen und Kostümen und geben eine deutliche und umfassende Anschauung der
eigenthiimlichen und grossartigen Tendenz der Paduaner-Schule, deren Keime, von
Squarcione gelegt und von Giac. Bellini gepilegt, von Andrea Mantegna zu
so hoher Blüthe getrieben wurden, bilden also gewissermassen den Uebergang von
den Werken des ersteren zu den Schöpfungen des letzteren, der wohl selbst nach
ihnen seine Studien gemacht haben mag.
Literatur. Dr. Gaye, Kunstblatt, Jahrgang 1840. Nro. 23-26. Passavant, ebendnselbst Nro. 53.
Bellini, Gentile, geb. 1421 , gest. 1501 , ein Sohn des Giac. B ellini, ging zu
seinem Vater Giacomo in die Lehre, führte mit diesem und seinem Bruder Gio-
vanni gemeinschaftlich verschiedene Bilder aus und erwarb sich, nachdem sich jener,
den er in seinen Arbeiten längst übertroffen hatte, von den Geschäften gänzlich
zurückgezogen, durch seine Malereien, namentlich durch die acht Bilder aus der
Geschichte des Wunders vom Kreuze Christi, als Fortsetzung der von Gi 3,.
como Bellini für die Scuola di S. Giovanni gemalten Darstellungen, einen solchen
Ruf, dass er mit der Ausführung einer Reihenfolge von grossen historischen Dar-
stellungen aus der Geschichte Venedigs im Saal des grossen Raths beauftragt wurde.
Er malte auch dort sechs Bilder (sämmtlich bei dem Brande von 1577 zu Grunde
gegangen), an denen die reiche Erfindung, die schöne Anordnung, der charakteri-
stische Ausdruck und die grosse Naturwahrheit gerühmt wurden, und begab sich 1479,
auf die ehrenvolle Empfehlung der Signoria, welche der Sultan Mohammed II. um
einen geschickten Bildnissmaler angegangen, nach Konstantinopel. Hier führte er
mehrere Bilder für den Sultan, unter anderem auch dessen Porträt aus und kehrte
reich beschenkt wieder in seine Heimath zurück, woselbst er ein grosses Medaillen
in gegossener Bronze mit dernBildniss Mohammeds und drei Kronen auf der Rück-
seite fertigt-e, im Uebrigen aber wenig mehr gearbeitet haben soll, und in seinem
80. Jahre starb.
Gentile erreichte zwar in seinen Bildern nicht denselben hohen Grad von Voll-
kommenheit, wie sein Bruder, allein er wusste durch liebevollen Fleiss das ihm ver-
liehene Talent so zu verwenden, dass er immerhin eine sehr ehrenvolle Stelle unter
seinen künstlerischen Zeitgenossen einnahm. Seine Gestalten sind hin und wieder
noch in der alterthümlichen Richtung befangen, doch bereits von lebendiger Natur-
wahrheit durchdrungen, und wenn er auch in seinen Köpfen in der Tiefe der Charak-
teristik ziemlich hinter seinem Bruder zurückblieb, so übertraf er ihn dagegen in
der Weichheit der Behandlung und an Feinheit des Formensinns, namentlich aber
war er im Porträt ausgezeichnet. Zu seinen vorzüglichsten, noch erhaltenen Werken
zählt man: die beiden grossen figurenreichen Bilder (vom Jahr 1466) in der Aka-
demie Zu Venedig (aus dem oben erwähnten Cyklus von Darstellungen des Mirakels
mit der Reliquie des heil. Kreuzes). Ein nicht minder grosses Bild von ihm, für die
Bruderschaft des heil. Marcus zu Venedig gemalt, die Predigt des heil. Marcus zu
Alexandria darstellend , mit fast lauter orientalischen Trachten , befindet sich in der
Brera zu Mailand. Im Louvre zu Paris sieht 1113,11 von ihm, auf einem und demselben
Bilde, sein Porträt und das seines Bruders Giovanni in Perüßkenartig angeord-
netem Haar. Eine Wiederholung davon, aber von geringerem Werthe, nebst einem
Temperabild des Meisters, Maria mit dem Kinde und den DODMQTQII, besitzt das
Museum zu Berlin. Ein anderes männliches Porträt (mit der Jahrszahl 1492) be-
findet sich im Besitz des Herrn Dr. dell' Aqua in Mailand. Ein Bildniss Moham-
meds II. von Gentile wurde 1825 nach England Verkauft, Woselbst man auch im
brittischen Museum zu London eine vortreifliche FedßTleißllllllng auf weisseni Papier
von ihm sieht, auf Welcher derselbe Sultan und die Slllivßflill lllüttelä Sitzend in ganzen
Figuren dargestellt sind.
Seinen Aufenthalt in Konstantinopel benützt-e Gßntile, um eine Zeichnung der
berühmten Säule des Theodosius zu machen, die 1'702 von Menestrier und später
von Banduri im "Imperium Orientale" im Stich herausgegeben wurde.
Bellini, Giovanni, gewöhnlich Giambellin genannt, der Sohn des Giacomo und