Baron
Baroni.
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erlaubte, täglich zwei Stunden, eine Vormittags und eine Nachmittags zu arbeiten;
so u. A.: Hagar, die ihren Sohn in der Wüste tränkt; die Himmelfahrt der Maria;
eine Grablegung Christi; Maria mit dem Kinde, den h. h. Franciscus und Dominicus
erscheinend; der h. Franciscus, die Wundmale empfangend; Magdalena betend am
Grabe Christi in der Gallerie zu Dresden; eine Geburt Christi im Museum zu
Madrid; Christus der Magdalena im Garten erscheinend, und die h. Maria von Aegyp-
ten, das Abendmahl empfangend in der Pinakothek zu München; die auf Wolken
thronende Maria mit S. Lucia und S. Antonius und eine lieil. Margaretha, ein äusserst
liebliches Bild, im Louvre zu Paris; Christus mit Magdalena, in der Gallerie Corsini
zu Rom; eine Flucht nach Aegypten in der Akademie zu Venedig u. s.w. Ba-
roccio radirt-e auch mit zierlicher Nadel ungemein fleissig in Kupfer. Man kennt
indessen nur 4 Blätter von ihm: die Entziickung des heil. Franciscus; eine Ver-
kündigung; die Stigmatisation des heil. Franciscus und eine sitzende Maria. Trotz
seiner langjährigen Kränklichkcit brachte er sein Leben dennoch auf 84 Jahre. Er
starb 1612.
Baroccio entging dem Verderbniss des Manierismus, der unter den Nachfolgern
der grossen Meister der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts eingerissen, durch ein enge-
res Anschliessen an die Vorbilder der letzteren und das Streben nach YVahrheit und
Natur, indem er sich durch eifriges Studium Raphaels, unter besonderem Einilißs des
Correggio und Parniigianino, eine Kuustweise ausbildete, die sich nicht gerade
durch Tiefe des Inhalts und grosse Kraft, aber durch wiirdevollere Behandlung des
Gegenstandes, durch die sanfte Zartheit und Milde der Intentionen, die höchst leben-
dige Darstellung der Affekte, den andächtigrrn Ausdruck, besonders aber durch den
Schmelz des Colorits und die Reize des Helldunkols, wodurch sich seine Bilder dem
Auge so süss einschmeicheln, wie Musik dem Ohre, auszeichnet. Freilich konnte
auch er sich der Geschmacksrichtung seiner Zeit nicht ganz entwindcn; seine Auf-
fassung wird hin und wieder geziert, sein Ausdruck siisslich, seine Grazie aifektirt
und seine Färbung, wenn auch noch so lieblich, oft unwahr, in den Fleischtönen zu
rosig, in den Schatten zu blau. Mit Ausnahme einer Darstellung des Brands von
Trojat und einigen Bildnissen kennt man von ihm nur religiöse Bilde1'; zu seinen
Studien bediente er sich, wie die hedeutenderen Meister vor ihm, Correggio, Gare-
falo u. A., kleiner Modelle aus liVachs oder Thon, die er, nachdem er darin seine
Gedanken ausgedrückt, auf's Gewissenhafteste kopirte.
Literatur. Gio. Pict-ro B ellori, La vita dei Barocci. Lanzi, Gesch. der Malerei in Italien. Museo
fiorentino, woselbst auch sein Porträt im Stich.
Baron, Bernard, Kupferätzer und Stecher, geb. zu Paris um 1700, gest. zu Lon-
don 1766, ein Schiller des N. Tardieu, stach in des Letzteren Manier historische
Bilder und Porträts, unter denen die vorzüglichsten sind: Karl I. zu Pferd und die
Familie des Grafen von Nassau, nach van Dyck; Jupiter und Antiope, die Familie
des Nobili Cornaro, nach Tizian; König Heinrich VlIL, nach Holbein; eine stür-
mische See und eine Seekiiste mit Felsen, nach Montagn e.
321'011, Henry, ein Maler, der zu Paris lebt und sich ilament-lich in Darstellungen
galanter Feste nach Art des Watteau gefällt. Seine äiusserst reizend componirten
und gezeichneten Bilder haben eine brillante Färbung.
Baron oder Baronius, Johann, genannt Tolosano, Kupferstecher, geb. 1631 zu
Toulouse, arbeitete meistens zu Rom, stach Bildnisse, worunter 50 berühmte italie-
nische Künstler, und Historien, unter denen das Blatt: die betrübten Philister bei
der Pest nach Poussin, zu seinen besten Arbeiten gehört.
Baroui, Ü- A. von, gen. Cavalcabo, geb. 1682,. gest. 1759, ein geschätzter
Historienmaler Tyrols, der unter CfMaratti zu Rom studirte und in verschiedenen
Kirchen seines Vaterlandes, in Roveredo, Sacco, Mori, Isera, Brancolino u. s.w. durch
treifliche Altarbilder schöne Beweise eines eriindungsreichen und tüchtig ausgebil-
deten künstlerischen Talcntes an den Tag legte.
Abgebildet in den Denkmälern der Kunst.
Atlas zu Kuglers Handb. der Kunstgesch.
Tnf. es, Fig. 1